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Die Braut des Herzogs (German Edition)

Die Braut des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Braut des Herzogs (German Edition)
Autoren: Sophia Farago
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Bunte Blumenbeete wechselten mit sauber geschnittenen Hecken, die Glyzinien, die sich an der ganzen gartenseitigen Hausfassade emporrankten, standen in voller Blüte. Von der Terrasse führte eine schwere Steintreppe in den Garten hinunter, und Olivia war kurz versucht hinabzusteigen, um zu erkunden, wohin der schmale gekieste Weg führen mochte, der vom Haus weg bald hinter einigen hohen Büschen verschwand. Es war ein stiller Abend, vom Haus her war kein Laut zu hören. Nur das Hufgeklapper eines einzelnen Pferdes, das irgendwo in der Nähe über Pflastersteine ging, durchbrach die abendliche Stille.
    Olivia seufzte und stützte sich mit ausgestreckten Armen auf die weiße Balustrade. Die Geschehnisse der letzten Tage erschienen ihr so unwirklich. Vieles blieb trotz intensiver Überlegungen mysteriös und undurchschaubar. Woher hatte Wellbrooks gewußt, daß Valliseau ein Spion war? Überhaupt: Wellbrooks! Wie würde wohl das Wiedersehen mit ihrem Verlobten vor sich gehen? Sie würde es ihm nicht leicht machen, das war sicher. Sie mußte sich genau überlegen, wie sie ihm gegenübertreten sollte. Es war gut, daß sie hier in Ruhe und Abgeschiedenheit Zeit zum Nachdenken finden würde.
    Olivia atmete tief durch. Wie friedlich es hier war. Und wie weit die Ereignisse der letzten Tage zurückzuliegen schienen.War es wirklich erst gestern gewesen, daß Valliseau Marillas Sohn bedrohte? Was für ein Glück, daß der aufregende Abend zu guter Letzt einen positiven Abschluß gefunden hatte. Und Mat war auch wiedergefunden. Es war eine Freude, in Marillas strahlendes Gesicht zu sehen. Blieb nur noch Wellbrooks. Und zuvor die Tage hier in Rochester. Wie sollte sie nur die redefreudige Gegenwart des Gastgebers mit Geduld ertragen? Schwelgte er nicht gerade in Erinnerungen an gewonnene Schlachten, so langweilte er seine Zuhörer mit Details über Sehenswürdigkeiten. Dazu der verliebte Blick, wenn er Tante Mable ansah. Es war fast über der Grenze des Erträglichen.
    Darum hatte Olivia mit Freuden aufgeatmet, als sich die übrige Gesellschaft unmittelbar nach dem frühen Abendessen zur Ruhe begeben wollte. Es war ein anstrengender Reisetag gewesen, und man wollte ausgeruht sein, wenn man am nächsten Morgen zu der vom Gastgeber zusammengestellten Besichtigungstour aufbrach. Sie selbst war viel zu aufgewühlt gewesen, um schlafen zu können. Daher hatte sie um die Erlaubnis gebeten, noch ein bißchen im Garten spazieren gehen zu dürfen. Eine Bitte, die der General so gerne gestattete, daß sie schon fürchtete, er würde sie begleiten. Zum Glück besann er sich jedoch auf seine Pflichten als Hausherr und bot ihrer Tante den Arm, um sie in die Halle zu begleiten.
    Marilla hatte ihrer Stieftochter einen besorgten Blick zugeworfen. Es fiel ihr schwer mitanzusehen, daß, obwohl sich für sie alles zum Guten gewandt hatte, Olivias Schwierigkeiten noch nicht vorüber waren. »Die laue Abendluft ist trügerisch«, sagte sie, ohne ihre Gedanken zu verraten. »Hier, nimm meinen Schal.« Sie legte ihr ihre Stola mit fürsorglicher Geste auf die Schultern, bevor sie sich der übrigen Gesellschaft anschloß.
    Nun stand Olivia auf der Terrasse, den Schal achtlos neben sich auf die Brüstung gelegt. Der leichte Abendwind bauschte die Röcke ihres duftigen, weißen Kleides und spielte in ihren rotblonden Haaren. So stand sie ganz in Gedanken versunken. Und bemerkte die großgewachsene Gestalt nicht sogleich, die soeben auf dem Kiesweg um die Hausecke gebogen war.
    Es war kurz nach dem Lunch gewesen, als der Herzog von Wellbrooks beschloß, seiner Verlobten einen Besuch abzustatten. Der Vormittag hatte viele neue Informationen gebracht. Lord Sudbury hatte ihn aufgesucht, um sich zu verabschieden. Er hatte ihm von seinem Besuch bei seiner Mutter erzählt. Es verwunderte ihn nicht, daß Olivia über den Verdacht empört war, sie würde mit einem französischen Spion, gemeinsame Sache machen. Wie hatte er das überhaupt annehmen können? Wellbrooks erhob sich und legte seine Serviette auf den Tisch. Mat hatte ihm anschaulich die Reaktion seiner Braut geschildert. Wie eine Katze habe sie gefaucht, als ihr die Tragweite seiner Beschuldigungen bewußt geworden war. Auf seinen Lippen erschien ein kleines Lächeln. Na, da würde ihn in Kürze einiges erwarten.
    Der Butler öffnete die Türe: »Lord Linham ist erschienen, Euer Gnaden. Er möchte Ihnen zur Verlobung gratulieren. Ich habe mir erlaubt, ihn in den großen Empfangssalon zu
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