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Die Blut-Prinzessin

Die Blut-Prinzessin

Titel: Die Blut-Prinzessin
Autoren: Jason Dark
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behielt ihren Rhythmus bei, und die dunklen Augen waren nicht mehr so weit von mir entfernt. Ich rechnete mir aus, dass sie nach zwei weiteren Schritte die offene Tür der Leichenhalle erreicht hatte, um dann endlich ins Freie zu treten und dabei die Freiheit zu genießen.
    Auf dem Weg war sie in die Blutlache getreten, und nun hinterließen ihre Füße auf dem Boden eine rote Schleimspur. Ich bemerkte es wie nebenbei, denn ich wurde von der Unperson abgelenkt, weil so etwas wie ein lautloser trockener Hustenanfall ihren Körper regelrecht durchschüttelte. Auch das war mir bisher bei einem Zombie neu, und wiederum fragte ich mich, mit welch einer Kreatur ich es zu tun hatte.
    Würgte oder hustete sie?
    Vielleicht beides, und sie behielt dabei ihren Mund offen. Und wieder wurde der Schwall von unten nach oben geschickt, sodass er aus dem Mund hervordrängen musste.
    Fast wäre ich nach hinten gesprungen, so vehement drang das Blut aus der Öffnung. Es klatschte vor meinen Füßen zu Boden und wäre beinahe noch auf meine Füße gespritzt.
    Der weibliche Zombie schüttelte sich, dann ging er weiter. Diesmal war nicht alles Blut zu Boden gespritzt, ein Rest davon klebte noch an seinem Kinn und beschmierte auch die Lippen.
    Sie tappte weiter. Die dunklen Augen auf mich gerichtet. Sie war aus dem Schein der Kerzen geraten, und so hatte die Haut wieder den natürlichen Farbton zurückbekommen. Ein blasses Gesicht, das auf mich irgendwie zweidimensional wirkte, als wäre es aus einem Bild entfernt worden.
    Aber die Unperson war echt und kein Gemälde. Sie hatte einen Auftrag bekommen, und den würde sie unter allen Umständen durchziehen.
    Allmählich geriet die Gestalt in eine gefährliche Nähe zu mir. Noch ein Schritt nach vorn, und die Totenhänden würden mich berühren können.
    Zur Seite gehen oder vernichten?
    Die Entscheidung fiel mir leicht. Ich ging davon aus, dass die Gestalt einen Auftrag erhalten hatte, und bewegte mich deshalb mit einem geschmeidigen Schritt zur Seite, sodass die Gestalt an mir Vorbeigehen konnte.
    Das tat sie auch.
    Es war alles so einfach. Ich ließ sie passieren, und sie drehte ihren Kopf nicht einmal zu mir hin.
    Perfekt. Ein Zombie, der kein Menschenfleisch wollte. Dessen Mordabsichten unterdrückt waren, der aber trotzdem nicht so harmlos war, wie es den Anschein hatte.
    Das Wesen ging weiter. Kerzengerade und trotzdem leicht schwankend. Die Düsternis der Nacht war wie ein gewaltiger Schlund, der alles schluckte, und leuchtende Laternen suchte man auf einem Friedhof wie diesem vergebens.
    Ich ließ die Kreatur in die Dunkelheit hineingehen und war jetzt davon überzeugt, dass sie ein Ziel hatte. Etwas anderes konnte nicht hinter ihrem Verhalten stecken.
    Sie ging in die Nacht. Die Trittgeräusche hörten sich jetzt anders an. Manchmal schleiften die Füße über den Boden hinweg, dann wiederum traten sie fester auf. Sie trug keine Schuhe. Es waren einfach die nackten Füße, die über den Boden schleiften und dafür sorgten, dass einige Steine gegeneinander knirschten.
    Ich drehte mich um. Natürlich wollte ich der Gestalt auf den Fersen bleiben. Sie musste ja irgendwo hingehen, und ich konnte mir gut vorstellen, dass sie erwartet wurde. Der Friedhof zählte zwar nicht zu den größten, aber es gab genügend Verstecke. Auch für jemand, der dieses Scheusal erwartete.
    Von der Leichenhalle führte ein schmaler Weg in das Gelände. Der Friedhof war ja nicht neu angelegt worden. Man hatte nur einen Teil für die anonymen Begräbnisse abgetrennt. An der von mir aus gesehen linken Seite gab es noch die alten Grabstätten mit Leichen, die längst vermodert waren. Dort wuchsen auch die Büsche dichter. Dort war das Gelände wenig übersichtlich.
    Ich sah nur den Anfang des Weges. Der Rest verlief im Dunkeln. Und ich wusste, dass die Person sich entscheiden musste, in welche Richtung sie gehen sollte.
    Genau das tat sie nicht.
    Sie blieb stehen.
    Und ich hörte Sekunden später den Grund. Von irgendeinem Ort auf dem Friedhof hörte ich wieder den unheimlichen Gesang und das Schlagen der Trommel...
    ***
    Es war ein Singsang oder ein Geräusch, das ich wie eine Fessel empfand. Mir war es unmöglich, mich zu bewegen, denn die Geräusche gingen mir unter die Haut. Es gab keine Wände mehr, die sie gedämpft hätten, so erreichten die Klänge ungefiltert meine Ohren.
    Wie hatte der Kollege noch gesagt? Es sollte hier in London einen alten Blutzauber geben, und ich hatte das Blut gesehen, das aus
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