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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein
Autoren: Kerstin Gier
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Er war wirklich ein gut aussehender Mann, dieser James Bond von der Unteren Wasserbehörde, das war unbestreitbar.
    Seine Hand fühlte sich warm und kräftig an, als er damit meine schweißnasse Linke ergriff und festhielt.
    Auf der Schwelle drehte ich mich noch einmal um. Die Gäste saßen auf ihren Plätzen wie versteinert, niemand außer mir hatte sich bewegt. Alle schauten mich an, niemand blickte auf Alex. Auch Tanja nicht, in der drittletzten Reihe. Ihre blauen Augen waren weit aufgerissen. Ich lächelte ihr kameradschaftlich zu, nahm meinen Brautstrauß und warf ihn in einem sanften Bogen über die Köpfe der anderen hinweg in ihren Schoß. Niemals hatte ich einen besseren Wurf gelandet.
    »Vielleicht kannst du an meiner Stelle gleich weitermachen, kleine Wildkatze«, sagte ich leise. Die Stille trug den Klang meiner Stimme bis in den letzten Winkel. »Nur schade, dass du kein Bauland besitzt.«
    Hand in Hand mit James Bond von der Unteren Wasserbehörde schritt ich die Kirchentreppe hinab.
    Sein Wagen wartete direkt neben dem blumengeschmückten Oldtimer, aus dem uns der Chauffeur mit offenem Mund begaffte. Es war ein solider, roter Kombi neuesten Baujahrs, sauber geputzt, auf dem Dachgepäckständer war ein Surfbrett festgeschnallt.
    »Ich wollte ja ursprünglich am Wochenende nach Holland fahren«, erklärte James Bond, als er mir galant dieBeifahrertür öffnete. »Das war, bevor Sie angerufen haben.«
    Ich ließ mich anmutig in den Sitz fallen. »Es tut mir Leid, Ihre Pläne durchkreuzt zu haben.«
    James Bond lächelte. Dabei entblößte er eine Reihe schöner weißer Zähne. »Mir nicht«, sagte er, lief leichtfüßig um den Wagen herum und stieg auf der Fahrerseite ein.
    »Und jetzt?«
    »Nichts wie weg«, sagte ich und blickte über meine Schulter zur Kirche zurück. Immer noch war niemand zu sehen. Niemand, der uns aufhalten wollte.
    Während die Kirche im Rückspiegel kleiner und kleiner wurde, überlegte ich, was sich da drinnen wohl abspielen mochte. Sicher verlangte Horst sein Geld zurück, jetzt und auf der Stelle, und Alex war gezwungen, mein merkwürdiges Verhalten zu erklären. Was er nicht sagte, würde Hanna besorgen, denn ich wollte schließlich nicht, dass man Alex bedauerte und mich für ein herzloses Biest hielt. Wenn die Gäste hingegen meine wahren Beweggründe und die Tatsache erfuhren, dass sie um Champagner und Kanapees gebracht worden waren, würden sie sich an Alex und Tanja schadlos halten. Im besten Fall wurden die beiden am nächsten Baum aufgeknüpft. Schade, dass ich nicht dabei sein konnte.
    Aber Hanna würde mir hinterher alles haarklein erzählen, und bis es soweit war, musste ich mir eben die Zeit vertreiben.
    Mein Blick glitt zärtlich über den Kofferraum hinter mir. James Bond hatte die Sitze ausgebaut, um den Champagner und die ganzen Tabletts mit Kanapees unterzubringen. Das sah ganz nach einem fantastischen Picknick aus. Sonnenschein, Champagner, Luxushäppchenund James Bond an meiner Seite - kann man denn mehr verlangen? Ich betrachtete sein markiges Profil und lachte leise und zufrieden vor mich hin.
    »War ich gut?«, wollte er wissen.
    »Sie waren einfach umwerfend«, sagte ich.
    Er legte sich mit Schwung in die Kurve.
    »Du«, sagte er. »Ich finde, wir sollten jetzt wirklich du zueinander sagen. Ich heiße Gabriel.«
    Gabriel, wie der Erzengel. Der Name war beinahe schöner als Josias. Vielleicht würde ich mein Kind Gabriel nennen.
    Ich lachte wieder.
    »Wo fahren wir jetzt hin, Gabriel?«, fragte ich.
    Und er antwortete: »Wohin du willst.«
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