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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein
Autoren: Kerstin Gier
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gezeigt, dass ich es nicht ernst nahm? Hatte ich es mit dem Wort »Kuckuck« unterfordert und damit seine persönliche Entwicklung gehemmt?
    »Wir möchten, dass du die Kinder genauso ernst nimmst, wie wir das tun«, wiederholte Maike. »Wir sprechen doch auch ganz normal mit den Kindern.«
    »Was normal ist, ist doch wohl eher subjektiv«, widersprach ich gereizt. Ich persönlich fand es nicht normal, Babys mit »Herr« und »Frau« anzureden. Und wie — bitte! - passte das mit »gulligulligulligulligulli ramsamsam« zusammen?
    »Lass dir das einfach mal von gestandenen Mütterngesagt sein«, schloss Maike herablassend, und die gestandenen Mütter ringsum nickten alle wieder mit dem Kopf.
    Was bedeutete überhaupt »gestanden«? Dass man mindestens ein Kind mit mindestens zwei Vornamen und einen Taillenumfang von mindestens hundertundfünf Zentimetern aufweisen konnte? Jedenfalls war ich dieser Argumentation gegenüber machtlos. Ich sah auf die Uhr.
    »Es ist Zeit für unser Schlusslied«, sagte ich unfreundlich und klatschte in die Hände. »Und dann bitte ich darum, dass ihr diesmal die Bananenschalen in den Abfalleimer entsorgt und nicht wieder einfach auf der Fensterbank liegen lasst.«
     
    »Ich hasse meinen Job«, sagte ich zu meiner Kollegin und besten Freundin Hanna, als ich den Kassettenrecorder für die zweite Gruppe aus unserem gemeinsamen Büro holte. Das musste sie sich jeden Dienstag anhören.
    »Wenn ich dich nicht hätte, wüsste ich nicht, welchen Tag wir haben«, entgegnete Hanna. Die Glückliche organisierte den Bereich »Gesundheit und Kreatives«, und darum beneidete ich sie heftig. Ganz besonders dienstags.
    »War's wieder sehr schlimm?« »Ja«, sagte ich heftig.
    »Ich glaube, Heiko betrügt mich«, sagte Hanna, ohne darauf einzugehen.
    Ich nahm ihre Bemerkung nicht weiter ernst. Hanna war seit neun Jahren mit Heiko befreundet, und fast genauso lange äußerte sie etwa einmal im Jahr die Vermutung, er sei ihr untreu.
    »Wer ist es denn diesmal?«, fragte ich, denn Hannahatte immer einen konkreten, leider nie bestätigten Verdacht. Einmal war es angeblich seine Sekretärin, das andere Mal die Desinfiziererin aus dem Sonnenstudio.
    Diesmal zuckte sie die Schultern.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich spüre nur, dass da eine andere ist.«
    »Ich denke, er hat dich erst letzte Woche gefragt, wann ihr endlich zusammenziehen werdet«, erinnerte ich sie. »Da wird er dich doch heute unmöglich schon betrügen.«
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun«, meinte Hanna. »Er will nur zusammenziehen, weil er die ewige Fahrerei am Wochenende leid ist und hofft, dass ich seinen Haushalt finanzieren werde.«
    Heiko arbeitete seit einem halben Jahr in einem Krankenhaus unten in Ludwigshafen, und Hanna war nicht bereit gewesen, ihren Job in Köln aufzugeben, um ihm zu folgen. Deshalb führten die beiden jetzt eine Wochenendbeziehung. Bei Alex und mir war so etwas unvorstellbar. Ich wäre ihm überallhin gefolgt.
    »Er hat eine andere«, wiederholte Hanna.
    »Morgen ist dein freier Tag«, sagte ich. »Warum fährst du nicht einfach nach Ludwigshafen und überraschst ihn?«
    Hanna schnaubte. »Ich bin doch nicht blöd! Mittwoch ist der einzige Tag, an dem ich ausschlafen und alle die Dinge erledigen kann, die die ganze Woche über liegen bleiben. Ich weiß auch so, dass er mich betrügt.«
    »Also, wenn du das wirklich weißt, verstehe ich nicht, warum du überhaupt noch mit ihm zusammen bist«, sagte ich. »Wenn Alex mich betröge, dann wollte ich ihn nicht mehr haben.«
    »Wir sprechen uns in ein paar Jahren wieder, Elisabeth«,sagte Hanna, so als wäre Fremdgehen früher oder später in jeder Beziehung ein Thema.
    »Du bist völlig auf dem Holzweg«, erklärte ich. »Alex und ich, wir würden einander niemals betrügen.«
    »Weißt du das so sicher?«
    »Ja«, sagte ich. So sicher wie das Amen in der Kirche.
    Hanna schwieg. Aber selbst ihr Schweigen hatte etwas Besserwisserisches.
    »Woran merkst du denn, dass Heiko dich betrügt?«, fragte ich.
    »Als ich neulich spätabends angerufen habe, da war er nicht allein«, erzählte Hanna bereitwillig. »Das habe ich an seiner Stimme gemerkt. Und dann hat er auch niemals meinen Namen genannt. Überhaupt, wer zugehört hat, hätte denken können, er telefoniert mit seiner Mutter. Elisabeth, ich sage dir, da stimmt was nicht.«
    »Und warum sprichst du ihn nicht einfach darauf an?«
    Hanna lachte höhnisch. »Weil er mir ja doch nicht die Wahrheit
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