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Die Blut-Prinzessin

Die Blut-Prinzessin

Titel: Die Blut-Prinzessin
Autoren: Jason Dark
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registrierte auch die Echos, doch ich konzentrierte mich zugleich auf die Person, die sich im Sarg in eine sitzende Stellung aufgerichtet hatte.
    Ein Zuschauer hätte meinen können, dass wir uns gegenseitig belauerten. Irgendwie traf es auch Ich war gespannt darauf, zu erfahren, wie sich die Person verhalten würde, aber sie blieb weiter-hin sitzen und tat nichts.
    Wartete sie auf mich?
    Das konnte sie haben. Jedoch musste ich mich auf sie einstellen. Ich hatte meine Erfahrungen mit lebenden Leichen und wusste, dass sie nur die Gewalt kannten. In ihnen steckten Trieb und Gier zugleich, und beides ließen sie an Menschen aus, die ihnen über den Weg liefen. So dachte ich auch jetzt, und deshalb lockerte ich die Beretta, deren Magazin mit geweihten Silberkugeln geladen war.
    Ich ließ die lebende Leiche nicht aus den Augen. Sie sah noch immer schlimm aus. Der grinsende Mund war weiterhin das Auffälligste in ihrem Gesicht, und in den starren Pupillen fingen sich die Lichtreflexe der Kerzen.
    Es waren schon einige Sekunden verstrichen, und die Tote hatte sich nicht weiter bewegt. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie nur im Sarg sitzen blieb, und lauerte darauf, dass sie sich erheben würde.
    Sie tat es nicht.
    Noch nicht, denn plötzlich bewegte sie ihren Kopf. Das sah alles sehr steif aus, als sie mal nach rechts, dann wieder nach links schaute. Wie jemand, der sich davon überzeugen will, dass die Luft auch rein ist.
    In diesem Fall war sie es nicht, weil ich im Wege stand. Wenn sie die Leichenhalle verlassen wollte, musste sie erst an mir vorbei. Ich würde es zulassen, doch ich war sicher, dass ich einen Fehler beging, wenn ich dieses Geschöpf vernichtete. Es war nicht grundlos in diese Lage hineingeraten, es hatte zudem ein Zeichen bekommen. Eine Botschaft, die aus dem Gesang und den Trommelschlägen bestand.
    Den Kopf bewegte die Gestalt jetzt nicht mehr, dafür aber die Arme, und das synchron. Sie hob und winkelte sie an, sodass sie ihre Hände auf den Sargrand legen konnte.
    Von diesem Zeitpunkt an lief alles wie gehabt. Ein kleiner Druck reichte aus, um sich in die Höhe stemmen zu können, und das tat sie mit ruckartigen Bewegungen. Bevor ich mich versah, stand sie im Sarg, und das, ohne zu schwanken. Sie bewegte nur den Kopf und schaute wieder in verschiedene Richtungen.
    Die Flammen umtanzten noch immer die Dochte. Sie produzierten zahlreiche Schatten, die mal scharf konturiert, dann wieder halb aufgelöst über die starre Gestalt huschten.
    Es war ein makabres Bild, was auch an dem alten und zu weiten Totenhemd lag, das den mageren Körper bedeckte. Auf dem Kopf wuchsen nur wenige Haare. Die Farbe war nicht genau zu erkennen. Sie lag in einem dunklen Bereich.
    Mich nahm die Gestalt bisher nicht zur Kenntnis. Sie blieb noch eine gewisse Weile in ihrem Sarg stehen, und auch der grinsende Mund bekam keinen anderen Ausdruck.
    Dann stieg sie aus dem Unterteil der Totenkiste heraus, und wieder sahen ihre Bewegungen hölzern aus. Sie verließ den Sarg an der von ihr aus gesehen rechten Seite, und für sie würde es nur ein Ziel geben, die Tür.
    Ich dachte nicht im Traum daran, ihr Platz zu schaffen, aber ich ging auch nicht in die Leichenhalle hinein, weil ich abwarten wollte, was sie vorhatte.
    Es konnte durchaus sein, dass sie auf dem Friedhof spazieren ging. Wenn das zutraf, musste sie ein Ziel haben, und genau auf das war ich gespannt.
    Zombies gehen nicht wie normale Menschen. An diese Regel hielt sich die Gestalt auch.
    Sie schritt zwar aus, aber sie setzte zuerst ein Bein vor, ließ es für einen kurzen Moment über den Boden schweben, wie ein Mensch, der unbekanntes Terrain durchschreiten will und dabei Acht geben muss, wo er hintritt. Genau so bewegte sich die Gestalt weiter. Sie hütete sich zudem davor, den Flammen zu nahe zu kommen.
    Ich behielt weiterhin meinen Platz bei und ließ sie nicht aus den Augen. Noch machte sie nicht den Eindruck, gierig auf Fleisch zu sein, aber das konnte durchaus eintreten, wenn sie in meine Nähe kam und mich roch.
    Sie würde alles aus dem Weg räumen, was sich ihr entgegenstellte, um das Ziel zu erreichen.
    Aber welches Ziel?
    Ich war nicht so vermessen, um mich als Ziel anzusehen. Ich ging vielmehr davon aus, dass diese Gestalt einen Ruf gehört hatte, dem sie nun folgen musste.
    Klatsch!
    Das Geräusch war nicht zu überhören, als sie einen nackten Fuß auf den Steinboden setzte. Das Geräusch blieb auch beim zweiten Schritt, beim dritten ebenfalls, und es
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