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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi
Autoren: Ulrich Hefner
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gedeckt war.
    Eine Woche später folgte dann der zweite Teil der BBC-Produktion. Er hatte den Titel Talpiot – Mythos oder Wahrheit, die Gegendarstellung ließ keinen Zweifel daran, dass sich Tabor irrte. Es war in der Medienwelt so einfach, Wahrheiten und Lügen derart zu verdrehen, dass die Menschen nicht mehr wussten, wem sie noch glauben konnten.
    Pater Leonardo knipste das Licht an. Er war stolz auf sich, und er war stolz auf seinen Plan. Weder dieser Thomas Stein noch irgendein anderer aus dem Team der Archäologen würde dann noch Aufmerksamkeit erregen, wenn sie mit ihren Vermutungen über Jesus Christus an die Öffentlichkeit gingen oder vielleicht eine weitere Grabstätte von Jesus präsentierten. Jesus könnte überall und nirgends begraben sein. Noch immer fand man in Jerusalem bei Bauarbeiten Grabstätten von Verstorbenen. Verstorbene, die vor Jahrhunderten in die um Jerusalem herum zahlreich vorhandenen Felsengrotten gebettet worden waren, bis ihre Gebeine schließlich in die steinernen Knochenkästen gelegt wurden.
    Noch viele dieser Grabstätten waren unentdeckt.
    Was also würde passieren, wenn man ein weiteres Grab Jesus’ im Heiligen Land fände?
    Pater Leonardo kannte die Menschen genau. Der Stein wäre im See versunken, und die letzte Welle wäre verebbt. Verwirrung und Ratlosigkeit, die irgendwann in Desinteresse endeten.
     
     
    Hotel Leopold, München …
     
    Die Koffer waren gepackt, die Tickets gekauft. Am nächsten Morgen um elf Uhr würden sie vom Münchner Flughafen abfliegen. Tom war zuversichtlich. Er hoffte, auf dieser Expedition endlich die Gewissheit zu erlangen, die er brauchte, um seinen Seelenfrieden zu finden und nachts wieder ruhig schlafen zu können. Gewissheit für sich ganz allein. Sie hatten sich besprochen und waren sich einig: Egal, was sie in den Felsen von Masada finden würden, es war für sie bestimmt. Niemand anderes sollte davon erfahren.
    »Hast du das gelesen?«, fragte Yaara und präsentierte die Fernsehzeitung.
    Tom warf einen kurzen Blick auf das Programmheft.
    »Sie bringen einen Filmbericht über das Jesus-Grab in Talpiot«, erzählte sie. »Ist das nicht komisch?«
    Tom griff nach dem Magazin und las den Bericht zu dem Film, der von der BBC in Zusammenarbeit mit dem bekannten Regisseur James Camorra produziert worden war. Er gab die Zeitung an Moshav weiter.
    »Das ist doch eine ganz alte Geschichte«, sagte er. »Wann war der Fund des Grabes? 1990 oder noch früher?«
    »Früher«, antwortete Yaara. »1980 haben Bauarbeiter die Grotte von Talpiot entdeckt.«
    »Warum macht man jetzt so ein Aufheben darum?«
    »Ist euch das nicht klar«, sagte Tom. »Es muss der Kirche und diesem Pater wirklich sehr wichtig sein, dass wir schweigen.«
    Yaara und Moshav schauten Tom fragend an.
    »Als dieser Pater Leonardo mit mir im Gefängnis sprach, sagte er, dass er mit den Morden nichts zu tun habe«, erklärte Tom. »Ich glaubte ihm nicht, so erklärte er mir, dass sich die Zeiten geändert hätten. Mord sei kein Mittel mehr, es gäbe andere Möglichkeiten, um die Leute zu verwirren.«
    »Was hat er damit gemeint?«, fragte Moshav.
    Tom wies auf den Artikel. »Die Argumentationslinie dieses Religionsforschers steht auf so dünnen Beinen, dass sie bei der geringsten Erschütterung einbrechen wird. Lies, es gibt einen zweiten Teil, der nächste Woche ausgestrahlt wird. Du wirst sehen, im nächsten Teil dieser Dokumentation stampft man diesen Tabor samt seinem Jesus-Grab unangespitzt in den Boden. Und am Ende wird man über Tabor lachen.«
    »Was hat das mit uns zu tun?«
    »Verwirrung, die Leute hinters Licht führen, Wahrheit und Lüge so dicht zusammen bringen, dass am Ende niemand mehr durchblickt«, entgegnete Tom.
    »Und dann kommen wir und präsentieren das Grab von Masada.«
    Yaara erhob sich. »Er ist verdammt schlau, dieser Pater.«
    Moshav verstand. »Und wenn wir das Masada-Grab präsentieren, dann haben die Leute schon längst ihre feste Meinung, und wir stehen wie ein paar Idioten da, die nur auf einen fahrenden Zug aufspringen wollen.«
    Tom klatschte Beifall. »Jetzt hast du es kapiert, diese ganze Inszenierung hat nur den Zweck, uns zuvorzukommen und die Leute zu verwirren.«
    »Egal, was wir in Masada finden«, schob Yaara nach. »Die Welt wird sich nicht dafür interessieren.«
    Moshav kratzte sich am Kopf. »Aber wir hätten es ja sowieso für uns behalten.«
    Tom nickte. »Aber darauf konnte sich dieser Pater aus Rom nicht verlassen. Also stiftet
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