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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff
Autoren: Christopher Moore
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würde, hob er es auf und gab es seinem älteren Bruder zurück.
    Ab in den Mund mit der Echse, und bevor ich ihn noch verpetzen konnte, war sie schon wieder draußen, lebhaft zappelnd und bereit, erneut zu beißen. Wieder reichte er sie seinem kleinen Bruder, der das Tier mit dem Stein zermalmte und damit die Prozedur erneut begann oder beendete.
    Dreimal noch sah ich, wie die Echse starb, dann sagte ich: »Das will ich auch können.«
    Der Erlöser nahm die Echse aus dem Mund und sagte: »Was davon?«
    Übrigens hieß er Josua. Jesus ist die griechische Übersetzung des hebräischen Jeschua, gleichbedeutend mit Josua. Christus ist kein Nachname. Es ist das griechische Wort für Messias, ein hebräisches Wort, das »gesalbt« bedeutet. Ich habe keine Ahnung, wofür das »H« in Jesus H. Christus steht. Auch danach hätte ich ihn damals fragen sollen.
    Ich? Ich bin Levi, den man Biff nennt. Ohne zweiten Vornamen.
    Josua war mein bester Freund.
    Der Engel sagt, ich soll mich einfach nur hinsetzen, meine Geschichte aufschreiben und alles vergessen, was ich in dieser Welt gesehen habe, aber wie soll das gehen? In den vergangenen drei Tagen habe ich mehr Leute, mehr Bilder, mehr Wunder als in meinen ganzen dreiunddreißig Lebensjahren gesehen, und der Engel meint, ich soll das alles ignorieren. Ja, man hat mir die Gabe der Zungen gewährt, und deshalb sehe ich nichts, ohne auch das Wort dafür zu kennen, aber was nützt es mir? Hat es mir in Jerusalem geholfen zu wissen, dass es ein Mercedes war, der mir einen solchen Schrecken eingejagt hat, dass ich in einen Müllcontainer springen musste? Oder nachdem mich Raziel rausgeholt und mir die Fingernägel umgebogen hatte, weil ich unentdeckt bleiben wollte, hat es mir da genützt, dass es eine Boeing 747 war, die mich am Boden kauern ließ, als ich versuchte, meiner Tränen Herr zu werden und Lärm und Flammen zu entkommen? Bin ich ein kleines Kind, das sich vor seinem eigenen Schatten fürchtet, oder habe ich siebenundzwanzig Jahre Seite an Seite mit Gottes Sohn verbracht?
    Auf dem Hügel, als er mich aus dem Staub zog, sagte der Engel: »Du wirst viele sonderbare Dinge sehen. Fürchte dich nicht. Du bist auf heiliger Mission, und ich werde dich beschützen.«
    Selbstgefälliger Sack. Hätte ich gewusst, was er mir antun würde, hätte ich gleich noch mal zugeschlagen. Jetzt liegt er da hinten auf dem Bett, sieht sich bewegte Bilder auf einem Schirm an, isst etwas Süßes namens Snickers, während ich meine Geschichte auf seidenweiches Papier kritzele, das mit Hyatt Regency, St. Louis überschrieben ist. Worte, Worte, Worte, eine Million Worte kreisen wie Falken in meinem Kopf und warten darauf, sich auf die Seite zu stürzen und die einzigen beiden Worte in Stücke zu reißen, die ich wirklich schreiben möchte.
    Wieso ich?
    Wir waren insgesamt fünfzehn - na ja, vierzehn, nachdem ich Judas aufgeknüpft hatte - wieso also ich? Josua hat immer gesagt, ich solle mich nicht fürchten, denn er würde immer bei mir sein. Wo bist du, mein Freund? Weshalb hast du mich verlassen? Du würdest dich hier nicht fürchten. Weder die Türme und Maschinen noch der Glanz und der Gestank in dieser Welt würden dich verzagen lassen. Komm zu mir, ich lasse uns vom Zimmerservice eine Pizza bringen. Du würdest Pizza mögen. Der Diener, der sie bringt, heißt Jesus. Und er ist nicht mal Jude. Du hattest immer Sinn für Ironie. Komm, Josua, der Engel sagt, du weilst noch unter uns, du kannst ihn halten, während ich ihn windelweich prügle, dann laben wir uns an der Pizza.
    Raziel hat sich angesehen, was ich geschrieben habe, und ermahnt mich, das Gejammer zu lassen und mit der Geschichte fortzufahren. Er hat leicht reden. Er hat die letzten zweitausend Jahre nicht unter der Erde zugebracht. Jedenfalls lässt er mich erst Pizza bestellen, wenn ich einen Abschnitt beendet habe, nun denn ...
    Ich bin geboren in Galiläa, in der Stadt Nazareth, zur Zeit Herodes' des Großen. Mein Vater, Alphäus, war Steinmetz, und Naomi, meine Mutter, war von Dämonen geplagt. Das zumindest habe ich überall erzählt. Josua meinte nur, sie sei wohl etwas schwierig. Mein richtiger Name, Levi, stammt von Moses' Bruder, dem Ahnherrn des Priesterstammes. Mein Spitzname Biff kommt von unserem Slangwort für einen Klaps an den Hinterkopf, den meine Mutter bei mir von Geburt an für täglich geboten hielt.
    Ich wuchs unter römischer Herrschaft auf, obwohl ich - bis zu meinem zehnten Lebensjahr - nicht viele Römer zu
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