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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein
Autoren: Kerstin Gier
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fuhren Alex und ich gemeinsam zur Baustelle hinaus.
    Alex war sehr beeindruckt, wie weit der Bau unseres Hauses schon fortgeschritten war. Aber natürlich entdeckte er die Trennmauer im Badezimmer sofort.
    »Was ist denn das?«, rief er. »Warum hast du das nicht gemerkt?«
    »Das muss heute erst passiert sein«, meinte ich. Alex befühlte den Mörtel.
    »Nein, das ist schon länger her«, sagte er, schenkte mir aber ein nachsichtiges Lächeln. »Na ja. So ein richtiger Fachmann bist du eben doch noch nicht.«
    »Möglich«, gab ich zu.
    »Die sollen die Mauer wieder wegschlagen«, sagte Alex. »Das regle ich auf der Stelle.« Er nahm sogleich sein Handy aus der Brusttasche. Aber es war später Freitagnachmittag, da ging kein Bauunternehmer der Welt ans Telefon. Die waren jetzt alle auf ihren Wochenend-baustellen. Unserer auch. Ich seufzte erleichtert.
    »Dann muss es eben warten«, sagte Alex. »Versprich mir aber, dass du dich gleich Montag früh darum kümmern wirst.«
    »Natürlich«, sagte ich.
    Alex sah sich um, durchmaß das Wohnzimmer mit langen Schritten. »Und das wird demnächst mein Reich sein, mein Zuhause, das meine kleine Frau gemütlich einrichten wird. Freust du dich?«
    »Natürlich.« Sein Reich, sein Zuhause und seine kleine Frau. Ich war froh, mit Pippi Langstrumpf unterschrieben zu haben.
    »Keine zweiundzwanzig Stunden mehr, und wir sind auch im Namen Gottes und seiner Kirche getraut«, sagte Alex feierlich.
    »Du hast die Trauungszeremonie wirklich gelesen«, erwiderte Pippi Langstrumpf. »Wie du das noch geschafft hast bei all deiner Arbeit und dem ganzen Stress! Dafür muss man dich echt bewundern.«
    »Irgendwas musste ich ja tun, in den langen, einsamenNächten im Hotel«, entgegnete Alex dreist. »Ich kann das alles auswendig runterbeten.«
    Ja, diese langen, einsamen Nächte in Karlsruhe, die hatten es wirklich in sich gehabt, das wusste ich ja. Ich blickte mit leicht geöffneten Lippen zu ihm auf.
    »Lass uns nach Hause fahren und die verpasste Wiedersehensfeier von gestern nachholen«, hauchte ich.
    Alex sprintete beinahe zum Auto zurück. Den Rückweg schaffte er in Rekordzeit. Ich hatte während der ganzen Fahrt eine Hand auf seinem Oberschenkel, mit jedem Kilometer einen Millimeter weiter oben. In der Wohnung warf er mich ohne Umschweife aufs Bett.
    »Gott, habe ich dich vermisst«, raunte er in mein Ohr, aber Gott schickte keinen Blitz auf die Erde nieder, um ihn für diese Lüge und den Missbrauch seines Namens zu strafen. Das musste ich übernehmen. Ich half Alex aus Hemd und Anzug, schälte ihn vorsichtig aus der Unterhose und bedeckte seinen Bauchnabel mit harten, kleinen Küssen. Als er begann, durch die Nase zu atmen, richtete ich mich atemlos auf. Strafe musste sein.
    »Wie spät ist es?«
    »Wozu willst du das jetzt wissen?«, fragte Alex und drückte meinen Kopf wieder hinab.
    »Na, weil ich doch um sieben bei Hanna sein muss, für meinen Junggesellinnenabend«, sagte ich. »Himmel, es ist schon viertel vor. Ich werde zu spät kommen.«
    »Davon weiß ich gar nichts«, sagte Alex, und wieder hatte er diesen verkniffenen Zug um den Mund, genau wie sein Vater.
    Ich sprang aus dem Bett und zog meine Schuhe an. »Natürlich, ich habe es dir ganz sicher gesagt. Du musst es vergessen haben.«
    »Aber das hier ist der Abend vor unserer Hochzeit«, sagte Alex gekränkt.
    »Eben«, erwiderte ich. »Den verbringt das Brautpaar getrennt voneinander, das ist Tradition. Ich dachte, du ziehst auch mit deinen Freunden um die Häuser.«
    »Ich habe nichts geplant«, murrte Alex. »Wie sollte ich auch - von Karlsruhe aus?«
    »Oh«, sagte ich und schaffte es, dabei ein bedauerndes Gesicht zu machen. »Dann kannst du Hilde und dem ehrenamtlichen Trupp aus deinen Tanten und Cousinen helfen, die kleinen Reissäckchen zu füllen und die Streukörbchen für die Blumenkinder. Sie kommen gleich und wollen das hier erledigen, weil Hildes Wohnung schon hoffnungslos zugestellt ist mit Gästebetten und einem Riesenhaufen unserer Geschenke. Du könntest ihnen Kaffee kochen und so was.«
    Er zog einen mürrischen Flunsch. »Na toll. So habe ich mir meine Hochzeitsnacht nicht vorgestellt.« Wieder zog er seine Mundwinkel schmollend nach unten.
    »Morgen ist unsere richtige Hochzeitsnacht.« Ich senkte meine Stimme zu einem verführerischen Raunen. »Und ich verspreche dir, dass du die niemals im Leben vergessen wirst.«
    Alex' Gesicht hellte sich etwas auf. Ich küsste ihn auf den Mund.
    »Bis
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