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Die beste Lage: Roman (German Edition)

Die beste Lage: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Lage: Roman (German Edition)
Autoren: Gaetano Cappelli
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leopardengemustert und mit einer Bordüre aus goldenem Samt und ochsenblutfarbener Spitze verziert war: ein grauenhaftes Objekt neobarocker Wollust.
    Neobarocke Wollust für ihn, den sie immer noch an den Haaren zog und dem sie nun, um sich äußerste Befriedigung zu verschaffen, diese beiden enormen weichen Lustobjekte ins Gesicht drückte, bis er nach Luft schnappte, auch wenn er sich ein paar Sekunden später aus ihrem Griff befreien konnte und anfing, sie von hinten zu ficken, und ihr schließlich sagte, was er von ihr hielt, nämlich dass sie eine Riesennutte sei – in diesem Augenblick hätte er sich nicht vorstellen können, dass diese Frau gerade die mächtige, die entscheidende Szene aufführte, auf die er zurückgreifen würde, um ihn hochzukriegen, wenn er, wie jetzt, Chatryn Wally Triny zu vögeln versuchte, diese amerikanische Lady mit dem minimalistischen, fast schon an eine Reliquiengruft gemahnenden Intimbereich, das Schamhaar streng zurechtrasiert, und mit einem Herz, das heftig für ihn schlug – das zumindest war es, was er glaubte.
    So ging es eigentlich seit Beginn ihrer Tour, die sie durch Frankreich, durch die Weinanbaugebiete von Burgund, Bordeaux und Hermitage, bis nach Italien in die Langhe, nach Franciacorta und ins Valpolicella geführt hatte und an jenem Nachmittag – an dem Riccardo, als er zur Abwechslung einmal wieder auf der Kloschüssel saß, Chatryn durch die Tür grüßen hörte – weiter ins Chianti-Gebiet, genauer gesagt, ausgerechnet auf das Landgut von Yarno Cantini, dem Conte del Canto degli Angeli.
    Ein etwas unheimliches Schloss
    Seit er von dieser Etappe erfahren hatte, hatte Riccardo erwogen, sie ihr auszureden: ja, aber mit welcher Begründung? Das Weingut der Angelis lag auf der Route, die Chatryn mit Norman Gastell, ihrem Chef, ausgearbeitet hatte, und der Versuch, sie von dem Besuch abzubringen, hätte nur dazu geführt, dass sie Argwohn geschöpft hätte, und das wollte er nun wirklich nicht. Es stimmte zwar, dass er die Verbindung mit Chatryn nur wiederaufgenommen hatte, um Graziantonio gefällig zu sein und seinen Aglianico zu lancieren – etwas, was er immer noch zu tun beabsichtigte, denn Dell’Arco brauchte er für seinen Start in ein neues Leben; doch er würde jetzt, da er entdeckt hatte, was er tatsächlich für Chatryn empfand – und zwar trotz ihrer erotischen Fantasien, die für ihn unerträglich waren und die er sich nur mit ihrer gegenwärtigen Verwirrung erklären konnte –, ihr Verhältnis um nichts auf der Welt gefährden. So beschränkte er sich kurz vor der Ausfahrt, die zu Yarnos Landgut führte, auf das romantische Geständnis, dass er schrecklich gern mit ihr in jene Gegend zurückkehren würde, in der sie zehn Jahre zuvor zusammengewesen waren, und dass er sich gut vorstellen könne, gleich in diese Richtung weiterzufahren.
    Sie lächelte ihn an, schob ihm eine Hand in die Haare – das tat sie wirklich mit Vorliebe – und versicherte ihm: »Sei unbesorgt, Liebling … da fahren wir auch noch hin, ganz bestimmt, aber erst habe ich hier eine Aufgabe zu erledigen.«
    »Das hättest du auch dort … Ich hab’s dir doch erzählt, oder? Jetzt trinkt man auch bei uns hervorragende Weine«, antwortete er in Anspielung auf alte Diskussionen. In der Tat, obwohl sich Riccardo bisher sorgsam davor gehütet hatte, den Carato Federiciano direkt zu erwähnen, hatte er doch zwischen der einen und der anderen Degustation ein paar Bemerkungen über die Qualität fallen lassen, die der Wein mittlerweile selbst in der Basilikata erreicht habe, und sich dabei – ziemlich hinterlistig, muss man sagen – der Erinnerungen bedient, die mit ihrer ersten Begegnung verknüpft waren. » … Zum Beispiel in Barile. Du erinnerst dich doch, oder? Damals, als wir uns die location von Pasolinis Film Das Erste Evangelium – Matthäus angesehen haben?«
    »In diesen Tagen erinnere ich mich an alles, als wäre es erst gestern gewesen«, hatte Chatryn melancholisch geantwortet.
    »Dann erinnerst du dich auch an den Aglianico, den wir getrunken haben?«
    »Wie ich schon sagte, ich kann mich an alles erinnern. Ja, das war ein guter Wein.«
    »Jetzt ist er sogar mehr als gut.«
    »Aber schon damals war er … Ja, doch. Ich bin wirklich neugierig, ihn wieder zu kosten und nach all diesen Jahren als ›Profi‹ herauszufinden, welche Gefühle er heute in mir weckt.«
    »Außerdem könntest du, sollte er dir gefallen, die Freude an der Entdeckung genießen. Was gibt es hier
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