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Die Braut des Herzogs (German Edition)

Die Braut des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Braut des Herzogs (German Edition)
Autoren: Sophia Farago
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das seltsame Verhalten einer Frischverlobten zu machen.

XXVI .
    Am frühen Nachmittag setzte sich eine eindrucksvolle Kolonne von Fahrzeugen vor dem Haus von Lady Darlington am Grosvenor Square in Richtung Rochester in Bewegung. Das Wetter hatte etwas aufgeklart. Zwar war der Himmel noch bewölkt und ließ keinen Sonnenstrahl erkennen, doch hatte es immerhin zu regnen aufgehört, und die Kutscher mußten nicht fürchten, bis auf die Haut durchnäßt am Zielort anzukommen.
    Die Vorhut bildete die Kutsche von General Gleavensham, ein dunkles, ziemlich unförmiges Gefährt, in dem neben dem Eigentümer und dessen Schwester auch Mylady Darlington Platz genommen hatte. Der General hatte sie so herzlich darum gebeten und auch darauf hingewiesen, daß er sich bestens vorbereitet habe, um seiner lieben Mable Sehenswertes entlang der Straße zu erklären, daß sie nicht umhin konnte, seine Einladung anzunehmen.
    Einige Stunden in Begleitung der wortkargen Miss Gleavensham, die nicht aufhörte, sie mit eifersüchtigen Blicken zu mustern, in einer rumpelnden Kutsche eingesperrt zu sein, war zwar nicht nach Myladys Geschmack. Mit Wehmut dachte sie daran, um wieviel besser ihre eigene, moderne Reisekutsche gefedert war und um wie vieles bequemer es sich darin reisen lassen würde. Doch wollte sie ihren treuen Verehrer, der es nur um ihrer Gesellschaft willen auf sich genommen hatte, auf dem unbequemen Sitz gegen die Fahrtrichtung Platz zu nehmen, nicht enttäuschen.
    Im zweiten Wagen, der modernen Reisekutsche von Lady Darlington, saßen Lady Marilla und Olivia. Darauf folgten der Wagen mit den Kammerfrauen und Olivias Zofe und ein weiterer Wagen mit dem Kammerdiener des Generals, vollgeladen mit Gepäck. »Niemand wird glauben, daß wir London nur für fünf Tage verlassen«, stellte Olivia fest, als sie einen Blick durch das Kutschenfenster warf: »Bei diesen Bergen von Gepäck könnte man annehmen, wir begeben uns auf eine Weltreise.« Marilla lächelte und sagte, daß das wohl stimmen mochte – siefür ihren Teü habe allerdings nur das Allernotwendigste eingepackt.
    Olivias Augen glitzerten belustigt: Sie kannte nunmehr die Art ihrer Stiefmutter zu reisen. Denn diese hatte auch beteuert, nur mit kleinem Gepäck nach London gekommen zu sein, und doch hatte sich die Kutsche unter der Last der Koffer und Hutschachteln gebogen.
    Die Karawane setzte sich in Bewegung.
    Olivia hatte es sich in einer Ecke bequem gemacht und beobachtete, die Wange an das Samtpolster gelehnt, das Treiben der Stadt. Es war keine leichte Aufgabe für die Kutscher, sich den Weg durch die belebten Straßen der Innenstadt zu bahnen.
    Marilla betrachtete ihre Stieftochter von der Seite: »Ich hoffe, das Reisen wird dich nicht zu sehr anstrengen, meine Liebe«, sagte sie schließlich. »Wie fühlst du dich? Hoffentlich bekommst du vom Schaukeln des Fahrzeugs nicht wieder Kopfschmerzen.
    Olivia hatte sich ihr zugewandt: »Danke, mir geht es gut.«
    »Das freut mich«, meinte Marilla und legte ihre Hand auf den Arm ihrer Stieftochter: »Du siehst auch schon viel frischer aus als heute morgen. Ja, ich glaube sogar, deine Wangen haben wieder etwas Farbe bekommen.«
    Olivia bemühte sieh um ein verbindliches Lächeln und wandte den Blick wieder aus dem Kutschenfenster. Die Fahrzeuge waren nun in weniger belebten Straßen angelangt und strebten in schnellerem Tempo der Stadtgrenze zu.
    Während sie die heruntergekommenen Häuser an sich vorbeiziehen ließ, waren Olivias Gedanken bei den letzten Tagen. Sie versuchte sich Wort für Wort an das Gespräch mit Wellbrooks zu erinnern und konnte es nicht fassen, daß ihr nicht sofort der Verdacht gekommen war, ihr Verlobter könne sie der Spionage verdächtigen. Dieser Vorwurf war so unglaublich, daß er ihr nicht in den Sinn gekommen war. Wo war hier ihr Scharfsinn geblieben, auf den sie immer so stolz gewesen war? fragte sie sich, mit sich selbst unzufrieden. Es schien ihr, als würde sie sich in allen Belangen, die den Herzog betrafen, alles andere alsscharfsinnig verhalten. Und dann erst Valliseau! Wenn sie daran dachte, wie oft sie zusammen ausgefahren waren, wie oft man sie miteinander gesehen hatte – Miss Redbridge und ein französischer Geheimagent. Nein, es war nicht zu fassen!
    »Woran denkst du, meine Liebe?« unterbrach Marilla ihre Grübeleien.
    »Ich überlege gerade«, antwortete Olivia, sich nachdenklich an ihre Begleiterin wendend, »ob ich Valliseaus Pläne nicht hätte durchschauen müssen. Weißt
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