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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein
Autoren: Kerstin Gier
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sagt, deshalb. Er lügt wie gedruckt.«
    Jetzt tat sie mir Leid.
    »Du hast dir eben einfach den falschen Mann ausgesucht«, meinte ich.
    »Was das angeht, sind alle Männer Arschlöcher«, erwiderte Hanna prompt. »Es gibt überhaupt nur zwei Sorten von Männern. Die Trottel und die Arschlöcher. Und da sind mir die Arschlöcher immer noch lieber als die Trottel. Arschlöcher betrügen ihre Frauen, aber Trottel sind zu blöde dazu oder zu feige oder zu hässlich.«
    »Warum sollten alle Männer ihre Frauen betrügen wollen?«
    »Weil Männer immerzu Sex brauchen und Frauen nicht. Wehe, du hast mal keine Lust - schon schaut er sich nach einer anderen um.«
    »Eine Beziehung besteht doch nicht nur aus Sex«, rief ich. »Alex und ich zum Beispiel, wir verstehen uns auf einer ganz anderen Ebene.«
    »Ach ja, auf welcher denn, Miss Reizwäsche?«
    Hanna gehörte zu den Menschen, die Reizwäsche für frauenfeindlich und alles für Reizwäsche halten, was nicht aus weißem Frottee ist. Ich hatte kein einziges Teil aus weißem Frottee, das wusste und beanstandete sie.
    »Was kann ich dafür, dass ich immer dann Lust habe, wenn er auch Lust hat?«, fragte ich.
    Hanna schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Das wird der Grund dafür sein, dass er sein richtiges Gesicht bisher vor dir verbergen konnte. Du kannst nur hoffen, dass deine Hormone weiterhin so wunderbar auf seine abgestimmt sind. Wenn du irgendwann mal keine Lust haben solltest, ich meine, das ist ja immerhin möglich, mach dich auf etwas gefasst.«
    Ich seufzte. Hanna war wirklich ungerecht. Nur weil ihr Typ ein Lügner war, hieß das ja nicht, dass gleich alle Männer Lügner waren. Zum Beispiel Alex. Der war weder Arschloch noch Trottel.
    Das sagte ich auch zu Hanna.
    »Vielleicht ist Alex ja die große Ausnahme«, fügte ich noch hinzu.
    »Es gibt keine Ausnahme«, beharrte Hanna stur. »Warte es nur ab.«
     
    Die Mütter der zweiten Gruppe mochten mich, und ich mochte sie. Ihre Kinder waren ein Jahr älter als die aus der ersten Gruppe, und kein einziges von ihnen hatte einen Doppelnamen.
    Heute standen Bewegungsspiele in der Turnhalle aufdem Plan. Dort war ein riesiges Trampolin aufgebaut, auf dem die meisten Kinder auch sofort begeistert herumtobten. Die etwas zögerlichen wurden durch schmissige Flötenmusik aus dem Kassettenrecorder ebenfalls schnell dazu animiert. Wir hatten den Boden ringsum mit dicken Matten abgedeckt und konnten uns getrost auf den Boden setzen, eine Tasse Kaffee trinken und die Erlebnisse der letzten Woche durchkauen. Bei der zweiten Gruppe gab es auch mal weniger Schönes zu berichten.
    »Diese Woche war bei uns total beschissen«, erklärte Sabine. »Der Robin hat jede Nacht bei uns im Bett geschlafen. Und mein Mann im Wohnzimmer auf der Couch. Er sagt, wir hätten überhaupt kein Eheleben mehr.«
    »Da wird er sich schon dran gewöhnen«, meinte Sonja heiter. »Die Lena schläft bei uns im Bett, seit sie krabbeln kann. Und die Anna auch. Da ist eben nichts mehr mit Eheleben.«
    »Aber ich will mich nicht daran gewöhnen«, jammerte Sabine. Sie zerkrümelte zerstreut einen fettigen Keks in Tierform, direkt unter dem Schild Wir bitten Sie, in der Turnhalle nicht zu essen. Ich hatte das Schild eigenhändig geschrieben und aufgehängt, wollte aber eigentlich anonym bleiben. Deshalb sagte ich nichts.
    »Ich will wenigstens nachts Ruhe vor meinem Kind haben. Bin ich deshalb schon eine Rabenmutter?«
    Alle Mütter schüttelten einhellig den Kopf. Ich auch. Wenigstens nachts müsste einen so ein Kind wirklich mal in Ruhe lassen.
    »Und wenn du ihn einfach wieder in sein Bettchen legst?«, fragte ich. »In der ersten Gruppe, da schlafen alle Kinder durch. Und alle in ihrem eigenen Bettchen. Die haben sich ein Buch gekauft, das heißt: Schlafen -«»- kann man lernen«, ergänzten die Mütter im Chor und brachen in höhnisches Gelächter aus. »Das haben wir auch, das Buch. Reine Geldmacherei.«
    »Jeder, der sagt, sein Kind schläft jede Nacht im Kinderbett, der lügt«, behauptete Astrid.
    Es erfüllte mich mit einer gewissen Genugtuung, die Mütter der ersten Gruppe als Lügnerinnen entlarvt zu sehen.
    »Wenn ich das alles vorher gewusst hätte«, erklärte Karin, »hätte ich kein Kind bekommen.« »Ich auch nicht«, sagte Sabine.
    So gesehen war ich ja im Vorteil. Ich wusste es vorher. Noch war es nicht zu spät. Alex und ich würden auch ohne Kind glücklich bleiben.
    »Überleg es dir gut, Elisabeth«, meinte Sabine
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