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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff
Autoren: Christopher Moore
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anderen trugen unser Haar kurz wie die Griechen, die seit den Zeiten Alexanders über unser Land geherrscht hatten wie die Römer nach ihnen.
    »Wenn wir ihm das Haar schneiden, sieht er aus wie alle anderen. Dann können wir sagen, dass auf dem Brot ein anderer ist.«
    »Moses«, sagte Maria. »Klein-Moses.«
    »Ja!«
    »Ich hol ein Messer.« »Jakobus, Judas, kommt mit«, sagte ich. »Wir müssen der Stadt verkünden, dass uns das Antlitz Moses' zum Passahfest erschienen ist.«
    Maria nahm Miriam von ihrer Brust, beugte sich vor und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Du bist ein wahrer Freund, Biff.«
    Fast schmolz ich in meinen Sandalen, aber ich merkte, dass Josua mich stirnrunzelnd ansah. »Es entspricht nicht der Wahrheit.«
    »Es wird verhindern, dass die Pharisäer dich bestrafen.«
    »Die fürchte ich nicht«, sagte der Neunjährige. »Ich hab das mit dem Brot nicht gemacht.«
    »Weshalb solltest du dann Schuld und Strafe dafür auf dich nehmen?«
    »Ich weiß nicht. Es scheint, als müsste ich es tun, oder?«
    »Sitz still, damit deine Mutter dir die Haare schneiden kann.« Ich stürzte zur Tür hinaus, mit Judas und Jakobus auf meinen Fersen, und wir drei blökten wie die Frühlingslämmer.
    »Siehe! Moses hat sein Antlitz auf das Brot zum Passahfest gemalt! Siehe!«
    Wunder über Wunder. Sie hatte mich geküsst. Heilige Nadel im Strohsack! Sie hatte mich geküsst.
    Das Wunder der Schlange? In gewisser Weise war es ein Omen, obwohl ich das nur sagen kann, weil ich weiß, was später zwischen Josua und den Pharisäern geschah. Damals hielt Josua es für die Erfüllung einer Prophezeiung, zumindest versuchten wir, es seiner Mutter und seinem Vater als solche zu verkaufen.
    Es war Spätsommer, und wir spielten auf einem Weizenfeld draußen vor der Stadt, als Josua ein Otternnest entdeckte.
    »Oh, Otternbrut!«, rief Josua. Der Weizen stand so hoch, dass ich ihn nicht sehen konnte.
    »Die Blattern über dich und deinesgleichen«, erwiderte ich.
    »Nein, hier drüben ist ein Otternnest. Wirklich.«
    »Oh, ich dachte, du ziehst mich auf. 'tschuldigung, keine Blattern über dich und deinesgleichen.«
    »Komm, sieh doch.«
    Ich stapfte durch den Weizen und fand Josua bei einem Steinhaufen, mit dem ein Bauer die Grenze seines Feldes markiert hatte. Ich schrie und wich derart abrupt zurück, dass ich mein Gleichgewicht verlor und fiel. Ein Schlangenknäuel wand sich zu Josuas Füßen, glitt über seine Sandalen und legte sich um seine Knöchel. »Josua, komm weg da.«
    »Die tun mir nichts. So steht es bei Jesaja.«
    »Komm - nur für den Fall, dass sie die Propheten nicht gelesen haben ...«
    Josua trat beiseite, so dass die Schlangen sich zerstreuten, doch hinter ihm wartete die größte Kobra, die ich je gesehen hatte. Sie richtete sich auf, bis sie meinen Freund überragte, und breitete ihre Haube wie einen Umhang aus.
    »Lauf, Josua.«
    Er lächelte. »Ich werde sie Sarah nennen, nach Abrahams Frau. Das sind ihre Kinder.«
    »Echt jetzt? Sag auf Wiedersehen, Josh.«
    »Ich will sie Mutter zeigen. Sie liebt Prophezeiungen.« Damit lief er zum Dorf hinüber, und die Riesenkobra folgte ihm wie ein Schatten. Die Schlangenkinder blieben im Nest, und langsam wich ich zurück, dann lief ich meinem Freund nach.
    Einmal hatte ich einen Frosch mit nach Hause gebracht und gehofft, ich dürfte ihn behalten. Keinen großen, nur einen schlichten Frosch, still und wohlerzogen. Meine Mutter zwang mich, ihn freizulassen. Dann sollte ich mich in der Mikveh der Synagoge läutern. Trotzdem wollte sie mich erst nach Sonnenuntergang ins Haus lassen, weil ich unrein war. Josua brachte eine fünf Meter lange Brillenschlange nach Hause, und seine Mutter quietschte vor Freude. Meine Mutter quietschte nie.
    Maria schlang den Säugling um ihre Hüften, kniete vor ihrem Sohn und zitierte Jesaja: »Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen, und die Panter bei den Böcken lagern. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden zusammen weiden, dass ihre Jungen beieinander liegen, und Löwen werden Stroh essen wie die Rinder. Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein entwöhntes Kind wird seine Hand stecken in die Höhle der Natter.«
    Jakobus, Judas und Elisabeth drückten sich in eine Ecke, zu verschreckt, als dass sie hätten weinen können. Ich stand in der Tür und sah zu.
    Die Schlange wankte hinter Josua, als wollte sie gleich zuschlagen. »Sie heißt Sarah.
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