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Die beste Lage: Roman (German Edition)

Die beste Lage: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Lage: Roman (German Edition)
Autoren: Gaetano Cappelli
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weiter kompliziert werde, aber es handle sich um ein interessantes Buch, das über den akademischen Bereich hinaus Resonanz finden könnte – sah sich Fusco bereits als einen dieser Spitzenintellektuellen, die auf allen Fernsehkanälen präsent sind.
    Was es heißt, im Fernsehzeitalter berühmt zu werden
    Wie viele Menschen haben vor der Verbreitung des Fernsehens Träume von Größe gehegt? Sicher, solche Leute hat es immer gegeben, aber es handelte sich um eine winzige Minderheit … Mit dem Film jedoch begann die Idee, sich unzähligen Menschen zur Schau zu stellen und von ihnen wiedererkannt zu werden, um sich zu greifen, aber der eigentliche Massenstarkult entstand erst mit dem Fernsehen. Und ebenfalls zum Massenphänomen wurde dann auch die Frustration, die sich einstellt, wenn es einem nicht gelingt, dieses Ideal zu verwirklichen.
    »Möchtest du wissen, wie viel Geld ich verdiene?«
    »Nein, sag mir lieber, wie man berühmt wird.«
    Dieser nette kleine Dialog fand zwischen Damien Hirst, dem wahrscheinlich höchstbezahlten und berühmtesten Künstler der Welt, und seinem Sohn statt. »Schon mit neun Jahren«, kommentierte Hirst, »hatte mein Sohn begriffen, dass der Drang, berühmt zu werden, stärker ist als der nach Geld …«
    Berühmtheit ist das, was den Menschen der Unsterblichkeit am nächsten bringt.
    Das Scheitern
    Riccardo hatte sich also wieder an die Arbeit gemacht und, Accardis Weisungen befolgend, ein ganzes Jahr damit verbracht, seinen Text zu revidieren, aber als er Die Gänse auf dem Markt endlich an den Verleger zurückschickte, hatte dieser Selbstmord begangen – natürlich unabhängig von den Gänsen .Tatsache ist, dass sie dann niemand mehr haben wollte und Riccardo das Werk auf eigene Kosten drucken lassen musste. Ebendieses fertige Buch lag nun am Morgen seines dritten Berufungsverfahrens auf dem Tisch der Kommissionsmitglieder, wo es allerdings niemand auch nur eines Blickes würdigte.
    Der Vorsitzende der Berufungskommission, ein betagter Baron, also ein Meister in der Kunst des Delegierens und Protegierens und steif wie ein Stockfisch, heftete seinen Blick vielmehr starr auf Riccardo. Vor Jahren einmal hatte er Fusco zu seinem Assistenten machen wollen, aber dieser hatte mit seiner üblichen Intuition eine Stelle bei einem jüngeren Professor bevorzugt, der jedoch bald darauf nach Amerika gegangen war. Jetzt also fixierte der Stockfisch ihn mit säuerlichem Lächeln und dachte schadenfroh an das zurück, was er ihm, als er ihm zuvor in der Eingangshalle begegnet war, vorhergesagt hatte: »Herr Doktor Fusco! Sie haben immer noch nicht begriffen, dass bei Wettrennen dieser Art die Jockeys gewinnen, nicht die Pferde. Und Sie haben einfach nie einen guten Jockey gehabt. Geben Sie auf.«
    Und er hatte aufgegeben, aber natürlich erst, nachdem er dem Baron gewünscht hatte, er möge unter einem Lastwagen landen. Dann hatte er sich arrangiert, wie man so schön sagt. Er hatte die Bücher zugeklappt, seine Studenten im Regen stehen lassen, mit seinen Feldforschungen in der Basilikata aufgehört und sich ganz den Freuden der Familie – bestehend aus Eleonora, seiner Gattin, und ihren gemeinsamen vier Töchtern Ofelia, Desdemona, Salomè und Cressida – und des gesellschaftlichen Lebens hingegeben.
    Das gesellschaftliche Leben in der Provinz
    Es waren Jahre gewesen, die vielleicht nicht glücklich, aber immerhin sorglos dahingeplätschert waren, mit Festen im Klub, Tanzvorführungen der Töchterchen, Ferien in den Bergen und am Meer und einigen denkwürdigen Fernreisen – wie zum Beispiel jener nach Amerika, in deren Verlauf das Techtelmechtel zwischen Ada und Marcello aufgeflogen war –, mit Bridgeturnieren der Damen und Tennisturnieren der Herren, Wohltätigkeitsveranstaltungen und Begegnungen mit fast ausschließlich zweitrangigen Schriftstellern, im Winter dann den samstäglichen Abendessen in der Stadt und zu Beginn der Badesaison den Wochenenden am Strand – mit allem also, was zum Leben in einem ruhigen Provinzstädtchen wie Potenza, wo große Teile unserer Geschichte spielen, dazugehören mag. Dem sind noch die unvermeidlichen Schläge hinzuzählen, die das Schicksal für alle, auch für die Glücklichsten, bereithält: Dirty, der Hund der Kinder, war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt gewesen, und Großvater Adalberto, Eleonoras Vater, hatte der Tod ereilt, als er, den Arien seiner geliebten Traviata lauschend, gerade im Garten seines Landhauses herumharkte.
    Dann aber
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