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Die Braut des Wuestenprinzen

Die Braut des Wuestenprinzen

Titel: Die Braut des Wuestenprinzen
Autoren: Alexandra Sellers
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Wiedereinführung des Islams wollte das postkommunistische Kaljukistan Parvan einen religiösen Fundamentalismus aufzwingen, den dort keiner brauchte oder wollte.
    Unruhig versuchte Elenor, sich einzureden, dass der Zettel schon an ihrem Platz gelegen haben konnte, bevor sie sich gesetzt hatte. Aber dann hätte sie ihn beim Verstauen des Handgepäcks sehen müssen.
    Ihr Handgepäck! Hatte sie den Zettel womöglich selbst mit an Bord gebracht? Vielleicht hatte man ihn ihr im Gedränge am Flughafen von Samarkand zugesteckt, und nun war er herausgefallen …
    Kehr nach Hause zurück. Möglicherweise war das völlig bedeutungslos. Vielleicht stammte der Zettel von jemandem, den die Anwesenheit von Fremden in seinem Land störte. Aber warum hatte ausgerechnet sie ihn bekommen? Auf dem Flughafen waren Hunderte Fremde gewesen. Selbst in diesem Flugzeug saßen mindestens zehn Personen, die offensichtlich nicht aus der Region kamen.
    Bar gard maı¯hanet. Noch einmal las Elenor den in arabischer Schrift geschriebenen Satz. Sie konnte sich nicht länger weismachen, dass diese Botschaft nicht an sie ge richtet war. Gleich drei Dinge wiesen darauf hin. Erstens war der Satz in der persönlichen Form verfasst. Er richtete sich also nicht an eine dem Schreiber unbekannte Person. Zweitens war die Sprache nicht Kaljukisch, sondern Parvanisch.
    Drittens hatte sie eine ähnliche Nachricht schon einmal gesehen. Auch damals war sie auf mysteriöse Weise in ihren Besitz gelangt.
    Damals – und damit vermutlich auch jetzt – hatte es nicht bedeutet, dass sie nach Hause zurück gehen , sondern dass sie nach Hause zurück kommen sollte.
    „Dies ist jetzt deine Heimat“, hatte er mehr als ein Mal zu ihr gesagt, ala¯n ı¯n maı¯hanet ast …
    Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Wer hatte ihr den Zettel gegeben, und wann? Wo mochte der Überbringer jetzt stecken?
    Und wie töricht war es, in seine Welt zurückzukehren?
    Die Männer, die im vorderen Teil saßen, verließen das Flugzeug zuerst.
    Elenors Sitznachbarin nutzte die Wartezeit, um ihr Kopftuch zurechtzurücken. Auch Elenor zog ein großes Seidentuch hervor und wickelte es sich so um den Kopf, dass es ihr langes, dickes, aschblondes Haar verbarg.
    Missmutig sah ihre Nachbarin in einen Taschenspiegel. „Dass wir uns das immer noch gefallen lassen, obwohl es inzwischen mehr Frauen als Männer in Kaljukistan gibt. Es sind so viele in diesem unnötigen Krieg gestorben“, murmelte sie.
    Inzwischen hatten alle Männer das Flugzeug verlassen. Die Stewardess, die den Frauen eben noch den Rücken zugekehrt hatte, drehte sich nun um, um sie herauszuwinken.
    Draußen schlug ihnen eine fürchterliche Hitze entgegen. Die trockene Luft glühte auf der Haut und brannte in der Lunge. Eine Stewardess geleitete sie aufs Rollfeld hinunter und führte sie in das kleine Flughafengebäude.
    Die Schlange am Einreiseschalter war zwar nicht lang, schmolz aber nur sehr langsam. Hier, hinter dem Schalter, hätte Elenor Gabriel treffen sollen, damit er den Beamten den Grund ihrer Einreise bestätigte. Aber sie konnte ihn nirgendwo erblicken.
    Endlich kam sie an die Reihe. Ein dunkelhaariger, verschwitzter Mann saß am Schalter, neben sich eine Maschinenpistole. Mit einer routinierten Bewegung griff er nach Elenors Reisepass. Dann sprach er sie in gebrochenem Englisch an. Sie widerstand der Versuchung, ihm auf Kaljukisch zu antworten.
    „Morgen ist meine Hochzeit mit Gabriel Horne. Er arbeitet bei der Britischen Botschaft“, erklärte sie und zwang sich, ruhig zu bleiben.
    „Morgen. Ist er Ihr Verlobter? Kennen Sie ihn?“, erkundigte sich der Beamte.
    Beunruhigt sah sie, wie er in ihrem Pass hin und her blätterte. Geduldig lächelnd schluckte sie den aufkommenden Ärger herunter. „Ja, wir haben uns in England kennengelernt. Dort habe ich Kaljukisch studiert“, erklärte sie lächelnd und hoffte, den Beamten damit von ihrem Pass ablenken zu können. Wenn er nun den parwanischen Stempel sah! Wieder warf sie einen verzweifelten Blick auf den Bereich hinter dem Schalter. Gabriels Anwesenheit und seine Erklärungen hätten genau dies verhindern können. Es war nicht vorherzusehen, wie ein kaljukischer Beamter reagieren würde, wenn er in einem Reisepass einen parvanischen Stempel entdeckte. Einen Stempel aus der Zeit vor dem Krieg.
    „Wir werden sie mit Dokumenten und Papieren ablenken“, hatte Gabriel gesagt. „Es wäre das Beste, wenn sie gar nicht erst auf die Idee kommen, deinen Pass genauer
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