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Die blonde Geisha

Die blonde Geisha

Titel: Die blonde Geisha
Autoren: Jina Bacarr
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versprachen so viel mehr. Bis jetzt war mein Traum, eine Geisha zu sein, genau das. Ein Traum.
    Wir fuhren etwa eine Stunde, die Schatten wurden länger. Ich konnte das Krächzen der Raben in den alten Kiefern hören. Nein, halt, das waren keine Vögel sondern ein lauter, lang gezogener Gongschlag. Während der Junge die Rikscha weiter über die schmalen von Bäumen gesäumten Wege zog, hielt ich die Luft an. Und dann, wie von Götterhand bestimmt, hörte es auf zu regnen. Ich lauschte dem Plätschern des Wassers, das durch kleine, von Farnen verborgene Rohre lief, während wir weiter hinein in die Berge fuhren.
    Etwas später endete die Straße. Ich spürte, wie die Rikscha auf den Boden gesetzt wurde.
    “Wir sind da, Kathlene”, sagte Vater.
    “Beim Kloster?”
    “Ja.”
    Am liebsten wäre ich weglaufen. Weit weg.
    Ich war mir der Stille um mich herum bewusst, als ich hinter meinem Vater aus der Rikscha kletterte, die Beine steif und die Füße nass. Neugierig blickte ich mich um. Wo waren die Menschen? Normalerweise liefen doch Mönche und Nonnen mit ihren merkwürdigen wie Körbe geformten Strohhüten herum, die Hände nach Almosen ausgestreckt, mit leisen, flehenden Stimmen.
    Doch ich sah nur ein Tor vor einer Treppe mit steilen Stufen, die zu einem kleinen Tempel mit zinnoberroten Säulen und einem schweren, grauen Eisendach führte. Hunderte Laternen tüpfelten den Boden neben den Statuen himmlischer Wachhunde auf Steinsockeln.
    Beinahe rechnete ich schon damit, ihr Gebell zu hören, als mein Vater mit düsterem Gesicht die Stufen hinaufeilte. Ich folgte ihm und entdeckte wunderschöne scharlachrote Wildblumen, die in Büscheln um die Stufen wuchsen. Die Blumen zogen mich an, ihre langen, weichen Blütenblätter erinnerten mich an die feine Seide, die Geishas trugen. Von ihrer Schönheit geblendet bückte ich mich, um einige von ihnen zu pflücken als …
    Wuuuuuusch!
Etwas flog so nah an meinen Gesicht vorbei, dass ich den Luftzug spüren konnte. Ich berührte überrascht meine Haut und drehte den Kopf gerade rechzeitig, um zu sehen, wie der Kopf eines Steinhundes von seinem Körper kippte und auf dem Boden landete, wo er in große, hässliche Teile zersprang. Dann hörte ich eine Stimme rufen: “Rühr die Blumen nicht an!”
    Zu Tode erschrocken machte ich einen Sprung nach hinten, sah mich um und entdeckte überrascht den Rikscha-Jungen.
Er
hatte mich angeschrien.
    “Wieso?” fragte ich verständnislos. “Was ist denn los?”
    “Diese Blumen sind giftig”, erklärte der Junge und verneigte sich.
    “Giftig?” Ein Tumult in der Luft zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Als ich aufsah erblickte ich Hunderte von Tauben über meinem Kopf, das Schwirren ihrer Flügel vermischte sich mit dem Wiehern von Pferden.
Pferde?
Nonnen mieden jede Form von Luxus und machten alle Wege zu Fuß. Wo kamen diese Pferde her?
    “Die Blumen verbrennen deine Hände”, sagte der Junge. “Sie würden ganz rot werden.” Dann beugte er sich tiefer und flüsterte heiser in mein Ohr: “ Deine Wangen würde ich allerdings gern von der Hitze der Leidenschaft erröten sehen.”
    “Oh!” Ich wandte mich ab, mein Gesicht färbte sich dunkelrot. Ein silbriger Hauch von Erregung glitt über die zarte Öffnung zwischen meinen Beinen. Dann schoss ein kochender Strahl durch meinen Bauch. Die geschmacklose Bemerkung des Jungen verstörte mich, aber noch mehr verstörte mich meine eigene Reaktion. Etwas Fremdes erwachte in mir, ich hatte den überwältigenden Wunsch, mich der rohen, sexuellen Energie dieser neuen Entdeckung hinzugeben. Zugleich hatte ich Angst vor diesem dunklen Gefühl, das ich nicht so recht bestimmen konnte. Angst, dass ich die Kontrolle verlieren, verruchte Dinge tun könnte, Dinge, an die ich bisher noch nie gedacht hatte und von denen ich nur immer noch mehr wollen würde.
    Ich nahm all meinen Mut zusammen und blickte auf die große Ausbuchtung zwischen den Beinen des Jungen, mein Herz klopfte schneller, als …
    “Steig in die Rikscha!” hörte ich meinen Vater auf Englisch rufen. Er klang verzweifelt. “Wir fahren wieder.”
    Ich sah, wie er die Treppe hinunter rannte, zwei Stufen auf einmal nahm, irgendetwas musste schiefgelaufen sein.
    “Was ist los?” fragte ich. Der Wind frischte auf und trug den Geruch von schwitzenden Pferden mit sich, der mir scharf in die Nase drang. Also hatte ich mir das Wiehern doch nicht eingebildet.
    Mein Vater packte mich am Arm und schob mich in die Rikscha. “Sie haben
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