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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Bairam -Gebete sprachen, den Palikari befohlen, das Gebäude mit Kanonen in Schutt und Asche zu legen. Aber Vayas größter Geniestreich betraf die Truppen des Sultans, die Janitscharen.
    Die degenerierten osmanischen Sultane, die ihr Leben in ihrem Harem im »Goldenen Käfig« des Topkapi-Palastes in Konstantinopel genossen, hatten schon von jeher für Nachschub für ihre Armeen gesorgt, indem sie in den entlegenen christlichen Provinzen die devshirme , die »Knabenlese«, einführten. Jahr für Jahr wurde jeder fünfte christliche Knabe nach Konstantinopel verschleppt, zum Islam zwangskonvertiert und für die Armee des Sultans ausgebildet. Obwohl der Koran die Zwangskonvertierung und das Versklaven von Muslimen verbietet, existierte die devshirme bereits seit fünfhundert Jahren.
    Diese Jungen, ihre Nachfolger und deren Abkömmlinge hatten sich zu einer gefürchteten und unerbittlichen Macht entwickelt, über die selbst die Hohe Pforte in Konstantinopel keine Kontrolle besaß. Wenn die Janitscharen nicht gerade Krieg führten, schreckten sie nicht davor zurück, die Hauptstadt in Brand zu stecken, Zivilisten auf offener Straße auszurauben oder Sultane vom Thron zu stürzen. Die beiden Vorgänger Sultans Mahmud II. waren ebenfalls den Janitscharen zum Opfer gefallen, und der Sultan hatte sich entschlossen, dem wüsten Treiben ein Ende zu bereiten.
    Aber die Sache hatte einen Haken, und der befand sich im Weißen Land. Aus diesem Grund hatte der Sultan seine Truppen über die Berge geschickt und das Land zwei Jahre lang belagern lassen. Deswegen hatte seine Armee vor den Mauern der Festung Stellung bezogen, um Demir Kule zu bombardieren.
Aber das Problem war auch die Erklärung dafür, warum die Janitscharen die Festung immer noch nicht eingenommen und zerstört hatten. Und genau dieses Problem gab dem Ersten Minister Mehmet Effendi und seinem Gefährten nun, als sie im Zwielicht der Dämmerung im Glockenturm von St. Pantaleon standen und ihre Umgebung beobachteten, mehr als ein Quäntchen Zuversicht.
    Es gab nur eins auf der Welt, was die mächtigen Janitscharen verehrten - etwas, das sie in Ehren hielten, seit das Korps vor fünfhundert Jahren ins Leben gerufen worden war. Und das war das Gedenken an Hadschi Bektasch Veli, den Gründer des im dreizehnten Jahrhundert entstandenen mystischen Bektaschi-Ordens der Sufi-Derwische. Hadschi Bektasch war der pir , der Schutzheilige der Janitscharen.
    Das war der eigentliche Grund, warum der Sultan sich vor seiner eigenen Armee fürchtete. Deswegen hatte er seine Truppen mit Söldnern aus anderen Provinzen seines gigantischen Reiches verstärken müssen.
    Die Janitscharen hatten sich zu einer Gefahr für das Osmanische Reich entwickelt. Wie religiöse Fanatiker schworen sie einen Treueeid, der gespickt war mit mystischen Codes. Schlimmer noch, sie gelobten einzig ihrem pir die Treue - und nicht dem Haus Osman oder ihrem Sultan, der in seinem goldenen Käfig am Goldenen Horn saß.
    Ich vertraue auf Gott … (so begann der Eid der Janitscharen)
     
    Wir sind Gläubige wie in alten Zeiten. Wir bezeugen die Einheit der Wirklichkeit. Wir bieten unseren Kopf dar auf diesem Weg. Wir haben einen Propheten. Seit den Tagen der mystischen Heiligen sind wir die Berauschten. Wir sind die Motten im göttlichen Feuer. In dieser Welt sind wir die Begleiter der wandernden Derwische. Uns kann man nicht an den Fingern abzählen, uns kann man nicht
durch eine Niederlage vernichten. Niemand außer uns kennt unsere Berufung.
    Die zwölf Imame, die zwölf Wege, wir haben sie alle bestätigt: die Drei, die Sieben, die Vierzig, das Licht des Propheten, die Güte Alis, unseres pirs - des obersten Sultans Hadschi Bektasch Veli …
     
    Es beruhigte Mehmet Effendi und General Vaya, dass der größte Repräsentant der Bektaschi auf Erden, der dede , der älteste Baba, über die Berge gekommen war, um bei dem Ereignis zugegen zu sein, auf das sie alle warteten. Der Baba, der als Einziger die Mysterien kannte und die Omen deuten konnte.
    Aber trotz allem, was die Omen sagten, schien irgendetwas schiefgegangen zu sein.
    Der Erste Minister Effendi wandte sich in der Dunkelheit des klösterlichen Glockenturms an General Vaya. »Dies ist ein Omen, das ich nicht verstehe«, sagte er.
    »Du meinst, etwas in den Sternen?«, fragte der General. »Aber mein Freund, du hast uns doch versichert, dass in dieser Hinsicht alles in Ordnung ist. Wir haben deine astrologischen Anordnungen genauestens befolgt.
    Und
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