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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff
Autoren: Christopher Moore
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Können wir sie behalten?«, fragte Josua. »Ich fange ihr Ratten und bereite ihr ein Lager neben Elisabeth.«
    In diesem Moment kam Josef um die Ecke und trat durch die Tür, bevor ich ihn abfangen konnte. Keine Sorge, er war gleich wieder draußen. »Heiliger Joschafat!«
    Ich sah nach, ob Josef einem Herzanfall erlegen war, nachdem ich kurz beschlossen hatte, dass die Schlange weg musste, zumindest aber draußen schlafen würde, sobald Maria und ich verheiratet wären. Doch der kräftige Zimmermann war nur erschrocken und etwas staubig, weil er rückwärts durch die Tür gefallen war.
    Josef reagierte sofort. »Geh langsam rückwärts, Junge. Ich hol ein Messer aus meiner Werkstatt.«
    »Sie tut uns nichts«, sagte Josua. »Sie heißt Sarah. Sie kommt von Jesaja.« »Es steht in der Prophezeiung, Josef«, sagte Maria.
    Ich sah, dass Josef versuchte, sich an die Passage zu erinnern. Obwohl er nur ein Laie war, kannte er die heilige Schrift besser als manch anderer. »Ich erinnere mich nicht an den Teil mit Sarah.«
    »Ich glaube kaum, dass es eine Prophezeiung ist«, warf ich ein. »Da steht Nattern, und das ist definitiv keine Natter. Ich würde sagen, sie wird Josua den Arsch abbeißen, wenn Ihr sie nicht packt, Josef.« Ich musste es doch versuchen.
    »Darf ich sie behalten?« fragte Josua.
    Inzwischen hatte Josef seine Fassung wiedergefunden. Wenn deine Frau mit Gott geschlafen hat, kann dich offenbar kaum noch irgendwas erschüttern.
    »Bring sie dorthin zurück, wo du sie gefunden hast, Josua. Die Prophezeiung ist erfüllt.«
    »Aber ich will sie behalten.«
    »Nein, Josua.«
    »Du hast mir gar nichts zu sagen.«
    Vermutlich hatte Josef das schon mal gehört. »Und wenn schon«, sagte er. »Bitte bring Sarah wieder dorthin zurück, wo du sie gefunden hast.«
    Josua stürmte aus dem Haus, die Schlange auf seinen Fersen. Josef und ich traten einen Schritt zurück. »Pass auf, dass euch niemand sieht«, sagte Josef. »Sie würden es nicht verstehen.«
    Da hatte er natürlich Recht. Auf unserem Weg zum Dorf hinaus stießen wir auf eine Bande älterer Jungen, angeführt von Jakan, dem Sohn von Iban, dem Pharisäer. Sie verstanden es nicht.
    Es gab vielleicht ein Dutzend Pharisäer in Nazareth: gebildete Männer, Gelehrte aus dem einfachen Volk, die einen Großteil ihrer Zeit in der Synagoge verbrachten, wo sie über die Gesetze debattierten. Oft wurden sie als Richter oder Schreiber angestellt und nahmen großen Einfluss auf die Bewohner unseres Dorfes. Tatsächlich war ihr Einfluss so groß, dass die Römer sie unserem Volk gegenüber oft als Sprachrohr benutzten. Einfluss bringt Macht mit sich, Macht ihren Missbrauch. Jakan war der Sohn eines Pharisäers und nur zwei Jahre älter als Josua und ich, doch auf dem besten Wege, ein Meister der Grausamkeit zu werden. Sollte es irgendeinen Grund zur Freude geben, dass alle, die ich je gekannt habe, seit zweitausend Jahren tot sind, dann dass auch Jakan unter ihnen ist. Möge sein Fett bis ans Ende aller Zeiten in den Höllenfeuern brutzeln!
    Josua hat uns gelehrt, dass wir nicht hassen sollen, eine Lektion, die ich nie gelernt habe, genau wie Geometrie. Kreiden wir Jakan das eine an, Euklid das andere.
    Josua lief hinter den Häusern und Läden des Dorfes, die Schlange blieb zehn Schritte hinter ihm, ich wiederum zehn Schritte hinter ihr. Als er an der Schmiede um die Ecke bog, stieß Josua mit Jakan zusammen, so dass dieser zu Boden ging.
    »Du Idiot!«, rief Jakan, als er aufstand und den Staub von seinen Sachen klopfte. Seine drei Freunde lachten, und wie ein wilder Tiger fuhr er sie an: »Der da will mit Dung gewaschen werden. Haltet ihn!«
    Die Jungen drehten sich zu Josua um. Zwei hielten ihn bei den Armen, während ihm der Dritte in den Magen boxte. Jakan suchte nach einem Haufen, in den er Josuas Gesicht drücken konnte. Sarah kam um die Ecke geschlängelt und baute sich hinter Josua auf, sie breitete ihre herrliche Haube über unseren Köpfen aus.
    »He«, rief ich, als ich um die Ecke kam. »Meint ihr Jungs, das wäre eine Natter?« Meine Angst vor der Schlange hatte sich in eine Art vorsichtige Zuneigung verwandelt. Sie schien zu lächeln. Ich zumindest tat es. Sarah schwankte hin und her wie ein Weizenhalm im Wind. Die Jungen ließen Josuas Arme los und rannten zu Jakan, der sich umgedreht hatte und langsam zurückwich.
    »Josua hat was von Nattern erzählt«, fuhr ich fort, »aber ich muss sagen, dass dieses hier wohl eine Riesenkobra ist.«
    Josua stand
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