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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein
Autoren: Kerstin Gier
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Badezimmer und einem Miniaturflur bestand unser Domizil aus nur einem einzigen Zimmer, in dem wir schlafen, essen und kochen mussten. Dafür lag die Wohnung aber bedeutend schöner als meine alte. Von der Wohn-Schlaf-Küche konnte man direkt in den verwilderten Garten und auf eine große Terrasse treten, und was noch besser war: Auch das schöne, gepflegte Schwimmbad des Vermieters durften wir mitbenutzen.
    Freunde und Bekannte hatten uns davor gewarnt, das Zusammenleben auf so engem Raum zu erproben.
    »Das geht niemals gut«, hatten sie gesagt, »ihr fallt euch nach ein paar Tagen schrecklich auf die Nerven.«
    Aber das stimmte nicht. Nichts, was Alex tat, störte mich. Er hatte keine einzige unangenehme Eigenschaft, keine seltsame Marotte, keine psychopathischen Rituale. Wir hatten die gleiche Einstellung zu Ordnung und Unordnung, keinen von uns störte es, wenn der Klodeckel aufstand, da waren wir nicht so pingelig. Es ärgerte mich auch nicht im Geringsten, dass Alex seine Klamotten da liegen ließ, wo er sie hatte fallen lassen, und dass er niemals die ausgespuckte Zahnpasta aus dem Waschbecken wischte. Dafür tolerierte er, dass ich seine Klamotten wegräumte und das Waschbecken putzte.
    Er und ich kamen wunderbar miteinander aus, und wenn man sich liebt, kann man auch auf allerengstemRaum glücklich sein. Und das waren wir jetzt schon vierundvierzig Tage lang ohne Unterbrechung.
    »Na, wie war's heute mit deinen Müttern?«, fragte Alex, als ich zur Tür hereinkam.
    »Frag mich nicht«, bat ich und warf meine Sachen in die Ecke. Vor nächstem Montag wollte ich keinen Gedanken mehr daran verschwenden.
    »Ich bin auch gerade erst gekommen«, sagte Alex und küsste mich. »Was willst du kochen? Ich sterbe vor Hunger.«
    »Ich dachte an Nudeln mit grüner Soße, ist das okay?«
    Alex begann prompt, den Knoblauch und die Zwiebeln für die Soße kleinzuschnippeln. Das machte er immer, weil er es, wie er sagte, nicht ertragen konnte, mich weinen zu sehen. War das nicht süß?
    Ich sang fröhlich vor mich hin.
    »Was singst du da?«, fragte Alex irritiert.
    »Aramsamsam«, sang ich und war selber überrascht, »gulligulligulligulligulliramsamsam.«
    Alex schüttelte den Kopf.
    »Du kannst einem wirklich Leid tun«, meinte er. »Nicht zu fassen, dass du für so was studieren musstest.«
    »Arabi«, sang ich und neigte mich tief zu der gehackten Petersilie herab.
    Die Nudeln mit der grünen Soße schmeckten vortrefflich. Wir hatten jeder zwei Glaser italienischen Rotwein dazu, Eros Ramazotti und Kerzenschein.
    »Und was gibt es zum Dessert?«, fragte Alex.
    »Wir könnten Vanilleeis mit heißen Pflaumen essen«, sagte ich und lächelte ihn an. »Oder einen ganz anderen Nachtisch.«
    »Dann will ich den ganz anderen Nachtisch«, entschied sich Alex. Das tat er übrigens zum vierundvierzigstenMal hintereinander. Nein, zum dreiundvierzigsten Mal, um ehrlich zu sein. An einem Abend hatte ich eine fantastische Rote Grütze mit Eierlikörsoße gemacht, und da wollte Alex zuerst die Grütze und dann den ganz anderen Nachtisch. Seit ich bei ihm wohnte, hatte ich drei Kilo abgenommen.
    Ich war wirklich die glücklichste Frau des ganzen Universums. Ich hatte jeden Tag Sex, einen Mann, der für mich die Zwiebeln würfelte, und demnächst auch noch ein traumhaft schönes Haus.
    Wir hatten lange gebraucht, um ein Haus zu zeichnen, das in jeder Beziehung unseren Wünschen entsprach. Die ersten vier Versionen waren mit knapp dreihundert Quadratmetern etwas zu groß geraten. Wir hatten schweren Herzens die Bibliothek, das Kaminzimmer, den Wintergarten und den Raum für Alex' Modelleisenbahn gestrichen, ebenso den Turm, unter dessen Glaskuppel unser Schlafzimmer hatte liegen sollen. Allein aus Kostengründen hatten wir uns für eine schlichtere Version von hundertvierzig Quadratmetern entschieden, in der die Räume ganz normal dimensioniert waren. Alex hatte die Pläne gezeichnet, die notwendigen Berechnungen und Bewehrungspläne hatte der firmeneigene Statiker umsonst angefertigt, und seit zwei Wochen lag der Bauantrag bereits beim Amt.
    »Mit meinen Beziehungen könnten wir die Genehmigung in zwei Wochen haben«, sagte Alex. »Aber ich will erst im Frühjahr anfangen - bis dahin steht auch unsere Finanzierung.«
    Bis es soweit war, wollten wir noch knapp zehntausend Mark sparen, zusammen mit Alex' fälligem Bausparvertrag und dem Geld, das Alex' Vater beisteuern wollte, hatten wir dann über hunderttausend Mark zusammen.Den Rest
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