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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität
Autoren: Robert Ludlum
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nicht«, sagte er zu Marie St. Jacques, die ihm gegenüber in einem Stuhl mit gerader Lehne saß, »ich habe es immer wieder durchgelesen und herauszufinden versucht, was wir falsch gemacht haben.«
    »Sie haben etwas vorausgesetzt, was nicht existierte, und sind damit der Wahrheit ausgewichen«, sagte die dritte Person in der Hotelsuite. Das war Dr. Morris Panov, Psychiater; er stand am Fenster, und die hereinströmende Morgensonne hüllte sein ausdrucksloses Gesicht in tiefe Schatten. »Ich habe das zugelassen und mich schuldig gemacht. Ich werde den Rest meines Lebens damit leben müssen.«
    »Jetzt sind beinahe zwei Wochen vergangen«, sagte Marie ungeduldig. »Ich möchte Einzelheiten kennen. Ich glaube, darauf habe ich ein Recht.«
    »Das haben Sie. Das Ganze war ein Wahnsinn, den man Freigabe nennt.«
    »Ein Wahnsinn«, nickte Panov.
    »Auch Schutz in gewisser Weise«, fügte Crawford hinzu. »Soweit pflichte ich bei. Und diesen Schutz müssen wir leider noch lange Zeit aufrechterhalten.«
    »Schutz?« fragte Marie und runzelte die Stirn.
    »Darauf kommen wir noch«, sagte der General und blickte zu Panov hinüber. »Das ist sehr wichtig, von jedem Standpunkt aus gesehen. Ich glaube, darüber sind wir uns alle einig.«
    »Bitte! Jason - wer ist er?«
    »Sein Name ist David Webb. Er war ein Laufbahnbeamter im Dienste des Außenministeriums, ein Spezialist für fernöstliche Angelegenheiten, bis er sich vor fünf Jahren von der Regierung trennte.«
    »Trennte?«
    »Im beiderseitigen Einvernehmen den Dienst quittierte. Seine Arbeit bei Medusa schloß eine weitere Laufbahn im Außenministerium aus. >Delta< hatte sich einen beachtlichen Ruf erworben, und zu viele wußten, daß er Webb war. Solche Männer sind selten an den Konferenztischen der Diplomaten willkommen. Vielleicht auch zu Recht, denn wenn sie zugegen sind, werden zu viele alte Wunden aufgerissen.«
    »War er wirklich so, wie man von ihm erzählt? Bei Medusa?«
    »Ja. Ich war dort. Er war genauso.«
    »Das ist schwer zu glauben«, sagte Marie.
    »Er hatte etwas verloren, das für ihn eine besondere Wichtigkeit hatte, und wurde damit nicht fertig. Er konnte nur zuschlagen.«
    »Was war das?«
    »Seine Familie. Seine Frau war eine Thai; sie hatten zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Er war in Phnom Penh stationiert. Sein Haus lag am Stadtrand, in der Nähe des Mekong-Flusses. Eines Sonntagnachmittags, während seine Frau und die Kinder unten an ihrem Bootssteg waren, kreiste ein Flugzeug über der Stadt, warf zwei Bomben und beschoß dann die ganze Gegend im Tiefflug. Bis Webb den Fluß erreichte, war der Bootssteg weggeblasen, und seine Frau und die Kinder trieben im Wasser, von Maschinengewehrkugeln durchbohrt.«
    »O Gott«, flüsterte Marie. »Wem gehörte die Maschine?«
    »Sie ist nie identifiziert worden. Hanoi dementierte; Saigon sagte, es wäre keine von den unseren. Denken Sie daran, Kambodscha war damals neutral, niemand wollte verantwortlich sein. Webb mußte zuschlagen; er ging nach Saigon und ließ sich für Medusa ausbilden. Er brachte den Intellekt eines Spezialisten in eine sehr brutale Organisation ein. Er wurde Delta.«
    »Hat er damals d'Anjou kennengelernt?«
    »Später, ja. Delta war damals bereits berüchtigt. Die nordvietnamesische Abwehr hatte einen ungewöhnlich hohen Preis auf seinen Kopf ausgesetzt, und es ist kein Geheimnis, daß es unter unseren eigenen Leuten einige gab, die hofften, daß sie Erfolg haben würden. Dann fand Hanoi heraus, daß Webbs jüngerer Bruder Armeeoffizier in Saigon war, und da sie über Delta genau Bescheid wußten - auch, daß die Brüder einander sehr nahestanden -, beschlossen sie, ihm eine Falle zu stellen; sie hatten nichts zu verlieren. Sie entführten Leutnant Gordon Webb und schafften ihn nach Norden, schickten einen Vietcong-Informanten zurück und ließen ihn verbreiten, daß er im Sektor Tam Quan festgehalten würde.
    Delta biß an; er bildete im Verein mit dem Informanten -einem Doppelagenten - ein Team von Medusa -Leuten, die die Gegend kannten, und wählte eine Nacht, in der eigentlich keine Maschine hätte starten dürfen, um nach Norden zu fliegen. D'Anjou gehörte der Einheit an, ebenso ein weiterer Mann, den Webb nicht kannte, ein Weißer, den Hanoi gekauft hatte, ein Fachmann für Funkkommunikation, der die elektronischen Teile eines Hochfrequenzradios in völliger Finsternis zusammenmontieren konnte. Und genau das tat er und verriet damit die Position der Einheit. Webb
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