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Die bitter sueße Fortsetzung

Die bitter sueße Fortsetzung

Titel: Die bitter sueße Fortsetzung
Autoren: Frieda Lamberti
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Martin. Kannst du rasch vorbei kommen?« Bisher habe ich mich mit meinen Kommentaren zurückgehalten, obwohl ich ihr Spiel längst durchschaut habe. Für das nächste Mal kann ich nicht garantieren, dass ich mich beherrsche. Ich habe schon ein kleines Notizbuch gekauft und die Nummern vom Notruf, dem Schlüsseldienst und der Taxizentrale handschriftlich in gut lesbaren Großbuchstaben für sie eingetragen.

Ich bekomme einen Kuss in mein müdes Gesicht und einen mitleidigen Blick.
   »Du solltest dich noch ein wenig hinlegen«, rät Martin mir und ich nicke zustimmend. Als er nach seinem Smartphone greift und mir den Inhalt seiner empfangenen SMS vorliest, bin ich allerdings hellwach.
   »Corinna holt mich ab. Ich kann meinen Wagen also stehen lassen.«
   »Wieso lässt du dich von ihr zum Flughafen fahren?«
   »Weil wir beide nach München fliegen. Wusstest du das etwa nicht?« Mein strafender Blick macht kein Hehl daraus, was ich von dieser Nachricht halte.
   »Es ist dir nicht recht. Ich sehe schon.«
   »Ganz genau. Ich wusste es nicht und es ist mir auch nicht recht. Wann kommt Frau CFO denn? Möchte sie vielleicht noch mit uns frühstücken? Soll ich noch ein drittes Gedeck auflegen?« Martin sagt nichts und zieht nur genervt seine Brauen hoch. Super. Damit macht er mich noch wütender. Ich will vor seiner Abreise nicht streiten und nehme mir vier Brötchen aus dem Korb und gehe ins Nachbarhaus, um Lena und Lisa zu wecken.

Die Mädchen warten bereits auf mich und bedanken sich für die Semmeln.
   »Bleib doch, Lotte. Wer weiß, wie oft wir noch Gelegenheit haben, zusammen zu frühstücken. Ich schaue Lena an und kann mit ihrer Bemerkung nichts anfangen.
   »Na, wenn Mama schnell einen Käufer für das Haus findet und wir in die Alte Mühle ziehen, dann sind die schönen Zeiten unserer Frauen WG vorbei.« Meine weit aufgerissenen Augen zeigen den Schwestern, dass ich völlig überrumpelt bin.
   »Hat Mama nicht mit dir gesprochen?«
   »Nein, das hat die feige Nuss nicht getan. Was hat sie denn noch für Überraschungen für mich in petto? Will sie etwa auch aus dem Geschäft aussteigen?« Lisa verzieht sich ins Bad und Lena spielt die Ahnungslose. Aha. Ich habe also den Nagel auf den Kopf getroffen. Das sind ja tolle Erkenntnisse auf nüchternen Magen. Mit einer unbändigen Wut im Bauch gehe ich zurück und schnappe mir Hund und Leine für meinen Morgenlauf. Ich bin schon im Vorgarten, als ich Martins Stimme höre.
   »Sagst du mir nicht Tschüss?« Natürlich verabschiede ich mich von ihm. Sogar besonders herzlich, denn ich sehe die Zicke in ihrem Wagen vorfahren.

Ob es nur die beißenden ätherischen Öle der roten Zwiebeln sind, die mir ständig das Wasser in die Augen treiben, möchte ich nicht beschwören. Einen Großteil der Tränen, die ich seit Stunden weine, kullern aus reiner Verzweiflung. Was wird nun werden? Ohne Anja kann ich das Geschäft unmöglich allein weiterführen. Und die Mädchen? Lena und Lisa sind wie Töchter für mich. Auch sie werden mir unbeschreiblich fehlen. Keine spontanen Treffen mehr mit meiner Freundin zum Klönschnack. Kein, kannst du auf Kurt aufpassen. Kein, kannst du mir deinen schwarzen Pulli leihen. Wer wohl nebenan einziehen wird? Bestimmt Leute, die als erstes einen Zaun durch unseren Gemeinschaftsgarten ziehen werden, sich über das Hundebellen aufregen, mich ständig ermahnen, den Rasen zu mähen und sich über den fortwährenden Knoblauchgeruch beschweren. Ja, ich wollte eine Wende in meinem Leben. Aber doch nicht so!

Ich schneide gerade den letzten zehn Kilo Sack auf, als das Telefon klingelt. Ich vermute, dass es Martin ist, der mir vom Ausgang seiner Verhandlung berichten will. Aber ich irre. Die freundliche Männerstimme ist Maurizio Martinelli. Mein neuer Obst und Gemüselieferant verkündet stolz, dass er Bio Feigen für mich besorgen konnte. Als ich ihm sage, dass ich darüber hinaus nichts mehr brauche, bietet er an, mir die Ware am nächsten Tag zu liefern.
   »Mille grazie! Du bist ein Schatz. Das könnte der Beginn einer wundervollen Freundschaft werden« antworte ich ihm. Dieser hilfsbereite Italiener beschert mir drei Stunden mehr Schlaf. Hurra!

Nicht ganz drei Stunden. Denn es klingelt bereits um halb sechs an meiner Tür. »Wohin damit?«, fragt mich eine mir unbekannte Frauenstimme. Ich deute mit ausgestrecktem Arm in Richtung Küche und nehme ihr die Hälfte der Stiegen aus dem Arm. Als sie
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