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Die blonde Geisha

Die blonde Geisha

Titel: Die blonde Geisha
Autoren: Jina Bacarr
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Edward-san”, flüsterte Simouyé. “Ich kann dem Kind nicht erlauben, hier zu bleiben. Sie versteht unsere Lebensart nicht.”
    “Sie wird es lernen. Diese hohen Mauern verbergen so manches Geheimnis.”
    “Ja, Edward-san. Viele Geheimnisse. Eine Geisha zeigt dem Kunden niemals ihr wahres Ich, dafür verbeugt sie sich und erfreut solche Männer, die es eigentlich nicht verdienen. Ist das das Leben, das du dir für deine Tochter wünschst?”
    Mein Vater schwieg, sein Körper versteifte sich, er ballte die Hände zu Fäusten.
    Sag ja, Papa, bitte sag ja.
    “Ich bin verzweifelt, Simouyé-san”, sagte er. “Es gibt keinen anderen Ort, an dem sie sicher ist. Ich werde sie so schnell wie möglich wieder abholen. Bis dahin musst du mir helfen.”
    “Was ist mit dem Rikscha-Jungen?”
    “Hisa-don wird kein Wort über den heutigen Abend verlieren. Er weiß, was er zu tun hat.”
    “Das stimmt, aber …”
    “Bitte, Simouyé-san, ich flehe dich an, meine Tochter zu retten.”
    Die Frau war noch nicht überzeugt. “Unser Leben innerhalb dieser Mauern ist sehr streng, Edward-san. Wenn ich deinen Wunsch erfülle, wird deine Tochter alle Regeln befolgen müssen, um keinen Verdacht zu erregen. Sie muss zunächst als Dienstmädchen viele Stunden arbeiten, doch das wird sie zu einer starken Frau machen. Sie muss lernen, die Laute und die Harfe zu spielen und zu tanzen. Sie muss die höfliche Sprache der Geishas studieren, in der alles nur angedeutet und nichts direkt gesagt wird, sie muss sich den Älteren gegenüber voller Respekt zeigen. Auch wird sie lernen müssen, wie man einen Kimono trägt.”
    Aufgeregt dachte ich über diese neue Situation nach. Wenn Simouyé einwilligte, konnte ich in dem Teehaus bleiben und das Leben einer Geisha kennen lernen. Das war wunderbar und zugleich beängstigend.
    Es klopfte. Die Papiertür wurde leise aufgeschoben. Eine junge Frau kam auf Knien durch die Tür und verneigte sich drei Mal, wobei ihre Stirn den Boden berührte. Sie trug einen dunkelblauen Seidenkimono mit einer weiß-rosa gestreiften Schärpe. Ihre Anmut zog meiner Aufmerksamkeit auf sich. Sie wirkte schlicht, geradezu unschuldig und kindlich.
    Das Mädchen stellte winzige Teetassen auf den niedrigen schwarzen Lacktisch, dazu Süßigkeiten, die wie kleine Goldfische geformt waren. Zucker glitzerte darauf und mir lief das Wasser im Mund zusammen.
    Das Mädchen reichte mir eine Tasse, dann eine Serviette und schließlich eine Süßigkeit.
    “Danke”, wisperte ich und verneigte mich.
    Das Mädchen blinzelte überrascht, verneigte sich dann auch und sagte: “Es ist mir ein Vergnügen.”
    Nun begann ich, mich erneut zu verbeugen, bis ich einen Blick auf meinen Vater warf und nicht fassen konnte, was ich da sah. Mein Vater und Simouyé standen in einer dunklen Ecke ganz eng beieinander. Die Frau schien meine Anwesenheit nicht zu interessieren, sie wehrte sich auch nicht gegen die vertraulichen Berührungen des großen Amerikaners. Er streichelte ihr Gesicht, nahm ihr Kinn in die Hände. Sie wich nicht zurück, als er mit den Händen zu ihren Hüften glitt, ihre festen Schenkel massierte, ihren Hintern. Dann verschwand eine Hand unter dem Kimono, er berührte ihre Brüste, spielte mit ihnen. Ich ahnte, dass es für sie nicht leicht war, ihre Gefühle wie gewohnt zu unterdrücken. Ich spürte, dass sie nicht mehr lange die Fassung bewahren würde, und doch sprach sie weiterhin mit sanfter Stimme, betonte jedes einzelne Wort.
    “Wie viel hast du dem Mädchen erzählt?” fragte Simouyé, als er die Hände auf ihre Schultern legte und seine Lippen auf ihren Hals drückte.
    Gerade wollte ich meinen Vater fragen, was er vor mir geheim hielt, als das Mädchen neben mir sich räusperte und einen Finger an die Lippen legte.
    “Was ist denn?” fragte ich sie verwirrt. Hatte ich eine Geisha-Regel gebrochen?
    “Es tut mir sehr leid und ich bitte um Entschuldigung”, flüsterte das Mädchen. “Ich wollte dich nicht verärgern.”
    Stumm verneigte ich mich. Wie hatte ich über meine Aufgeregtheit nur meine Manieren vergessen können? Das Mädchen hatte mich davor bewahrt, mein Gesicht zu verlieren, indem ich meinen Vater in einer Situation ansprach, in der ich unter allen Umständen unsichtbar zu bleiben hatte.
    Doch mein Vater hatte es bemerkt. Er heftete seinen Blick auf mich, mein Herz begann wild zu klopfen, es flatterte wie ein in einem Glas gefangener Schmetterling. Er wandte sich wieder an Simouyé. “Sie weiß, dass
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