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Die blonde Geisha

Die blonde Geisha

Titel: Die blonde Geisha
Autoren: Jina Bacarr
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geschwungenen Augenbrauen, den hohen Wangenknochen und den karminroten Lippen. Geishas waren wie Regen, glaubte ich, ihre Haut ebenso transparent und schön, farblos und doch durchwirkt von einem Hauch Blau, Rot und Gelb. Wie sehr ich mir wünschte, eine von ihnen zu sein. Wie eine Märchenprinzessin, rein und unberührt bis der gut aussehende Prinz sie zu seiner Braut erwählte. Dann brachte er sie zu seinem von einem Festungsgraben umgebenen Schloss, das so aussah wie der Palast zu der Zeit, als Tokio noch Yeddo hieß, einem Palast, der so viele Räume hatte, dass kein Mensch lange genug lebte, um sie alle sehen zu können. Ich würde goldgesponnene Kimonos besitzen und Haarschmuck aus reinsten weißen Diamanten und schwärzesten Perlen.
    Der Mann, den ich liebte, legte sich neben mich, wir waren beide nackt und erkundeten unsere Körper. Ich erfuhr das grenzenlose Vergnügen, dass ein Mann in mich eintauchte, dieses unglaubliche Gefühl, nach dem ich mich aus tiefstem Herzen sehnte, ein Sehnen, das niemals aufhören würde.
    Der Rikscha-Junge lief eine winzige Kanalstraße hinunter auf eine Allee, bog in eine Gasse, überquerte eine kleine Brücke und hielt vor einem hinter hohen Mauern verborgenen Teehaus. Eine große Weide schwang in der Abendluft. Rosa und gelbe Lichter leuchteten hinter den Papierfenstern.
    Aus Angst, der Traum würde verblassen, hielt ich den Atem an. Ich fühlte mich, als wäre ich direkt in ein Märchen hineingestolpert.
    “Das Kind kann nicht hier bleiben, Edward-san”, sagte die Frau kurz angebunden, ihre Hände flatterten um sie herum.
    “Ich habe keine Wahl, Simouyé-san”, entgegnete mein Vater ruppig. Dann fügte er etwas freundlicher hinzu: “Ich muss dich bitten, mir diesen Gefallen zu tun.”
    “Das kann ich nicht. Wenn die Männer des Prinzen überall in der Stadt suchen, dann werden sie sie hier finden.”
    “Nicht wenn wir sie mit einer schwarzen Perücke und einem Kimono verkleiden.”
    Eine schwarze Perücke? Ich versuchte, mich in einer dunklen Ecke des Zimmers zu verbergen, doch die Frau namens Simouyé hörte nicht auf, mich zu betrachten. Das überraschte mich, weil es überhaupt nicht typisch für Japaner war. Aber ich konnte in diesem Moment auch nicht anders, als mindestens ebenso intensiv zurückzustarren.
    Sie war eine schöne Frau, ihr schwarzes Haar trug sie zu einem strengen Knoten auf ihrem Kopf, ich konnte ihren Mund nicht sehen, hätte aber schwören können, dass ihre Lippen dunkelrot waren. Der malvenfarbene Kimono mit Ärmeln bis zu den Hüften unterstrich ihre noch immer mädchenhafte Figur. Obwohl ihre kleinen Füße nur in weißen Strümpfen steckten, schien sie mir größer als die meisten japanischen Frauen.
    Oder lag es daran, wie sie sich hielt? Stolz und aufrecht. Als hätte sie ihren Platz im Leben gefunden, einen Platz in der Nähe der Götter.
    Sie kam auf mich zu und ich erschrak. War es eine optische Täuschung, lag es an den gestickten Vögeln auf ihrer Schärpe, dass es mir vorkam, als ob sie durch die Luft schwebte?
    “Wenn deine Tochter hier bleibt, Edward-san, dann glaubst du doch nicht im Ernst, dass ich sie als Maiko aufnehme?” fragte Simouyé, ihre Hände flogen an ihre Brust. Überrascht riss ich die Augen auf. Ich wusste, dass Maiko der Ausdruck für eine in der Ausbildung befindlichen Geisha war. Bei dem Gedanken blieb mir vor Freude fast die Luft weg, doch die Frau war alles andere als begeistert.
    Keine Sorge, dachte ich. Mein Vater würde mir niemals erlauben, eine Geisha zu werden.
    “Doch, genau das glaube ich, Simouyé-san”, entgegnete mein Vater.
    Mein Mund klappte auf, ich konnte nicht fassen, dass mein Vater diese Worte gesprochen hatte.
    Er fuhr fort: “Als eine Maiko würde sie ja in keine …”, er zögerte, wählte seine nächsten Worte mit Bedacht, “… unangenehmen oder merkwürdigen Situationen mit euren Kunden geraten.”
    Ich hatte mich so auf die Wendung der Ereignisse konzentriert, dass ich erst jetzt bemerkte, wie seine Hände den Hals der Frau liebkosten als Auftakt zu einem innigen Moment, den sie wohl schon öfter miteinander geteilt hatten. Dann strich er hinab zu der V-förmigen Öffnung ihres Kimonos, verharrte dort und fuhr sanft mit den Fingerspitzen über ihre Brüste. Ich wollte wegsehen.
Mein Vater
tat so etwas?
    Doch ich starrte die Frau weiter an, sah die Rundung ihrer Brüste, sah, wie ihre Brustwarzen sich aufrichteten. Sie erschauerte wohlig.
    “Selbst wenn ich es gern tun würde,
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