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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge
Autoren: Brent Weeks
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würde das Risiko zuerst auf sich nehmen? Sicherlich sollte es für alte Wandler, die sich vor der Welt versteckten, irgendwelche Umgangsregeln geben.
    Aber Regeln und Gesetze galten nicht für Andross Guile. Hatten sie nie. Er war derjenige, dessen Landsitz, den er niemals besuchte, größer war, als solche Landsitze sein durften. Er war derjenige, der zwei Söhne zu Prismen gemacht hatte, der seinen Sitz im Spektrum behielt, ohne sich je die Mühe zu machen, eine Versammlung zu besuchen. Aber er war kein Mensch; er war ein Ungeheuer.
    Grinwoody packte Kip am Kragen seiner Uniformjacke und zerrte ihn davon. Kip wusste nicht, was über ihn gekommen war, aber er riss sich aus Grinwoodys Griff, so wie er es in seiner Ausbildung gelernt hatte, und täuschte vor, mit den Fingern nach dessen Augen zu stechen. Mit nach vorne gerichteten Handflächen flogen Grinwoodys Hände in die Höhe. Kip schnappte sich mit jeder Hand einen seiner Finger und bog sie ruckartig nach unten.
    Der sehnige alte Mann fiel überrascht auf die Knie, und Kip trat ihm in die Brust, so dass dieser die Stufen des Achterdecks hinabtaumelte.
    Kip ging auf Andross Guile los, um ihm Kapuze und Brille herunterzureißen, um Gavin das zu zeigen, dessen er sich sicher war. Er war schon fast über ihm, als er sah, wie Andross ein Messer zog.
    Es war zu spät, um noch innezuhalten. Der Alte stieß mit dem kleinen Messer nach Kips Bauch. Kip fegte es zur Seite und krachte in den alten Mann. Und in Gavin, der dazwischengegangen war.
    Kip riss dem Alten die Kapuze zurück und spürte, wie ihm das Messer über die Rippen fuhr. Andross Guile schäumte vor Wut. Das Rot hatte ihn voll im Griff, er attackierte, so schnell er konnte, zum Töten entschlossen. Mit einer Hand griff er nach Kips Jacke.
    Ein verknäultes Gewirr von Gliedmaßen. Gavin versuchte, Andross Guiles Messerattacke abzuwehren, damit Kip nicht aufgespießt wurde. Kip landete eine Gerade in Andross Guiles Gesicht, konnte ihn dann aber nicht mehr erreichen, da Gavin seine Schulter vor Kips rechten Arm klemmte. Der Alte konnte erneut zustechen und ritzte Kips linken Arm.
    Andross Guile fiel die Brille herunter, die ihm nach Kips Schlag schief im Gesicht gehangen hatte, und ihn durchpulste wilde Wut. Er ging auf Kip los wie ein Verrückter. Gavin drängte ihn zurück, bis sie alle drei an der Reling angelangt waren.
    Eine Pfeife schrillte, Matrosen schrien durcheinander, dazwischen der dumpfe Widerhall von Schwarzgardistenstiefeln, die von den Kabinen unter Deck heraufkamen. Sie würden es niemals rechtzeitig schaffen. Kip sah nur noch Andross Guiles Augen – die Halos zerbrochen, Rot überall. Ein Rotwicht.
    Kip konnte sich nicht einmal daran erinnern, sein eigenes Messer gezogen zu haben. Er wusste nicht, wie es in seine Hand gelangt war. Kip ließ Gavin zwischen sich und Andross Guile treten, holte mit der rechten Hand hinter und um seinen Vater herum aus und stach nach dem alten Ekel. Sein Messer bohrte sich dem Roten in die Schulter.
    Die Augen des alten Mannes loderten auf. Er schrie.
    Etwas krachte über Kips Hinterkopf, und das Gewicht eines weiteren Körpers, der sich nun ins Kampfgetümmel stürzte, drückte sie alle gegen die Reling. Als Kip den Kopf wandte, sah er, dass es Grinwoody war. Grinwoody war zwar alt, aber er hatte doch eine Ausbildung bei der Schwarzen Garde genossen. Zwei blanke Klingen befanden sich in ihrer Mitte zwischen acht greifenden Händen. Im Gewirr der Gliedmaßen herrschte für einen Moment völliger Stillstand.
    Kips Messer war das bei weitem längere, und während Kip versuchte, Andross davon abzuhalten, ihn mit dem kleineren Messer zu erstechen, blickten Grinwoody und Gavin im gleichen Augenblick auf den längeren Dolch. Er befand sich in einer schlechten Position. Kip versuchte, ihn in Andross’ Richtung zu zerren, aber wenn jemand den Dolch nach oben drückte und ihn gegen Kip drehte – dann hatte Kip keine Möglichkeit, sich dagegenzustemmen, und würde selbst aufgespießt werden.
    Für einen Sekundenbruchteil schnellten Gavins Augen zu Kip herüber. Kip sah, dass sein Vater die gleiche Befürchtung hegte – aber dann wich die verzweifelte Angst in Gavins Augen einer eigenartigen Ruhe. Er hatte eine Entscheidung gefällt. Eine Wahl getroffen. Frieden gemacht.
    Hektische Bewegung kam auf, als Grinwoody und Gavin im gleichen Moment ihren Griff lockerten und losließen. Grinwoodys Hände waren etwas schneller gewesen, und Kips Messer schoss hinauf, direkt
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