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Die blonde Geisha

Die blonde Geisha

Titel: Die blonde Geisha
Autoren: Jina Bacarr
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aufzog, von Berührungen, Gelächter und intimen Momenten.
    Und nun ist der Augenblick gekommen: Ich tauche die Feder in die Tinte und erzähle die außergewöhnliche Geschichte der blonden Geisha.
    Kathlene Mallory
,
    Kioto, Japan 1931

Erster Teil
    K athlene, 1892
    Ich erinnere mich, als ich zum ersten Mal die Lichter des Geisha-Viertels in Gion sah, blass und gelb wie der Mond über uns.
    Rote Laternen mit schwarzen japanischen Figuren schwangen im Abendwind und winkten mich in das Teehaus.
    Aber es ist der Klang der Gion-Glocke in der Ferne, an den ich mich am lebhaftesten erinnere und der mir sagt, dass alles im Leben vergänglich ist.
    Sogar die Liebe.
    (Tagebuch eines amerikanischen Mädchens in Kioto, 1892)

1. KAPITEL
    K ioto, Japan 1892
    Ich konnte mit niemandem darüber sprechen, nicht einmal mit den Göttern, aber ich hatte Angst … schreckliche Angst. Bevor ich überhaupt das Nonnenkloster sah, beschloss ich, dass ich irgendwie entkommen musste. Zwar respektierte ich Nonnen wegen ihrer Frömmigkeit und Hingabe, aber ich wollte doch eine Geisha werden.
Musste
eine Geisha werden. Rasierten sich Nonnen nicht die Köpfte und Augenbrauen, sodass ihre Augen unnatürlich hervortraten? Ich schwor, mir mein langes Haar niemals abschneiden zu lassen. Und noch beunruhigender war: Die Nonnen trugen schlichte weiße Kimonos. Weiß war die Farbe des Todes. Warum brachte mich mein Vater in ein Nonnenkloster? Warum?
    Sollte ich bestraft werden?
    Aber ich hatte doch nichts Falsches getan. Mich zu streicheln war nicht falsch, auch wenn mich dabei eine immer größer werdende Lust überkam, eine Gier, die drohte, in mir zu explodieren. Ich wollte lieben und geliebt werden. Meine Sehnsucht musste irgendwie gestillt werden.
    Aber nicht in einem Nonnenkloster.
    Da kann ich nicht hingehen. Bitte.
    Ich wollte meinem Vater sagen, dass die Welt der Blumen und Weidenbäume meine Bestimmung ist, nichts anderes. Vereinte die Geisha nicht in hohem Maße Herzensgüte und Klugheit in sich? Hatte Vater nicht gesagt, ich sei meiner Heimaterde entwurzelt worden wie eine wunderschöne Blume, die in unsicherer Erde neu gepflanzt wird? Verließ eine Geisha nicht auch ihr Heim, um ihrem Schicksal zu folgen?
    “Trödel nicht herum, Kathlene!” zischte mein Vater mir ins Ohr, während er mich durch die Bahnstation zerrte. Mein kleiner Koffer schlug schwer gegen meinen Schenkel. Es tat weh, aber ich beklagte mich nicht. Am nächsten Tag würde ich bestimmt einen blauen Fleck haben, der aber unter den weißen Strümpfen unsichtbar bleiben würde.
    Morgen.
Wo würde ich dann sein? Warum waren wir jetzt hier? Was war aus meiner friedvollen Welt geworden? Der Mädchenschule in Tokio?
    Was war geschehen?
    Regen benetzte mein Gesicht. Kein Lärm, keine hastenden Menschen, als ob alles im Nebel verschwunden wäre. Das war seltsam. Regenwetter hielt die Japaner nie davon ab, wie neugierige Mäuse durch die Stadt zu huschen, alles anzuschauen, alles zu kosten. Regen betrachteten sie nicht als schlechtes Wetter, sondern vielmehr als einen Segen der Götter, weil er dafür sorgte, dass ihre Reiskörbe gefüllt blieben.
    Während ich mit meinen viel zu engen Schuhen durch die leere Bahnstation trottete, pochte in meinem ganzen Körper der Rhythmus der zeremoniellen Trommeln. Oder nein, es war eher ein sinnlicher Blitz, der mich in den seltsamsten Momenten traf. Wenn ich in der großen Zypressenholzwanne badete und entzückt spürte, wie das warme, nach Zitrone und Mandarine duftende Wasser in und um meine Mondgrotte glitt und mir wohlige Schauer bereitete.
    Oder nachts, wenn ich nackt auf meinem Futon lag und der glatte Seidenstoff an meinen geöffneten Schenkeln rieb und mich feucht werden ließ. Ich sehnte mich nach einem Mann, der mich so tief ausfüllte, dass meine Lust niemals enden würde und träumte von dem Tag, an dem ich seine starken Arme um mich spürte, seine harten Muskeln, seine Hände, die meine Brüste drückten und die Rosenknospen mit den Fingerspitzen streichelten. Ich lächelte und hatte das sichere Gefühl, dass die Nonnen solche Gedanken nicht gutheißen würden.
    “Wo ist dieses Kloster, Vater?” fragte ich.
    “Im Jakkôin Tempel, nicht weit von hier.”
    “Warum verlassen wir Tokio so eilig?”
    “Frag nicht so viel, Kathlene”, sagte Vater und spannte seinen großen schwarzen Schirm auf. “Noch sind wir nicht außer Gefahr.”
    “Gefahr?” flüsterte ich sehr leise, wusste aber, dass mein Vater mich verstand.
    “Ja,
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