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Die bitter sueße Fortsetzung

Die bitter sueße Fortsetzung

Titel: Die bitter sueße Fortsetzung
Autoren: Frieda Lamberti
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beide einmal ernsthaft sprechen, wenn ich zurück bin. Du bist ein Snob, Seibert.«  
   »Ich bin ein Snob, weil ich in deinem kurzgewachsenen Italiener keine ernste Konkurrenz sehe?«
   »Gute Nacht, Martin.«
   »Schön, dass du mich heute wenigstens auf Deutsch verabschiedest. Dann ist ja Hopfen und Malz noch nicht ganz verloren. Kuss, du alte Ziege.«

Maurizio hat nicht zu viel versprochen. Wir haben eine Menge Spaß, denn die vorwiegend gut gelaunten Besucher an unserem Stand, machen jede Verkostung zu einem fröhlichen Erlebnis. Auch Maria hat Recht behalten. Erfolgreich sind wir auch. Unser Auftragsbuch ist bereits am zweiten Messetag dick gefüllt. Inhaber von Bio Feinkostläden, Köche aus Restaurants und Hotels haben bereits zahlreich geordert. Es ist der Chefeinkäufer einer bekannten Kaufhauskette, der mich beunruhigt. Ich schüttle ungläubig den Kopf, als ich seinen Bestellwunsch entgegennehme.
   »Ich fürchte, da muss ich passen. Für solche Mengen ist meine kleine Manufaktur nicht ausgerichtet. Bei uns wird wirklich noch alles per Hand gefertigt. Für diese Kapazitäten.........«
   »sind wir genau die richtigen Partner für Sie«, mischt Maria sich ein und schiebt mich mit einem kräftigen Hüftschwung ungalant zur Seite. »Meine Partnerin hat einen Scherz gemacht. Sie hat einen merkwürdigen Humor, den Fremde nicht auf Anhieb verstehen. Also wie viel und was genau?«, fragt sie den Einkaufsmanager und notiert.
   »Bist du von allen guten Geistern verlassen?«, rufe ich aufgebracht, als wir wieder alleine sind. »Das ist unmöglich zu schaffen!«, schimpfe ich.
   »Er will die Lieferung erst vor dem Ostergeschäft. Jetzt ist Februar. Also wo ist das Problem? Du bist doch Carlotta, was übersetzt heißt, die Starke. Wir packen alle mit an. Wenn sich die Erstbestellung gut verkauft und er einen Jahresvertrag mit uns abschließt, können wir immer noch über Lohnherstellung oder eine größere Produktionsstätte nachdenken. Also mach endlich ein anderes Gesicht und freu dich!« Ich habe Bauschmerzen. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, so groß ins Geschäft einzusteigen. Auf dem Nachhauseweg bauen sich immer wieder Großbuchstaben mit den Worten Investition und Konventionalstrafe vor meinem inneren Auge auf. Ich höre wie mein Vater zu mir spricht »Schuster, bleib bei deinen Leisten.« Andererseits sehe ich die Zicke, wie sie in ihrem Businesskostüm vor mir herumstolziert und mich höhnisch fragt, ob ich noch ein Glas Marmelade kochen muss. »Steile Karriere, Talbach«, hatte Meininger mich ausgelacht. Für ihn bin auch nur eine gescheiterte Existenz.

Als ich zu Hause ankomme, verspüre ich den Drang, dringend mit Anja zu sprechen. Aber ihr Haus ist leer und mein Anruf in der Alten Mühle wird mit den Worten abgewürgt, dass Frau Schwarzer-König in der Küche zu tun hat und während der Stoßzeiten nicht ans Telefon kommen kann. Na super. Genau so habe ich mir unseren spontanen Austausch vorgestellt. Martin hat mir einen Zettel auf dem Tisch hinterlassen. Es wird spät heute. Habe dich vermisst. Schlaf gut. Also rufe ich meinen Sohn an. Er beglückwünscht mich zu diesem tollen Auftrag. Nichts anderes habe ich von Mr. Dollarzeichen erwartet. Meine Bedenken teilt er nicht. »Du machst das schon, Mum.« Ich bin völlig erledigt, aber nicht müde. Um schlafen zu können, bin ich viel zu aufgewühlt. Mein Blick fällt auf die Pinnwand und der leuchtend rote Gutschein für eine Gratisbehandlung im neuen City SPA spricht genau das aus, wonach mir jetzt der Sinn steht. Eine Massage. Ganzkörper. Mindestens eine Stunde lang.
   »Maja hat heute keine freien Termine mehr. Aber wenn Sie auch mit Swantje einverstanden sind, kann ich Ihnen noch sechzig Minuten um 15.00 Uhr anbieten.« Perfekt denke ich und sage zu. Sicherlich wird mein Kopf dadurch nicht frei, aber zumindest werden meine Verspannungen im Rücken gelockert.

Ich fahre meinen Wagen gleich ins Parkhaus. In der City nach einem freien Parkplatz zu suchen, wird in aller Regel teurer, als das Ticket für zwei Stunden in der bewachten Garage, denn in der Hansestadt wimmelt es nur so von Politessen. Ich gehe schnellen Schrittes durch den Neuen Wall und steige die Treppe hinauf in den zweiten Stock.
   »Talbach. 15.00 Uhr bei Swantje« sage ich am Empfang und lege meinen Voucher auf den Tresen.
   »Neukunde?«, fragt die junge Frau, ohne mich anzusehen und ich ziehe die Brauen hoch.
   »Was sonst?«,
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