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Die Bienenkönigin

Titel: Die Bienenkönigin
Autoren: Aufbau
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auf ungeahnte und so vielfältige Weise zu neuem Leben, wie ich es niemals
     für möglich gehalten hätte. Und dann die Überraschungen (zum Beispiel das türkis emaillierte Fabergé-Ei, besetzt mit Saphiren,
     das ich in einem Eierbecher auf meinem Frühstückstablett fand) – mein Gebieter, das ist mehr als der Himmel, das ist das Paradies!
     Maja plusterte sich auf vor Stolz über diesen Erfolg – ganz abgesehen davon, dass Du sie für meine exklusiven Aufmerksamkeiten
     mehr als fürstlich vergütest und zudem auch für Nadine sorgst, die, wenngleich zurückgewiesen, mehr als zufrieden ist über
     Deine Großzügigkeit, wie auch alle anderen Beteiligten. Nachdem sie mir den Glücksgriff bestätigt hatte, überreichte mir Maja
     eine kleine cremefarbene Schachtel und sagte: »Talbot befindet
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sich momentan in der Schweiz, aber lässt dir das hier überreichen.« Ich öffnete die Schachtel und erblickte eine Seidenkordel,
     zum Knäuel aufgerollt wie eine goldene Schlange. Als ich sie herausnahm, faltete sie sich zu einem plissierten Kleid aus feinster
     Seide auf, bestickt mit goldfleckigen venezianischen Glasperlen. »Das ist ein Nachmittagskleid, entworfen von Mariano Fortuny« , erklärte mir Maja. »Es hat Talbots Großmutter gehört (wir wissen ja, liebe Leser, dass er kompliziert ist) , und diese Kleider sind legendär, wurden von Sarah Bernhardt getragen und Isadora Duncan, wie von Proust in »Auf der Suche
     nach der verlorenen Zeit« beschrieben. Dass er dich für würdig befindet, es zu tragen, verrät uns, wie sehr er dich schätzt.«
     Als ich es mir über den Kopf streifte, streichelte es meinen Körper mit der Sanftheit einer zweiten Haut und glitt an mir
     hinab, bis sein Saum golden und seidig schimmernd um meine Füße wallte. Maja, die bewundernd dabeistand, sagte: »Dieses Kleid
     wirst du zum Tee mit Talbot tragen – aber nur zu ganz besonderen Anlässen. Wähle sie mit Bedacht aus.«
    Und dann, o Gebieter, der Tag aller Tage, jener wundersame Tag, als Du kamst, mich in Besitz zu nehmen. In Majas Atelier hatte
     man Tag und Nacht gearbeitet, um mein Kleid anzufertigen – Lagen von weißem Tüll, mit Pailletten, Glitzersternen und Strass
     verziert, die trägerlose Korsage mit dem tiefen Dekolleté, die so eng saß, dass ich kaum atmen konnte. Vielleicht war es aber
     auch die Aufregung, weil ich wusste, dass ich Dir bald auf ewig gehören sollte.
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Die Alkoven auf den Balkonen rings um den Ballsaal waren besetzt von zahlreichen Mitgliedern des Janus Club, die sich staunend
     vorbeugten, um mitzuerleben, wie ich auf einem Einhorn in den Saal ritt. (Wie, um Himmels willen, hatte Maja das Fabeltier
     auftreiben können? Nur sie konnte auf eine solche Idee kommen.) Nadine und Rowena, deren exquisite Körper von paillettenbesetzten
     Gazeschleiern umhüllt waren, trugen sonst nichts am schönen Leib als juwelengeschmückte Stringtangas, in Nadines dunkle Locken
     waren Perlenstränge geflochten, Rowenas maisgelbe Mähne funkelte, mit Diamantenstaub gesprenkelt. Die beiden Frauen führten
     die Prozession an, Tamburine schlagend, an denen mit Glöckchen versehene silberne und goldene Schmuckbänder flatterten.
    Und da standest Du im Magischen Kreis, breitetest die Arme aus, als ich vom Einhorn sprang, um an Deine Seite zu treten. Mit
     formvollendeter Geste öffnetest Du eine schwarze Lackschatulle, bemalt mit weißen Pfautauben und Blüten, um einen Ring herauszunehmen,
     mit einem Stein so groß wie ein Zuckerstück und blau wie meine Augen. Den stecktest Du mir auf den Mittelfinger der linken
     Hand und sagtest:
    »Bee – dieser Ring trägt einen Sternsaphir, genannt ›The Star of Destiny‹ , auf dem sich drei Strahlen kreuzen, Symbol für ›Die Dreifache Göttin des Schicksals‹.« Von hinten legte mir jemand (Maja?)
     eine Maske über die Augen, gefertigt aus den Flügeln einer Taube und Marabu-Federn, doch ich achtete nur auf den Klang Deiner
     Stimme:
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»Aker, auch Erde, ist eine Gottheit im alten Ägypten. Dieser Erdgeist bewacht in Gestalt von Löwen die Tore des Sonnenuntergangs
     und des Sonnenaufgangs. Zwischen ihnen verläuft die dunkle Passage der Unterwelt, die jede Nacht von der Sonne durchquert
     werden muss. Akeru-Gottheiten sind doppelköpfige Sphinxe, Janus in Tiergestalt, die zwischen ihren Köpfen die Sonnenscheibe
     am Horizont tragen. Sie sind die Löwen des Gestern und des Heute, deren doppelköpfige Gestalt die Zeit und ihre Anziehungs-
     und
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