Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
Infraroter wäre dabei.
    Kip versuchte gegen die Panik anzukämpfen, die seine Brust zusammenschnürte. Sie machte ihm das Atmen schwer. Eine Welle erwischte ihn im falschen Moment, und er hustete und prustete, um seine Lunge freizumachen, wobei er fast den Körper seines Vaters losgelassen hätte. Lieber Orholam. Lieber Orholam, nein.
    Gavin Guile war tot. Tot. Lieber Orholam, nein. Vater, warum? Warum hast du das getan?
    Als er wieder ein wenig zur Ruhe gekommen war, stellte er fest, dass er während des Kampfes etwas Licht eingesogen hatte. Er hatte es gar nicht gemerkt. Er nahm an, dass Furcht und Zorn seine Augen geweitet hatten. Er hatte Luxin eingesogen, ohne dass es ihm überhaupt zu Bewusstsein gekommen war.
    Er hatte etwas Rot und etwas Gelb. Er wusste, dass noch andere Schiffe hier draußen waren, und er musste sie nur wissen lassen, dass er hier war. Irgendjemand würde ihn retten.
    Er holte tief Luft und schoss funkelndes Gelb aus seinem Finger. Selbst diese kleine Bewegung drückte ihn unter Wasser und nahm ihm den Atem.
    Er fragte sich, ob Haie in der Nähe waren. Und ob Haie Luxin wittern konnten. Er wusste, dass sie Blut wittern konnten und dass das Blut seines Vaters sie anziehen würde.
    Aber er geriet nicht in Panik. Da war nichts mehr in ihm, was ihn hätte panisch machen können. Nach einer Minute hielt er seine Hand in die Höhe und wandelte rotes Luxin um seinen Finger. Nach ein paar Versuchen gelang es ihm, es mit dem Gelb anzuzünden.
    Aber er konnte nicht gleichzeitig das Licht in die Höhe halten, seinen Vater festhalten und schwimmen. Nachdem er eine Weile in den Wellen auf und ab gehüpft war, versuchte er es erneut anzuzünden, aber zu viel von dem Luxin war weggewaschen worden.
    Er hörte das Schiff, noch bevor er es sah. Es kam von hinten. Ein Netz wurde über ihn geworfen, und binnen einer Minute waren er und sein Vater herausgezogen und an Deck gerollt.
    »Was haben wir da? Was haben wir?«, begann eine Männerstimme zu schnattern. »Ceres!«, rief er. »Ceres, du wetterwendische Hure! Du herrliches Weibsstück, Kanonier liebt dich! Danke vielmals! Entschuldigung angenommen! Jungs, kommt her. Seht, was Kapitän Kanoniers Glück uns da gebracht hat.«
    Kip lag erschöpft auf dem Rücken. Er hatte nur noch Kraft zu atmen.
    Kanonier? Kips Gedanken arbeiteten langsam. War Kanonier nicht der Mann auf dem Piratenschiff, das Gavin, Kip, Liv und Eisenfaust vor Garriston im Meer versenkt hatten? Gavin hatte gesagt, er habe den Mann nicht getötet, weil er eine Art Künstler sei. War es dieselbe Person?
    Kapitän Kanonier, ein pechschwarzer Ilytaner, der über seiner nackten Brust nur eine Weste trug – eine andere Weste als letztes Mal –, drehte Gavin herum, so gut es die aus ihm herausragende Klinge erlaubte. Es war derselbe Kanonier. Oh verdammt. »Leck mich«, entfuhr es Kanonier, als er auf die Klinge blickte. Er zog sie aus Gavins Körper und hielt sie in die Höhe.
    Kips Dolch hatte sich völlig verändert. Sein Messer war nun ein langes Schwert. Nein, mehr als das. Die Klinge war über einen Meter lang, sehr breit und weißer als Elfenbein. Sie war einschneidig, und eine doppelte Linie schwarzer Kringel lief in einem Kreuzmuster die Klinge hinauf. Von diesen schwarzen, sich kreuzenden, lebendig wirkenden Kringeln eingerahmt, leuchtete nun jeder der sieben Edelsteine von innen, jeder in seiner eigenen Farbe von Infrarot bis Ultraviolett. Den Schwertrücken bildete eine schmale Muskete, von der letzten Handbreit abgesehen, die ausschließlich Klinge war.
    Kanonier schwang das Schwert hin und her. »So hell«, sagte er. »Heller, als es eigentlich möglich sein sollte.« Aber als er die Muskete sah und feststellte, dass die einzige Aussparung an der Klinge genau so positioniert war, dass sie den Fingern Raum gab, um den Lauf ruhig zu halten, gluckste er vor Freude.
    Brechgeräusche ließen Kip und Kanonier den Blick von der Waffe abwenden. Ein Gemurmel durchlief die Reihen der Matrosen, als Gavin Wasser auf das Deck spuckte.
    Er wälzte sich herum, hustete und schnappte nach Luft.
    »Noch am Leben? Bringt ihn nach unten«, befahl Kanonier. »Gebt ihm zu essen, verbindet seine Wunden und fesselt ihn. Lasst ihn nicht entkommen. Er ist ein Kämpfer.« Die Männer hoben Gavin auf und trugen ihn unter Deck. »Ceres! Ceres!«, rief Kapitän Kanonier erneut. »Ich bin kein Geizhals! Wenn du mit mir teilst, teile ich auch mit dir. Ich könnte diesen Mann gut gebrauchen.« Kip begriff, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher