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Die Braut des Wuestenprinzen

Die Braut des Wuestenprinzen

Titel: Die Braut des Wuestenprinzen
Autoren: Alexandra Sellers
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anzugucken.“
    Elenors Herz schlug heftiger. Wo war Gabriel? War ihm etwas zugestoßen?
    Der Beamte, der mit seinem Dreitagebart eher aussah wie ein Desperado, gab nur einen grunzenden Laut von sich und fuhr fort, in ihrem Pass herumzublättern. Vermutlich gehörte er zu einem der Wüstenstämme, deren Angehörige nach der Islamisierung die meisten Ämter in der Verwaltung übernommen hatten.
    „Eigentlich sollte er jetzt mit den Unterlagen hier sein“, versuchte Elenor, auf sich aufmerksam zu machen.
    „Unterlagen?“ Er sah zu ihr auf. Beim Gedanken an Dokumente horchte er also auf. Vielleicht war er trotz seines Äußeren ein Bürokrat, dachte Elenor.
    „Was für Unterlagen?“, hakte er nach.
    „Eine Lizenz vom Erzbischof von Canterbury“, antwortete Elenor. Ohne diese Erlaubnis konnten sie nicht in der englischen Kirche in Shahriallah heiraten. Elenor hatte den Fragebogen zum Einholen der Lizenz ausgefüllt, und diese war direkt an den Geistlichen vor Ort geschickt worden.
    ‚Waren Sie schon einmal verheiratet?‘ So lautete eine der zu beantwortenden Fragen. Elenor kämpfte lange mit sich, bevor sie die Frage antwortetete. Das war keine echte Ehe, es gab nicht einmal eine richtige Hochzeitszeremonie, hatte sie sich gesagt und die Frage am Ende mit Nein beantwortet. Alles andere hätte die Dinge unnötig erschwert.
    „Miss Brooke!“, hörte sie jetzt eine Stimme neben sich. „Es tut mir furchtbar leid, es gab ein Missverständnis! Ich hatte angenommen, Sie würden erst morgen kommen.“
    Als Elenor aufsah, bemerkte sie einen Engländer in einem hellen Leinenanzug. Er redete bereits mit schuldbewusster Miene auf den Beamten ein. Sein Arabisch war ziemlich schlecht, aber er hatte ein Bündel Papiere bei sich. Erleichtert beobachtete Elenor, wie der Beamte ihren Ausweis beiseitelegte und die Dokumente entgegennahm.
    „Gabriel musste sehr kurzfristig weg“, fuhr der Engländer, an sie gewandt, fort. „Erst als meine Sekretärin mir vorhin sagte, die Hochzeit sei morgen, wurde mir klar, dass Sie bereits heute ankommen. Es tut mir wirklich schrecklich leid.“
    Nach ein wenig bürokratischem Geplänkel stempelte der Grenzbeamte Elenors Pass und gab ihn ihr zurück.
    Nun betrat sie ganz offiziell Kaljukistan.

2. KAPITEL
    Die Botschaft war ein schmuckloses Betongebäude im Stil des sozialistischen Realismus. Das Innere des Gebäudes entsprach genau dem, was das Äußere vermuten ließ.
    „Es war nichts anderes in der geeigneten Größe und Lage zu finden“, versicherte Margaret, die Frau des Botschafters. Sie führte Elenor in ein Schlafzimmer, in dem drückende Hitze herrschte. „Nachdem die diplomatischen Beziehungen hergestellt wurden, gehörte es zu den ersten Aufgaben meines Mannes, ein geeignetes Quartier für die Botschaft zu finden. Das war gar nicht so einfach. Danke, Abdul.“
    Sobald der kaljukische Portier Elenors Gepäck abgestellt hatte und gegangen war, griff Elenor nach dem Kleidersack und hängte ihn an einen Haken an der Innenseite der Tür.
    „Dein Hochzeitskleid?“, riet Margaret. „Darf ich es anschauen?“
    Weil Elenor ihr die Bitte nicht abschlagen konnte, öffnete sie den Kleidersack und zog das Kleid vorsichtig daraus hervor.
    „Es ist atemberaubend!“, hauchte die Frau des Botschafters. „Wo bekommt man denn so ein wunderschönes Kleid?“
    Bei der Hochzeit wollte Elenor traditionell gekleidet sein – und vor allem westlich. Das Kleid war aus dicker, glänzender Seide. Der stark gerüschte Ausschnitt ließ die Schultern frei. Unter dem V-förmig zulaufenden, schmalen Oberteil bauschte sich schimmernder Taft über üppigem Tüll. Das Kleid schien für eine Prinzessin gemacht zu sein.
    Nur weil sie im Orient heiratete, hatte Elenor nicht auf die Dinge verzichten wollen, die zu einer westlichen Hochzeit gehörten. Als sie nun jedoch das Kleid betrachtete, kam es ihr ein wenig töricht vor, so viel Wert darauf gelegt zu haben.
    „Wunderbar …“, flüsterte Margaret wieder. „Und was wirst du auf dem Kopf tragen?“
    „Leider kann ich es noch nicht zeigen. Es ist gekühlt verpackt, daher kann ich es erst morgen herausholen“, antwortete Elenor verlegen.
    Margaret blinzelte. „Ach, du liebe Güte! Aber ich bin sicher, dass du zauberhaft aussehen wirst.“ Das musste richtig sein, was auch immer gekühlt wurde, sagte sie sich. Selbst in Sack und Asche würde dieses Mädchen noch bezaubernd aussehen. Auf anziehende Weise verbanden sich in ihr Zerbrechlichkeit und
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