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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff
Autoren: Christopher Moore
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Gesicht bekam. Die Römer blieben meist in der Festungsstadt Sephoris, eine Stunde Fußweg nördlich von Nazareth. Dort haben Josua und ich gesehen, wie ein römischer Soldat ermordet wurde ... Aber ich greife den Ereignissen vor. Geht erst mal davon aus, dass der Soldat noch in Sicherheit ist und begeistert seine Bürste auf dem Kopf trägt.
    Die meisten Leute in Nazareth waren Bauern, die an den felsigen Hängen vor der Stadt Wein und Oliven und unten in den Tälern Gerste und Weizen anbauten. Darüber hinaus gab es Hirten mit Ziegen und Schafen, deren Familien im Ort lebten, während die Männer und die älteren Söhne die Herden im Hochland versorgten. Unsere Häuser waren ganz aus Stein, und viele hatten Böden aus festgetretener Erde, unseres aber hatte einen Steinfußboden.
    Ich war der älteste von drei Brüdern, so dass man mich schon im Alter von sechs Jahren darauf vorbereitete, den Beruf meines Vaters zu erlernen. Meine Mutter gab mir Unterricht, lehrte mich das Gesetz und die Geschichten aus der Thora auf Hebräisch, und mein Vater nahm mich mit in die Synagoge, damit ich hörte, wie die Alten in der Bibel lasen. Aramäisch war meine Muttersprache, doch als ich zehn war, konnte ich Hebräisch ebenso gut sprechen und lesen wie die meisten der Männer.
    Meine Fortschritte im Hebräischen und dem Studium der Thora fanden durch meine Freundschaft zu Josua einen steten Ansporn, denn während die anderen Jungen eine Runde »Straf das Schaf« oder »Kanaaniten-Kicken« spielten, übten Josua und ich uns als Rabbiner, und er bestand darauf, dass wir uns bei den Zeremonien an das authentische Hebräisch hielten. Es war lustiger als es klingt, zumindest, bis meine Mutter uns dabei erwischte, wie wir versuchten, meinen kleinen Bruder Schem mit einem scharfen Stein zu beschneiden. Was hat sie sich aufgeregt! Und mein Argument, Schem müsse seinen Bund mit dem Herrn erneuern, schien sie nicht zu überzeugen. Mit einem Olivenzweig hat sie mich windelweich geprügelt und mir einen Monat lang verboten, mit Josua zu spielen. Hatte ich schon erwähnt, dass sie von Dämonen besessen war?
    Alles in allem glaube ich, dass es für den kleinen Schem von Vorteil war. Ich kenne sonst keinen einzigen Jungen, der um die Ecke pinkeln konnte. Mit so einem Talent kann man sich als Bettler einen ganz ordentlichen Lebensunterhalt verdienen. Gedankt hat er mir dafür nie. Brüder.
    Kinder sehen Magisches, weil sie danach suchen.
    Als ich Josua zum ersten Mal begegnete, wusste ich nicht, dass er der Heiland war; er aber auch nicht. Ich wusste nur, dass er keine Angst hatte. Inmitten eines Geschlechts besiegter Krieger, eines Volkes, das versuchte, seinen Stolz zu wahren, während es vor Gott und Rom kuschte, leuchtete er wie eine Blume in der Wüste. Vielleicht sah ich allein es, weil ich danach suchte. Allen anderen schien er ein Kind unter vielen zu sein: dieselben Nöte und dieselbe Aussicht auf einen frühen Tod, bevor er ausgewachsen war.
    Als ich meiner Mutter von Josuas Trick mit der Eidechse erzählte, fühlte sie, ob ich fieberte, gab mir eine Schale Brühe zum Abendbrot und schickte mich auf meine Schlafmatte.
    »Ich habe Geschichten über die Mutter dieses Jungen gehört«, sagte sie zu meinem Vater. »Sie behauptet, sie hätte mit einem Engel des Herrn gesprochen. Esther hat sie erzählt, sie habe den Sohn Gottes geboren.«
    »Und was hast du zu Esther gesagt?«
    »Sie soll aufpassen, dass die Pharisäer nichts von ihrem wirren Gerede hören, weil wir sonst schon mal Steine für ihre Hinrichtung sammeln können.«
    »Dann solltest du nicht wieder davon sprechen. Ich kenne ihren Mann. Er ist rechtschaffen.«
    »Mit einem geisteskranken Mädchen zur Frau.«
    »Das arme Ding«, sagte mein Vater und brach ein Stück Brot vom Laib. Seine Pranken waren hart wie Horn, rechteckig wie Hämmer und grau wie die Hände eines Aussätzigen, vom Kalkstein, mit dem er arbeitete. Wenn er mich umarmte, bekam ich Kratzer am Rücken, die manchmal bluteten, und doch rang ich jeden Abend, wenn er von der Arbeit kam, mit meinen Brüdern darum, wen er als Ersten in die Arme schloss. Wären uns dieselben Wunden im Zorn beigefügt worden, hätten wir weinend am Rock der Mutter gehangen. Jeden Abend, wenn ich einschlief, spürte ich seine Hand wie einen Schild an meinem Rücken. Väter.
    »Willst du ein paar Echsen mantschen?«, fragte ich Josua, als ich ihn wiedersah. Er zeichnete mit einem Stock im Staub und beachtete mich nicht. Ich setzte einen
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