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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden
Autoren: CLAIRE THORNTON
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Satiren gewesen, doch jetzt tat er nichts Skandalöseres, als den König um die Erlaubnis zu bitten, das Land zu verlassen.
    „Ein Rückzug! Kilverdale sucht den Rückzug, weil ihn Rochesters Witz übertroffen hat!“, rief Fotherington aus.
    Swiftbourne verkniff sich ein verächtliches Lachen. Der junge Rochester war ein guter Dichter und ein brillanter Gesprächspartner, Kilverdale hingegen war von ihm nicht beeindruckt. Swiftbourne war fest davon überzeugt, dass sein Enkel jedem der anwesenden Männer mit Wort und Degen Paroli bieten könnte, sollte es nötig sein.
    „Ich muss meine Cousine aus einem englischen Konvent in Brügge abholen, Majestät“, sagte Kilverdale.
    „Eine Nonne, um Himmels willen!“, warf Fotherington ein.
    „Sie ist bei den Nonnen zu Gast“, korrigierte Kilverdale, weiterhin an den König gewandt.
    „Während meiner Reisen stattete ich dem Konvent in Brügge selbst einen Besuch ab“, erwiderte Charles. „Richtet der Äbtissin meine Grüße aus.“
    Kilverdale verneigte sich höflich. Wie so häufig war seine Miene ausdruckslos. Swiftbourne wusste, dass die englischen Nonnen auf dem Festland dem König während seines Exils eine große Hilfe gewesen waren. Möglicherweise hatte die Äbtissin mehr von ihm erwartet als ein paar Grüße.
    „Ist sie eine Schönheit?“, fragte Fotherington. „Ich hörte Gerüchte, dass ihr Name Athena sei und Eure Mutter sie in ein Kloster schickte, weil sie so schön war.“
    „Ihr müsst sie uns vorstellen“, verlangte der König, dessen Interesse plötzlich geweckt war.
    „Ich danke Euch für Eure Freundlichkeit, Majestät. Es wird ihr eine Ehre sein, an den Hof zu kommen – aber zuerst muss ich sie zu meiner Mutter bringen“, erwiderte Kilverdale. „Athena hat mehrere Jahre sehr zurückgezogen von der Welt gelebt. Sie muss sich erst allmählich wieder an die Gesellschaft gewöhnen.“
    „Ist sie eine Erbin?“, fragte einer der Gecken, die in der Nähe herumlungerten.
    „Das kommt auf den Mann an, der sie umwirbt“, sagte Kilverdale kühl.
    Der Geck öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Es war allgemein bekannt, dass Kilverdales Titel – anders als der vieler anderer Adliger am Hofe König Charles’ – mit einem großen Vermögen verbunden war. Die Bedeutung seiner Worte war jedem klar – wenn er einen Bewerber um die Hand seiner Cousine billigte, dann würde er ihr eine Mitgift geben. Gefiel ihm der Mann nicht, würde er alles tun, um ihn von seiner Cousine fernzuhalten.
    Natürlich war Kilverdales Cousine gleichzeitig Swiftbournes Enkelin, aber Swiftbourne beabsichtigte nicht, sich in Kilverdales Pläne einzumischen. Athena hatte sich im Konvent vor ihrem gewalttätigen Gemahl versteckt, doch kürzlich war sie Witwe geworden. Wie es schien, hatte Kilverdale beschlossen, dass es an der Zeit war für sie, nach England zurückzukehren und eine günstigere zweite Ehe zu schließen. Trotz seines Rufes, zuweilen etwas exzentrisch zu sein, fühlte der Duke sich stets verantwortlich für die Seinen. Swiftbourne war neugierig, wie erfolgreich sein Enkel sich als Heiratsvermittler betätigen würde. Was ihn selbst betraf, so hatte er sich bisher als recht zurückhaltend in Bezug auf eine Ehe erwiesen.
    Kilverdale verabschiedete sich förmlich von dem König und wandte sich ab, um den Saal zu verlassen. Dabei sah er seinem Großvater zum ersten Mal direkt ins Gesicht.
    Auch jetzt noch, nach fünfzehn Jahren, erschreckte es Swiftbourne, diesem unmittelbaren, harten Blick zu begegnen. Zuweilen war er überzeugt davon, dass Kilverdale ihn hasste, dann wieder war er sicher, dass hinter der höflichen Fassade unbändiger Zorn loderte. Und manchmal erhaschte er einen Blick auf den elfjährigen Jungen, dessen Welt durch ein paar knappe Worte auf den Kopf gestellt worden war. Vor allem diese Gelegenheiten empfand Swiftbourne als außerordentlich verstörend, auch wenn er seine Gefühle stets hinter der undurchdringlichen Maske des Diplomaten zu verbergen verstand.
    „Mylord.“ Kilverdale blieb stehen, um seinen Großvater zu begrüßen. „Es freut mich zu sehen, dass Ihr bei bester Gesundheit seid.“
    „Danke“, sagte Swiftbourne mit nur einer Andeutung von Ironie. „Es ist ein ungewöhnlicher Zeitpunkt für eine Kanalüberquerung, jetzt, da wir sowohl gegen Frankreich als auch gegen Holland Krieg führen.“
    Kilverdale hob eine Braue. „Ich denke, bei einer Konfrontation wird der Feind den größeren Schaden davontragen“,
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