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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff
Autoren: Christopher Moore
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einfach nur nicht rühren können. Ich konnte die Zutaten nicht finden, um das Mittel gegen den Schmerz anzurühren, also wird er tot aussehen, aber alles fühlen. Ich weiß, wie das ist. Ich war einmal wochenlang in diesem Zustand. Petrus, du wirst die Wunden von Peitsche und Nägeln heilen. Die dürften wohl nicht tödlich sein. Ich gebe ihm das Gegenmittel, sobald wir außer Sichtweite der Römer sind. Maggie, wenn sie ihn dir übergeben haben, schließe ihm die Augen, falls sie geöffnet sind, sonst trocknen sie aus.«
    »Ich kann nicht zusehen«, sagte Maggie. »Ich kann nicht zusehen, wie sie ihn an diesen Stamm nageln.«
    »Das musst du auch nicht. Warte am Grab. Ich schicke jemanden, wenn es an der Zeit ist.«
    »Kann es gelingen?«, sagte Andreas. »Kannst du ihn zurückholen, Biff?«
    »Ich hole ihn von nirgendwo zurück. Er wird nicht tot sein, nur verletzt.«
    »Wir sollten gehen«, sagte Josef mit einem Blick aus dem Fenster. »Gegen Mittag bringen sie ihn heraus.«
    Eine Menschenmenge hatte sich draußen vor dem Prätorium versammelt, die meisten aus Neugierde. Nur einige Pharisäer, darunter Jakan, waren gekommen, um sich anzusehen, wie Josua hingerichtet wurde. Ich blieb zurück, ein gutes Stück entfernt, und sah zu. Die anderen Jünger hatten sich verteilt, trugen Tücher oder Turbane, die ihr Gesicht verhüllten. Petrus hatte Bartholomäus ausgesandt, bei Maggie und Maria am Grab zu sitzen. Weder seine massige Gestalt noch der Gestank waren von einem Tuch zu verhüllen.
    Drei schwere Kreuzbalken standen an die Mauer draußen vor den Toren des Palastes gelehnt und warteten auf ihre Opfer. Gegen Mittag brachte man Josua gemeinsam mit zwei zum Tode verurteilten Dieben heraus, und man legte ihnen die Kreuze auf die Schultern. Josua blutete aus einem Dutzend Wunden am Kopf und im Gesicht, und obwohl er noch die purpurrote Robe trug, die Herodes ihm gegeben hatte, sah ich doch Blut, das beim Auspeitschen an seinen Beinen heruntergelaufen war. Noch immer wirkte er wie in Trance, aber fraglos spürte er den Schmerz. Die Menge drängte immer näher, rief Beleidigungen und bespuckte ihn, doch war stets jemand zur Stelle, ihm aufzuhelfen, wenn er fiel. Nach wie vor waren seine Anhänger über die Menge verteilt. Sie fürchteten, sich zu zeigen.
    Von Zeit zu Zeit beobachtete ich, was am Rand der Menge geschah und fing den Blick eines Apostels auf. Stets war da eine Träne und immer eine Mischung aus Qual und Zorn. Ich musste mich mit aller Kraft zusammenreißen, um mich nicht zwischen die Soldaten zu stürzen, eines ihrer Schwerter zu zücken und auf sie einzustechen. Da ich meine Unbeherrschtheit fürchtete, ließ ich mich zurückfallen, bis ich neben Simon ging. »Ich kann es auch nicht«, sagte ich. »Ich kann nicht zusehen, wie sie ihn ans Kreuz nageln.«
    »Du musst«, sagte der Zelot.
    »Nein, du wirst dort sein, Simon. Zeig ihm dein Gesicht. Zeig ihm, dass du da bist. Ich komme, wenn das Kreuz steht.« Noch nie hatte ich mir ansehen können, wie jemand gekreuzigt wurde, selbst wenn ich ihn nicht kannte. Ich wusste, dass ich es nicht würde ertragen können zuzusehen, wie sie es meinem besten Freund antaten. Ich würde die Beherrschung verlieren, über irgendjemanden herfallen, und dann hätten wir beide verloren. Simon war Soldat, ein heimlicher Soldat, aber dennoch ein Soldat. Er konnte es tun. Die grausige Szenerie am Tempel der Kali ging mir durch den Kopf.
    »Simon, sag ihm, ich hätte gesagt, er soll bewusst atmen. Sag ihm, es ist nicht kalt.«
    »Wieso kalt?«
    »Er wird wissen, was ich meine. Wenn er sich erinnert, kann er den Schmerz verdrängen. Das hat er im Osten gelernt.«
    »Ich werde es ihm sagen.«
    Von den Stadtmauern aus sah ich, wie sie Josua zu der Straße brachten, die am Hügel namens Golgatha vorüberführte, tausend Meter vor dem Gennath-Tor. Ich wandte mich ab, doch selbst auf tausend Meter Entfernung konnte ich ihn schreien hören, als sie ihn ans Kreuz nagelten.
    Justus hatte vier Soldaten abgestellt, die darüber wachen sollten, dass Josua starb. Nach einer halben Stunde waren sie allein, abgesehen von einem Dutzend Schaulustiger und den Familien der beiden Diebe, die zu Füßen der Verurteilten beteten und Klagelieder sangen. Jakan und die anderen Pharisäer waren nur geblieben, um zu sehen, wie Josua hochgehoben und das Kreuz aufgestellt wurde und anschließend gegangen, um den Festtag mit ihren Familien zu begehen.
    »Ein Spielchen?«, sagte ich und warf ein paar Würfel in
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