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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein
Autoren: Kerstin Gier
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verschenkst du viel zu viel dramaturgisches Potenzial.« Sie griff nach dem Telefonhörer. »Ich werde beim Standesamt anrufen und fragen, welchen Formfehler man begehen muss, der nicht sofort bemerkt wird, aber die Eheschließung ungültig macht.«
    Mit offenem Mund verfolgte ich, wie sie bei der Auskunft die Nummer des Standesamtes von Wermelsho-ven weit draußen in der Provinz verlangte und sich dort mit einem Standesbeamten verbinden ließ.
    »Guten Tag, mein Name ist Hanna Braun. Ich bin Schriftstellerin und schreibe gerade einen Roman über eine Hochzeit«, sagte sie. »Ich würde gern wissen, was man machen kann, damit eine Eheschließung nicht rechtsgültig ist. - Ja, genau, Schriftstellerin. Nicht von Verstehen Sie Spaß, ich schwöre es. - Oh, der Titel von meinem Roman steht noch nicht fest. - Ja, es soll eine Komödie werden. Eine Tragikomödie, um genau zu sein. - Aha. Bei Ihnen könnte das nicht passieren. Aber es gibt ja auch noch andere Standesbeamte, weniger gründliche, weniger gewissenhafte vielleicht? - Ja, sagen Sie? Für meinen Roman könnte ich ja ohne weiteres ein schwarzes Schaf von Standesbeamten erfinden, nicht wahr? - Aha, ja, das gefällt mir. Das ist eine wunderbare Idee. Und die Ehe ist dann ganz sicher ungültig? - Ja, natürlich. Man möchte ja sorgfältig recherchieren, nicht wahr? Vielen, vielen Dank für diese Auskunft. Sie werden das allererste Exemplar bekommen, handsigniert.«
    Glucksend legte sie den Hörer auf. »Wenn das hinhaut, schreibe ich wirklich einen Roman darüber. Die Braut, die nein sagte. Der Mann hat einen genial einfachen Vorschlag gemacht.«
    »Der Standesbeamte hatte Humor«, sagte ich anerkennend, als ich mir den Vorschlag angehört hatte. »Überhaupt habe ich in diesen Wochen ein ganz anderes Bild von Beamten als solchen bekommen, wirklich. Am nettesten war der Typ von der Unteren Wasserbehörde, der mir wegen des Sickerschachtes geholfen hat. James Bond.«
    »Du solltest mal mit ihm ausgehen«, sagte Hanna, aber da musste ich leider aufstehen, den Pfefferminztee erbrechen und die Diskussion auf später verschieben.
     
    Mein freier Tag in der Woche fiel auf den Namenstag der heiligen Sophie, eine der Eisheiligen. Es war tatsächlich empfindlich kalt, aber die Sonne schien, und der Himmel war strahlend blau.
    Hanna musste arbeiten. »Leg dich in die Sonne«, sagte sie, bevor sie ging. »Es ist nur noch eine läppische Woche bis zum Tag X, und du hast dringend Farbe nötig.«
    Also legte ich mich warm eingepackt auf ihrem Balkon in einen Liegestuhl und las den Text für die Trauungszeremonie noch einmal genau durch. Es gefiel mir, dass der Pfarrer zuerst Alex fragen würde.
    »Alexander Baum, ich frage Sie: Sind Sie hierhergekommen, um nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss mit Ihrer Braut Elisabeth den Bund der Ehe zu schließen?«
    Und Alex musste sagen: »Ja!«
    »Wollen Sie Ihre Frau lieben und achten und ihr die Treue halten alle Tage ihres Lebens?« Ihres Lebens, wohlgemerkt, ihres klein geschrieben. Alex musste mir so lange die Treue halten, wie ich am Leben war. Danach konnte er wieder mit Tanja ins Bett.
    Vielleicht hatte er vor, mich vom Erkerrand unseres Hauses in die Baugrube zu stürzen, vielleicht würde er deshalb leichten Herzens antworten: »Ja«, und ein listiges Lächeln würde sich auf seine Lippen stehlen.
    Aber vielleicht sollte ich, wenn der Pfarrer sich dann an mich wandte, um mir die gleiche Frage zu stellen, tatsächlich zögern und schließlich bedauernd die Schulter heben und »Nein« sagen.
    Keine schlechte Idee. Alex würde auf der Stelle um zehn Jahre altern und damit den Altersunterschied zwischen sich und seiner kleinen Wildkatze auf fünfundzwanzig Jahre erweitern.
    »Nein, das will ich wirklich nicht«, würde ich sagen, während alle Hochzeitsgäste die Luft anhielten. Und -zack - hätte Alex den Brautstrauß an der Backe.
    Aber je länger ich mir diese Szene ausmalte, desto mehr kam ich zu der Überzeugung, es fehle noch das Tüpfelchen auf dem i.
    Nach längerem Überlegen ging ich hinein zum Telefon und wählte die Nummer der Gemeindeverwaltung und ließ mich mit Herrn Ehrmann von der Unteren Wasserbehörde verbinden.
    »Ehrmann, guten Tag«, sagte James Bond mit schon beinahe vertrauter Stimme.
    »Mein Name ist Jensen«, begann ich mutig. »Vielleicht erinnern Sie sich an mich.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte James Bond. »Jensen, Elisabeth, Parzelle 34235. Schön, dass Sie anrufen. Kann ich Ihnen
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