Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
Autoren: Veronica Roth
Vom Netzwerk:
mir herab.
    Ich sehe ihn an, ich bin auf seinen kalten und unnachgiebigen Blick gefasst.
    Aber das ist er nicht.
    Evelyn redet weiter, aber ich höre ihr nicht mehr zu.
    » Du hattest recht«, sagt Tobias leise und wiegt sich auf den Zehenspitzen. Er lächelt zaghaft. » Ich weiß wirklich, wer du bist. Aber ich musste erst wieder daran erinnert werden.«
    Ich mache den Mund auf, aber ich weiß darauf nichts zu erwidern.
    Plötzlich leuchten sämtliche Bildschirme in der Eingangshalle auf, zumindest die, die nicht zerstört worden sind, und auch ein Projektor, der jetzt dort hängt, wo früher Jeanines Porträt gewesen ist.
    Evelyn hält mitten im Satz inne. Tobias nimmt meine Hand und hilft mir aufzustehen.
    » Was soll das?«, fragt Evelyn.
    » Dies«, und das sagt Tobias nur zu mir, » ist die Information, die alles verändern wird.«
    Vor Erleichterung und Anspannung zittern mir die Knie.
    » Du hast es geschafft?«, frage ich.
    » Du hast es geschafft«, antwortet er. » Ich habe Caleb nur dazu gebracht, mit uns zusammenzuarbeiten.«
    Ich umarme und küsse ihn. Er nimmt mein Gesicht in beide Hände und erwidert meinen Kuss. Ich schiebe die Entfremdung einfach weg, die sich zwischen uns geschlichen hat, zerquetsche alle Heimlichkeiten und den Argwohn, der sich zwischen uns angesammelt hat– für alle Zeiten, wie ich hoffe.
    Und dann höre ich eine Stimme.
    Wir lassen uns los und blicken zur Wand, auf die das Bild einer Frau mit kurzen braunen Haaren projiziert wird. Sie sitzt mit verschränkten Händen vor einem Schreibtisch aus Metall, an einem Ort, den ich nicht kenne. Der Hintergrund ist nur schwach beleuchtet.
    » Hallo«, sagt sie. » Ich bin Amanda Ritter. In diesem Filmclip werde ich euch nur das sagen, was ihr wissen müsst. Ich bin die Anführerin einer Organisation, die für Gerechtigkeit und Frieden kämpft. Dieser Kampf ist in den letzten Jahrzehnten immer entscheidender und folglich auch immer erbitterter um nicht zu sagen aussichtsloser geworden. Und das liegt daran …«
    Bilder flackern über die Wand, so schnell, dass man zuerst fast nichts darauf erkennen kann. Ein Mann kniet, jemand hält ihm eine Waffe an die Stirn. Die Frau, die auf ihn zielt, blickt völlig ausdruckslos.
    In der Ferne sieht man eine zierliche Person, die an einem Telefonmast aufgehängt baumelt.
    Eine Grube im Boden, so groß wie ein Haus, angefüllt mit Leichen.
    Und auch andere Bilder, die so schnell vorbeihuschen, dass ich nur verschwommen Blut, Knochen, Tod und Grausamkeiten darauf erkenne, leere Gesichter, seelenlose Augen, entsetzte Augen.
    Und genau in dem Moment, als ich wirklich genug habe, als ich glaube, ich müsste schreien, wenn ich noch ein einziges Bild sehe, erscheint die Frau hinter ihrem Schreibtisch wieder auf dem Monitor.
    » Solche Bilder habt ihr bestimmt noch nie gesehen«, sagt sie. » Aber wenn ihr glaubt, dies seien die Taten einer terroristischen Vereinigung oder einer tyrannischen Regierung, dann habt ihr nur zum Teil recht. Die Hälfte der Leute, die in diesem entsetzlichen Film schreckliche Dinge getan haben, waren eure Nachbarn. Eure Verwandten. Eure Arbeitskollegen. Wir kämpfen nicht gegen eine bestimmte Gruppe von Menschen. Der Kampf richtet sich gegen die menschliche Natur an sich– oder das, was aus ihr geworden ist.«
    Aus diesem Grund hat Jeanine unsere Gehirne infiltriert und Menschen ermordet– um uns von diesem Wissen fernzuhalten. Damit wir alle unwissend und sicher innerhalb des Zaunes leben.
    Langsam dämmert mir die Erkenntnis.
    » Und deshalb seid ihr so wichtig«, fährt Amanda fort. » Unser Kampf gegen Gewalt und Grausamkeit kuriert nur die Symptome der Krankheit, aber er heilt sie nicht. Ihr seid das Heilmittel.
    Damit ihr in Sicherheit lebt, haben wir uns etwas ausgedacht, wie wir euch von uns fernhalten können. Von unseren Wasservorräten. Von unserer Technik. Von unserer Gesellschaft. Wir haben eure Gesellschaft in einer Weise gestaltet, in der ihr hoffentlich das Gefühl für Anstand und Moral wiederfinden werdet, das den meisten von uns verloren gegangen ist. Wir hoffen, dass ihr euch allmählich ändern werdet, insbesondere da die meisten von uns nicht dazu in der Lage sind.
    Ich zeige euch diese Bilder, damit ihr wisst, wann ihr uns helfen sollt. Die Zeit ist dann gekommen, wenn viele unter euch einen unabhängigeren Geist haben als alle anderen. Diese Menschen sollt ihr die Unbestimmten nennen. Sobald ihre Zahl groß genug ist, sollen eure Anführer die Amite
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher