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Die bitter sueße Fortsetzung

Die bitter sueße Fortsetzung

Titel: Die bitter sueße Fortsetzung
Autoren: Frieda Lamberti
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kreativen Kopf von sechzig Jahren aus Süditalien mit unmöglichen Umgangsformen aber mit hundert tollen Rezeptvorschlägen. Maria hat mich auf die Idee gebracht, mich auf Senf Delikatessen zu spezialisieren und diese auf der anstehenden Bio Fachmesse in Nürnberg zu präsentieren. Allein heute haben wir zwanzig verschiedene Kompositionen ausprobiert. Fruchtig, delikat, würzig, exotisch, krautig, scharf, teuflisch scharf, süß, aromatisch, mit und ohne Schnaps, fein und grob, und... und... und. Ich bin total euphorisch und kann es kaum erwarten, Martin von meiner neuen Geschäftsidee zu berichten. Die Vorfreude schwindet abrupt, als ich die zwei durch die Drehtür kommen sehe. Zuzuschauen, wie vertraut sie miteinander umgehen, bereitet mir sofort Bauchschmerzen. Ich winke ihnen zu, aber sie reagieren nicht. Zu tief sind sie in ihre Unterhaltung verstrickt. Sie besteigen Corinnas Wagen und ich folge ihnen im gebotenen Abstand. Nach wenigen Kilometern nehmen sie nicht die Autobahn, sondern fahren weiter in Richtung Stadt. Aha. Es geht also nicht nach Hause. Als wenig später mein Handy klingelt und ich Martins Gesicht auf dem Display erkenne, gehe ich nicht ran.
   »Vergiss es, Seibert. An deinen Ausreden bin ich gerade nicht interessiert.« Mehr enttäuscht als wütend fahre ich zurück. Als ich den Wagen auf der Einfahrt parke, bemerke ich ein junges Mädchen, das vor meiner Haustür steht. Ich halte sie für eine Freundin von Lisa oder Lena und rufe ihr zu, dass Familie Schwarzer nebenan wohnt. Aber sie schüttelt den Kopf.
   »Ich bin Sunny Seibert und ich will zu meinem Vater«. Ich begrüße seine Tochter aus erster Ehe und stelle eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit fest. »Wo steckt er denn?« fragt sie mich, und ich fordere sie auf, drei Mal zu raten.
   »Darf ich hier auf ihn warten?«
   »Ja, sicher, Sunny, komm rein.« Ich bitte sie, nicht Frau Talbach zu mir zu sagen und führe sie im Haus herum. Interessiert schaut sie auf die zwanzig bunten Gläser, die ich auf dem Arbeitstisch in Reih und Glied aufgebaut habe.
   »Das ist alles Senf?«, fragt sie beeindruckt.
   »Warum Sunny«, will ich von ihr wissen, denn ich weiß, das ihr richtiger Name Vivian ist.
   »Den hat mir Papa verpasst. Er nannte mich seinen Sonnenschein, als ich noch klein und unschuldig war. Allerdings hat er die Sonne nicht allzu häufig zu Gesicht bekommen. Seitdem er mit Corinna verheiratet ist, beschränken sich unsere Treffen nur noch auf Geburtstage und Weihnachten. Öfter kann ich diese Zicke nicht ertragen.« Meine Güte, Sunny nennt sie auch Zicke. Damit hat sie bei mir gleich hundert Bonuspunkte gewonnen.
   »Weiß Martin von deinem Besuch?«
   »Wenn er meine SMS gelesen hat, dann wohl schon.« Jetzt bin ich richtig sauer auf  ihn und gespannt auf seine Erklärung, warum er es vorgezogen hat, vom Flughafen in die Firma zu fahren statt nach Hause zu kommen. Sunny erklärt, dass sie heute dringend mit ihm ein ernstes Thema besprechen muss. Sie will die Schule schmeißen. »Vermutlich wird Papa auch ausrasten. In diesem Punkt sind sich meine Eltern ja immer einig. Aber beide können sich auf den Kopf stellen. Ich lasse mir das nicht ausreden. Im nächsten Monat werde ich volljährig und damit Aus die Maus!« Mit diesem Spruch macht sie deutlich, dass sie ihrem Vater nicht nur optisch ähnelt. Er sagt »Basta« oder »Ende der Geschichte« und sie sagt »Aus die Maus«, was schließlich auf das Gleiche hinausläuft. Ich bin gespannt auf das Tochter Vater Gespräch und ahne schon, dass ich mir einen gemütlichen Abend abschminken kann.
   »Du kannst gern auf ihn warten und heute Nacht hier schlafen. Aber ich bitte dich, deiner Mutter Bescheid zu geben.« Ich mache noch ein schnelles Abendessen. Nur für sie, denn mir ist der Appetit vergangen. Was denkt sich dieser Mann nur. Seit Stunden ist er zurück und weiß, dass seine mir völlig fremde Tochter hier auf ihn wartet. Gegen elf wird es mir zu bunt und ich gehe ins Bett.

Wann er letztendlich nachts heim gekommen ist, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall liegt er am nächsten Morgen um sechs Uhr neben mir im Bett und grunzt »Weiterschlafen, bitte. Ich hab heute den ganzen Tag frei.« Ich nicht, mein Lieber, denke ich und bin immer noch wütend auf ihn. Nachdem ich beim Bäcker war, die Mädchen im Nachbarhaus mit Brötchen versorgt habe und meine Morgenrunde mit Kurt absolviert habe, finde ich Vater und Tochter am gedeckten
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