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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge
Autoren: Brent Weeks
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so sehr darauf erpicht, einen Krieg zu verhindern, dass wir ihn nun absolut sicher gemacht haben.«
    Er sagte »wir«. Auch wenn Kip wusste, dass sein Vater alles, was in seiner Macht stand, getan hatte, um die Chromeria zu einer Reaktion zu bewegen, bevor es zu spät war, übernahm er dennoch die Mitverantwortung für ihr Versagen. Erneut festigte sich in ihm die Überzeugung, dass sein Vater ein großer Mann war.
    Kip hatte heute nicht viel Zeit zum Nachdenken gehabt, doch es hatte gereicht. Der Dolch war wichtig. Wirklich wichtig. Er hatte das Luxin einfach aus dem Riesen herausgesaugt. Kip hätte seinem Vater sofort von dem Messer erzählen sollen. Aber freiwillig etwas zu tun, was seinen Vater gegen ihn aufbringen würde, war ihm unmöglich erschienen.
    Jedes Mal, wenn alles anfängt, gut zu laufen, reißt du deine große Klappe auf, Kip.
    Aber zumindest geschah das normalerweise unbedacht. Diesmal musste er es mit Absicht tun.
    Er wollte schon zum Sprechen ansetzen – sicher hätte es jedenfalls nicht mehr viel länger als ein oder zwei Minuten gedauert –, als eine ölige Stimme sagte: »Meine Herren?« Grinwoody. »Luxlord Guile rechnet damit, dass Ihr ihm das Vergnügen macht. Er hörte, dass Ihr auf Deck seid, und hat sich unter beträchtlichen Mühen nach oben begeben.«
    »Und wo bleibt er jetzt?«, fragte Kip. Hoppla. Der schnippische Kip mal wieder. Vielleicht lag es an all diesem Gerede von Kip, dem Gottestöter. Oder es war der Wein …
    »Auf dem Achterdeck, meine Herren. Er bat jedoch nur, vom Lord Prisma beehrt zu werden.«
    »Du kannst mitkommen, wenn du willst, Kip. Aber es wird nicht angenehm werden«, sagte Gavin. »Vater und ich werden ein paar deutliche Worte miteinander wechseln müssen.«
    Grinwoodys Mund zog sich zu einer dünnen Linie zusammen, aber er schwieg.
    »Ich komme mit Euch, Herr«, sagte Kip.
    Gavin und Kip stiegen vom Aufbau des Vorderschiffs hinab, und Kip musste gut auf die Stufen achtgeben. Offenbar hatte er mehr Wein getrunken, als er gedacht hatte. Über das Mittschiff gingen sie zum Heck und dann zum Achterdeck hinauf.
    Irgendetwas an dieser Szene kam Kip bekannt vor. Andross Guile drehte ihnen den Rücken zu. Nur ein fahler Schimmer Mondlicht drang durch die Wolken am Himmel. Andross trug eine Kapuze und eine Brille mit dunklen Gläsern. Die Erinnerung traf Kip wie ein Blitz. Er hatte etwas Derartiges in der Neun-Könige-Karte gesehen, die ihm Janus Borig gegeben hatte. Die Figur, die einen Brief schrieb, hatte diese Kapuze getragen.
    »Ich weiß, dass du es geschafft hast, unsere gesamte Operation scheitern zu lassen und unsere Flotte in den Untergang zu treiben«, sagte Andross Guile. »Aber ich bin ja so glücklich, dass du sicher zurückgekehrt bist. Und ebenso dein Bastard. Und ich höre, wir haben eine Hochzeit zu feiern. Eine Hochzeit mit einer Frau, die zu heiraten ich dir verboten habe.«
    Es ist Hochverrat, aber nur, wenn ich erwischt werde, hatte er gedacht, während seine Gedanken ein einziger Taumel der Leidenschaften gewesen waren. Der mit »…os« endende Name desjenigen, an den er schrieb, konnte nur Koios Weißeiche, der Farbprinz, gewesen sein, den er mit seinem Vornamen anredete. Wie einen guten Freund. Und er schmiedete ein Komplott, in dem Dagnu eine große Rolle spielte: Der Rote verfolgte den heimlichen Plan, zum roten Gott gemacht zu werden. Andross Guile hatte gemeinsame Sache mit ihrem Feind gemacht. Und das war noch nicht alles.
    »Ihr seid ein Rotwicht«, sagte Kip leise, fast zu sich selbst.
    »Gavin«, sagte Andross, der Kips Worte entweder nicht gehört hatte oder ihnen einfach keine Beachtung schenkte. »Du hast mir zum letzten Mal den Gehorsam verweigert. Ich habe alles in die Wege geleitet, um dich deines Amtes zu entheben. Du solltest wissen, dass die anderen für mich stimmen werden. Du hast das Spektrum zum letzten Mal tyrannisiert.«
    »Ihr seid ein Rotwicht«, wiederholte Kip.
    »Kip«, sagte Gavin. »Ich glaube, du hast zu viel Wein getrunken. Warum kannst du nicht …«
    »Ihr seid ein Verräter!«, schrie Kip Andross an. »Ein Ungeheuer!«
    »Grinwoody, schaff den jungen Trunkenbold hier weg«, sagte Andross. »Auf der Stelle!«
    Er war ein Rotwicht. Wie kam es, dass es niemand bemerkt hatte? Sicherlich verloren Rote gemeinhin auf eine auffälligere Weise den Verstand, aber wie hatte es ihnen nur allen entgehen können? Hatten sie einfach nicht zu fragen gewagt? Hatten sie alle zu viel Angst und hofften, jemand anders
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