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Die Blut-Prinzessin

Die Blut-Prinzessin

Titel: Die Blut-Prinzessin
Autoren: Jason Dark
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dem Mund der Kreatur geströmt war.
    Jetzt lauschte sie der Botschaft, und sie verhielt sich dabei wie ein normaler Mensch. Kein Schwall verließ mehr ihren offenen Mund. Sie glotzte ins Leere, aber sie bewegte irgendwann den Kopf langsam nach rechts und dann nach links, als wäre sie dabei, nach etwas Bestimmtem zu forschen.
    Für mich stand fest, dass sie diejenige Person suchte, die diese Botschaft vermittelte. Da hatte sie Pech, denn sie sah sie ebenso wenig wie ich. Es gab sie, das stand fest, aber sie hielt sich verdammt gut versteckt.
    Ich stand so nahe bei dieser Gestalt, dass ich alles beobachten konnte. Noch machte sie auf mich einen harmlosen Eindruck. Sie lauschte nur dem heulenden Gesang und schien sich sogar daran zu erfreuen, wie ich feststellte.
    Dann aber passierte doch etwas.
    Plötzlich durchlief ihre Gestalt ein Ruck. Von den Zehenspitzen bis zum Kopf. Es sah so aus, als hätte sie sich zu etwas entschlossen, das ihr mitgeteilt worden war.
    Ströme können unsichtbar sein. Und dieses erlebte ich auch bei der Kreatur.
    Sie nahm die Ströme auf, aber zugleich gaben sie ihr die entsprechende Kraft, um das zu werden, was sie sich wünschte. Zwar kein normaler Mensch mehr, das war nicht möglich, aber ich sah, dass etwas in sie zurückkehrte. Ich wollte nicht von Leben sprechen, aber von einer gewissen Stärke, die sie leitete.
    Die Gestalt drehte den Kopf. Plötzlich schaute sie mich an, und es gab für sie nichts anderes mehr als mich. Es war dunkel um uns herum, und kein Licht flimmerte über unsere Gesichter, aber den Blick der dunklen Augen nahm ich trotzdem wahr. Er schien mich bannen zu wollen, und für mich stand fest, dass es mit der Ruhe vorbei war. Ich war die Person, auf die man sie angesetzt hatte.
    Sie spreizte die Arme vom Körper ab. Zufällig wurden wir beide von einer Windbö erwischt, die die Haare der Kreatur wie Wattesträhnen in die Höhe drehte.
    Ich wusste, dass sie mir keine Antwort geben würde, trotzdem sagte ich: »Okay, komm her!«
    Und sie kam.
    Bestimmt hatten sie meine Worte nicht überzeugt. Es konnte durchaus an dem Trommelklang liegen, der jetzt heftiger geworden war und für einen Antrieb bei ihr sorgte.
    Sie hatte sich verändert. Ihr Gang war ein anderer geworden. Fast mit dem eines normalen Menschen zu vergleichen. Sie spannte sich, und sie war plötzlich schnell.
    Ich sah sie vor mir auftauchen und blickte direkt in das grinsende Gesicht. Der Mund war auch weiterhin so unnatürlich verzogen und blutbeschmiert. In der Mundhöhle bewegte sich nichts. Es drang auch kein Laut aus der Kehle, aber all ihre Bewegungen waren darauf programmiert, mich zu vernichten.
    Beretta oder Kreuz?
    Ich hatte mich noch nicht entschieden und ging zunächst mal zwei Schritte zurück. Eine kurze Pause tat mir gut. Ich nutzte sie zur Entscheidung – und ich entschied mich für das Kreuz.
    Sie kam, und ich ging auf sie zu!
    Ihre gespreizten Arme brachte sie zusammen, um richtig nach mir greifen zu können. Sie fasste auch zu, aber sie griff zugleich gegen das Silberkreuz, das ich ihr entgegenhielt. Kein Wegzucken, kein Versuch, ihm irgendwie zu entgehen. Sie umklammerte es mit beiden Händen – und wurde gestoppt!
    Ihr Kopf zuckte zurück. Den Mund hatte sie weit aufgerissen. Die Hände hielten das Kreuz auch weiterhin fest, als wäre es ein Rettungsanker.
    Schrie sie?
    Nein, und doch hörte ich Laute. Sie waren einfach zu unbestimmt, um sie identifizieren zu können. Ich wartete darauf, dass die Gestalt verging, ich lauerte zudem auf das Leuchten meines Kreuzes und rechnete auch mit einem hellen Licht.
    Das alles trat nicht ein.
    Aber sie ließ das Kreuz los.
    Und sofort danach geschah etwas, das ich in Verbindung mit meinem Kreuz noch nie erlebt hatte!
    Zuerst durchlief ein Zucken die Gestalt. Das konnte man noch als normal bezeichnen, aber dabei blieb es nicht. Die Unperson ging etwas zurück und hielt mir dabei ihre Hände wie eine Bittstellerin entgegengestreckt. Allerdings hatte sie sie gedreht, und so konnte ich sehen, dass die Hände voller kleiner Wunden waren, aus denen das Blut rann und zu Boden tropfte.
    Nicht nur ich schaute hin, auch die Kreatur hielt den Blick gesenkt, um Zeuge des Vorgangs zu werden.
    Die Blutstropfen klatschten auf den Boden. Jedes Mal hörte ich das leise Geräusch des Aufschlags, aber ich glaubte nicht, dass es einzig und allein dabei bleiben würde. Da musste noch mehr geschehen. Schließlich kannte ich die Macht meines Kreuzes.
    Und es passierte
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