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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst
Autoren: Andreas Acker
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für alle Mal beenden.
    Die Lichter kamen rasch
näher. Das war gut. Hätte er mehr Zeit gehabt, über einen Plan zu grübeln,
hätte er Tausende, vielleicht Millionen Gründe gefunden, die gegen sein
Vorhaben sprachen. Doch nein. So hatte er sich entschieden, und so würde er es
durchziehen.
    In den schwachen
Lichtfingern, die durch die zerschossenen Bretter eindrangen, zeigte Daniel
Karla pantomimisch, wie er sich seinen Überfall vorstellte. Karla nickte. Er
bedeutete ihr, im Zimmer auf ihn zu warten.
    Kopfschütteln.
    Hatte sie ihn nicht
verstanden oder war sie anderer Meinung? Er verrenkte sich nochmal, versuchte
ihr die Notwendigkeit klarzumachen, dass sie hier auf ihn wartete.
    Sie blickte auf ihre Hand,
in der sie die Machete hielt, und schüttelte abermals den Kopf.
    Er verdrehte die Augen.
Keine Zeit zu streiten. Sein Einsatz war jeden Moment gekommen. Er stellte sich
neben die Türöffnung, jeder Muskel seines Körpers so angespannt, dass sie schneller
zu zerreißen drohten als selbst seine bis zum äußersten belasteten Nerven.
Durch das Dröhnen in seinem Kopf hörte er seine Zähne knirschen. Die Wunde an
seiner Unterlippe war wieder aufgeplatzt, weil er auf ihr herumgekaut hatte.
Seine Rippen fühlten sich an, als wären sie durch Glasscherben ersetzt worden.
    Nicht mehr lange. Bald war
Zeit zum Regenieren.
    Dann war es so weit. Und
schien die Zeit vorher wie Lebertran durch ein Nadelöhr getropft zu sein,
passierte jetzt alles gleichzeitig.
    Den Finger am Abzug und die
Waffe entsichert sprang Daniel aus der Deckung auf den Flur. Er richtete die
Waffe auf Xerxes, der seinerseits mit einer Taschenlampe sowie einer Pistole
auf Daniel zielte.
    Daniel krümmte den Finger,
als ein Dampfhammer seine rechte Hüfte traf. Er verriss die Maschinenpistole,
taumelte nach links und schoss Kugel um Kugel in die Decke. Gleichzeitig strich
ihm eine extrem schlecht gelaunte Biene am rechten Ohr vorbei. Die Schüsse
hörten sich in seinen von der Detonation wunden Gehörgängen dumpf an, geradezu
unbedeutend, so als zerdrücke jemand im Nebenraum Noppenfolie.
    Während er sich fing und
seine Waffe nur noch metallische Klicklaute ausspuckte, sah er Yvonne auf sich
zukommen. Sie hatte mit ihrem Tritt in Daniels Hüfte zwei Leben gerettet.
Xerxes‘ Leben, weil Daniel sein Magazin in Beton und nicht in den rotäugigen
Bastard versenkt hatte. Und Daniels, weil Xerxes‘ Kugel ihm sonst ein hübsches
Loch in der Stirn beschert hätte.
    Er konnte sich kurz fragen,
warum zum Teufel er die Waffe nicht auf Einzelfeuer gestellt hatte, doch eine
Antwort fand er in der Kürze der Zeit nicht. Yvonne trat ein weiteres Mal nach
ihm und seine Hüfte schien in Flammen zu stehen, so als hätte sie dort einen
Brandsatz platziert. Auch schlug sie ihm mit der Faust ins Gesicht, die Hand
benutzend, die er nicht mit dem Klappspaten bearbeitet hatte. Hätte er das
vorhin gewusst, hätte er ihr beide Handgelenke gebrochen. Seine Stirn platzte
auf, und Blut lief ihm ins Auge.
    Xerxes hatte seine Pistole
schon wieder auf ihn ausgerichtet. Auch die Taschenlampe erfasste ihn, so dass
Daniel sich an einen Suchscheinwerfer der Polizei erinnert fühlte. Jetzt hatte
Xerxes Zeit zu zielen, denn vor Daniels Waffe brauchte er sich nicht mehr in
acht zu nehmen.
    Die roten Augen zusammengekniffen,
den faltigen Mund zu einem ekelhaften Lächeln verzogen, drückte Xerxes den Arm
durch. Doch bevor er abdrücken konnte, stürzte Karla mit hoch über den Kopf
erhobener Machete aus dem Zimmer. Ihr Gesicht war das einer Furie, verzerrt und
hart. Sie ließ die Klinge niederfahren und hätte Xerxes‘ Pistolenhand wohl
abgetrennt, hätte der nicht im letzten Moment die Gefahr kommen sehen. So
zuckte er zurück, und Karla traf lediglich die Waffe. Ein hartes, metallisches
Kreischen ertönte. Die Pistole entglitt seinen Fingern und rutschte in die
Dunkelheit.
    Daniel nutzte die kurze
Konfusion, indem er die Maschinenpistole am Tragegurt von der Schulter rutschen
ließ und sie am Lauf packte, wobei er sich die Finger verbrannte. Er biss die
Zähne zusammen, drehte sich im Kreis wie ein Hammerwerfer, der sein Sportgerät
in eine Bleispritze getauscht hatte. Er war jedoch relativ sicher, dass
Maschinenpistolenweitwurf niemals olympisch werden würde. Er rammte Yvonne den
Waffenkolben ins Gesicht und ein Knacken ertönte, das auf ein gebrochenes
Nasenbein schließen ließ. Die Bankräuberin taumelte rückwärts, bis sie an die
Flurwand stieß, und rutschte an ihr herab
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