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Die beste Lage: Roman (German Edition)

Die beste Lage: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Lage: Roman (German Edition)
Autoren: Gaetano Cappelli
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schlecht, und sie musste unverzüglich nach New York zurückkehren.
    »Ist das denn wirklich nötig?«, fragte Riccardo, obwohl er in Wirklichkeit über die Nachricht erleichtert war. Wie gesagt, diese Frau hatte ihn buchstäblich aufgerieben.
    »Ich könnte …«
    »Außerdem gehen dir auf diese Weise Sizilien und Sardinien durch die Lappen …«, insistierte er und heuchelte Niedergeschlagenheit.
    »Es ist schon gut so, Riccardo.« Und dann fügte sie klar und deutlich hinzu: »Zumal wir nicht mehr machen können, als wir gemacht haben. Stimmt doch, Riccardo, oder?«
    Er war drauf und dran, sie zu fragen, was sie damit meinte, aber das säuerliche Lächeln, mit dem sie ihren Satz beendet hatte, ließ ihn davon Abstand nehmen.
    Aber er würde es noch verstehen. Ein paar Monate noch, und er würde es verstehen.
    Ach, wenn er es bloß verstanden hätte!
    Eine wieder glückliche kleine Familie
    Wenn man sie in ihrem roten Fiat Giardinetta auf der Landstraße durch die Hügellandschaft brausen sah, schienen sie eine jener glücklichen Familien zu sein, die Werbeleute, wenn irgend möglich, in ihre Spots einbauen – und im Grunde waren sie das auch, obwohl im Auto wieder die Mamma fehlte. Riccardo hatte Eleonora endgültig verlassen, und sie hatte ihm die Töchter gern überlassen, damit sie ihr Leben ganz der Kunst weihen konnte – ja, so schwülstig hatte sie sich ausgedrückt. Schließlich und endlich war sie immer noch eine Frau, die »Theater machte«.
    Aber seit dem Morgen in der Storta del Cervo, fast ein Jahr zuvor, war das nicht die einzige Neuigkeit.
    Sagen wir gleich, dass der herzhafte lukanische Wein namens Aglianico dank Riccardo seinen wohlverdienten Einzug in die Liste der Top 100 Wines of the Year gehalten hatte, die der Wine Spectacle wie jedes Jahr pünktlich im Dezember veröffentlichte, womit sein unaufhaltsamer Siegeszug um die Welt seinen Ausgang nahm – schade nur, dass es sich nicht um Graziantonio Dell’Arcos Aglianico handelte.
    Zum Beweis dafür, dass niemand grausamer sein kann als eine gekränkte Frau, hatte sich Chatryn, die unglücklicherweise das Telefongespräch zwischen Riccardo und Dell’Arco mitgehört hatte, die Genugtuung gegönnt, nicht nur den Wein des lukanischen Tycoons und Freundes des unvorsichtigen Fusco zu ignorieren, sondern darüber hinaus an seiner Stelle nicht nur einen, sondern gleich zwei Aglianico-Sorten auszuwählen – nämlich die beiden Weine, die ihr der Gerichtsvollzieher-Wirt in Barile empfohlen hatte.
    Aber damit hatte sie sich nicht begnügt.
    Indem sie an den Canto degli Angeli von Yarno Cantini ganze neun Punkte mehr vergab als in der vorigen Liste, hatte Chatryn dafür gesorgt, dass dieser Wein sich unter den heiß begehrten ersten zehn Plätzen der Top 100 positionieren konnte – auch wenn sie das nicht nurRiccardo zum Trotz getan hatte. Was Riccardo als den größeren Schlag empfand – den Schlag, den er selbst einzustecken hatte –, war, dass Dell’Arco, sobald er sich von seiner Ischämie erholt hatte, nicht nur die Versprechen, die er Fusco gegenüber gemacht hatte, zurücknahm, sondern ihn für immer von der Liste seiner Freunde strich und in einen Zustand hysterischer Fibrillation verfiel, wenn er bloß seinen Namen hörte: »Dieser Scheißkerl … wir hatten es schon geschafft, und da verspielt er alles mit einem einzigen Telefongespräch … dieser Scheißkerl!«
    Der so Bezeichnete hatte sich allerdings, um die Wahrheit zu sagen, bald damit abgefunden. Letztendlich hatte er sich diese Katastrophe selbst eingebrockt, und außerdem war jetzt Schluss mit den Illusionen! Er war fast fünfzig, und es war Zeit, endlich Boden unter die Füße zu bekommen und sein Schicksal zu akzeptieren, und sein Schicksal war es offensichtlich, ein Durchschnittsmensch zu bleiben. So kehrte er nach Hause zurück, zu seinen Töchtern, zu seiner Wissenschaft, an die Universität. Ja, man muss sagen, dass ausgerechnet dort eine neue Entwicklung zu verzeichnen war.
    Der »Baron«, der ihm so großen Schaden zugefügt hatte, war praktischerweise nicht mehr da – wie Riccardo es ihm viele Male aus tiefstem Herzen gewünscht hatte, war er just unter einem Lastwagen gelandet … so kann’s gehen – und da sich in jenem Augenblick, dank einer weiteren glücklichen Fügung, kein anderer fand, der ihn hätte ersetzen können, bat man nun ihn, Riccardo Fusco, dies zu tun. Unter den gegebenen Umständen handelte es sich natürlich nur um eine Vertretung, aber der Dekan
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