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Die beste Lage: Roman (German Edition)

Die beste Lage: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Lage: Roman (German Edition)
Autoren: Gaetano Cappelli
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seinem grauenhaften Tod ausgeliefert hatte, dadurch rächte, dass es ihm dank Chatryns Verhalten gelungen war, die Pläne von Dell’Arcos Ururenkel zu durchkreuzen? Wenn es wahr ist, dass die Schuld der Väter nicht auf die Söhne zurückfallen darf, so schließt das doch nicht aus, dass sie irgendwann auf die ferneren Nachkommen zurückfällt, denn es ist gewiss ebenso wahr, dass Blut dicker ist als Wasser.
    Und war es Zufall, dass nach der berühmten Nacht im Schloss, als Chatryn nicht hatte widerstehen können und mit Yarno unter dem Getöse des Geschirrs, das auf dem Terrakottaboden zu Bruch ging, eine eilige Umarmung vollzogen hatte, und zwar auf demselben Tisch, an dem sie zuvor ein ausgiebiges und raffiniertes Abendessen eingenommen hatten? Ein Zufall, dass sie tapfer mit sich gerungen hatte, um Riccardo wieder lieben zu können, nachdem sie dieses schicksalsträchtige Telefongespräch mitgehört hatte, das er – welche Koinzidenz! – ausgerechnet mit Graziantonio Dell’Arco geführt hatte und ausgerechnet an einem Ort, der Storta del Cervo oder »Fehltritt des Hirschen« hieß? Und wer könnte einem Hirschen mehr gleichen als dieser famose Träger von Hörnern, wie Riccardo einer war – nicht nur von Hörnern, die seine Angetraute ihm aufgesetzt hatte?
    Alles nur Zufälle oder doch echte Wunder?
    Sicherlich handelt es sich nur um Hypothesen, Hypothesen, die dazu dienen, das Motiv eines ansonsten unerklärlichen Verhaltens zu erklären; Hypothesen, die wir unter anderem insofern aufstellen können, als wir hier im Gegensatz zum wirklichen Leben, von dem wir nur wenige Facetten kennen, über das gesamte Repertoire dieser Facetten verfügen, als wären wir klatschsüchtige Gottheiten oder, bescheidener, Leser von Romanen – und es handelt sich um eines der faszinierendsten Privilegien, das diese so oft geschmähte schöpferische Gattung ihren Liebhabern gewährt.
    Ein seltsamer Stich in der Magengegend
    Wie auch immer, nachdem Riccardo dieses Interview gelesen hatte, war er mit sich selbst versöhnt. Im Grunde war er nicht der Einzige, der sich – wie soll man sagen? – wenig korrekt verhalten hatte. Und jetzt war er glücklich.
    Vielleicht nicht wirklich glücklich, aber gelassen.
    Da war er nun in seinem roten Fiat Giardinetta, mitten in einer Landschaft, über der am blauen Himmel einer der üblichen Falken seine schräge Bahn zog, während er, Riccardo, zusammen mit seinen Töchterchen die üblichen albernen Liedchen aus dem Radio mitträllerte und oben über den Hügeln das übliche kleine Dorf mit seinem schönen Kampanile auftauchte, und wie jedes Mal, wenn er hier unten vorbeifuhr – zweimal im Jahr, am 18. Mai und am 10. Juli, den Geburtstagen der Barra-Kinder –, dachte er an den, der in diesem Dorf wohnte, oder vielmehr dort gewohnt hatte.
    Ja, richtig! Giàcenere lebte jetzt in New York, da Graziantonio ihm , wie versprochen, tatsächlich seine Ausstellung organisiert hatte. Sie war sogar ein so großer Erfolg gewesen, dass »die malende Entdeckung des Jahres«, als die ihn die Zeitungen apostrophiert hatten, sich soeben eine Wohnung mit Blick auf den Central Park gekauft hatte.
    »Ist das die Möglichkeit? Ausgerechnet eine solche Niete«, sagte sich Fusco und musste sich infolge eines Stichs in der Magengegend plötzlich zusammenkrümmen. Woher konnte dieser Schmerz kommen?, fragte er sich und dachte noch einmal an die Fotos, die Giacinto Cenere inmitten einer kleinen Gruppe von Prominenten zeigten.
    »Morgen rufe ich Giàcenere auf jeden Fall mal an … er ist ja immer noch mein Freund. Vielleicht macht er mich mit jemandem für mein Buch bekannt, und dann ergibt sich eins aus dem anderen«, dachte er und fuhr geradeaus weiter – soweit die Straße ihm das erlaubte.
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