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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst
Autoren: Andreas Acker
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aufwärts in
Richtung Marcos Gesicht und schaltete sie ein. Gleißendes Licht blendete ihn.
Nur für einen kurzen Moment vergaß er seine Waffe und wollte die Lampe mit den
Händen abwehren.
    Doch mehr Zeit benötigte
Daniel nicht. Karla huschte zur Seite und schaltete die Lampe aus. Daniel ließ
die Eisenstange einen weiten Bogen beschreiben. Wieder begleitete die Bewegung
des umfunktionierten Baugeräts dieses wundervolle swuschhhhh , als es die
Luft in saubere Hälften teilte.
    Als die Stange Marcos
lädiertes Knie traf, stöhnte der Hüne erstickt auf. Er knickte ein, hielt sich
jedoch auf den Beinen. Ein weiterer Hieb traf Marcos rechten Arm. Der
Getroffene taumelte in den Raum hinein. Daniel spürte es mehr, als dass er es
sah. Er verließ sich auf seine Intuition und setzte einen weiteren
Eisenstabschwinger auf Marcos Kopf. Es klatschte wie bei einer Backpfeife, und
Daniel würde sein gesamtes Hab und Gut wetten, dass eine weitere Platzwunde
Marcos Kopf zierte. Wieder dieser erstickte Schrei, gefolgt von einem hohen
Schluchzen. Was lag noch in diesem Laut? Ergebenheit? Aufgabe? Erlösung?
    Daniel wusste es nicht, doch
er hatte nicht vor, sich darauf zu verlassen oder seinen Kontrahenten zu
fragen. Er würde die Sache zwischen Marco und sich jetzt zu Ende bringen. Noch
einmal holte er aus und ließ die Stange auf den Rücken seines Gegners
niederfahren. Mit dem Geräusch eines Tennisballs, der mit Hochgeschwindigkeit
auf einen Mehlsack trifft, gab dieser Schlag Marco den Rest.
    Daniel hörte, wie der Mann
stolperte und schließlich kopfüber in den Bauschutt fiel. Ein Knacken und ein
feuchtes Schaben begleiteten das Schleifen seiner Schuhe, als sie über
brüchigen Beton glitten. Dann war es still.
    Manchmal, dachte Daniel,
manchmal konnte Stille der Himmel sein.

Kapitel 33
     
    »Er bewegt sich nicht«,
flüsterte Karla von der anderen Seite des Raumes.
    Eine Minute, vielleicht zwei
- wer konnte das schon sagen, wenn man nichts sehen konnte und literweise Adrenalin
durch die Adern floss - waren vergangen, nachdem Daniel Marco die Eisenstange
in den Rücken geschlagen hatte. Daniel hatte mit erhobener Behelfswaffe in
Türnähe gestanden und darauf gewartet, dass sich der Hüne wieder aufrichtete
wie ein Vampir aus diesen alten Schwarzweißfilmen. Doch Marco stand nicht
wieder auf, und er gab auch kein Geräusch von sich.
    Auch von außerhalb des
Raumes drang kein Laut zu ihnen. Wahrscheinlich warteten Xerxes und Yvonne auf
Marcos Erfolgsmeldung.
    Das durch die Schusslöcher
tropfende Licht des jungen Morgens reichte nicht aus, den Raum zu beleuchten.
    »Schalt die Taschenlampe
ein«, sagte Daniel. »Aber halt die Hand davor, so wie ich es vorhin getan
habe.«
    Eine Sekunde später klickte
Yvonne die Lampe an und ein gedämpfter Lichtstrahl riss Umrisse aus der
Dunkelheit, versah sie mit langen, undurchdringlichen Schatten, die einem
fantasiebegabten Kind nächtelang Alpträume beschert hätten. Das diffuse Licht
ließ den Haufen Bauschutt mit den aus ihm ragenden Eisenstangen wie einen
urzeitlichen Dinosaurierigel wirken.
    Marcos Zehenspitzen
berührten den Boden, ebenso seine Knie. Karla fuhr mit dem Lichtstrahl über
Marcos Hinterteil und seinen Rücken. Seine Haltung erinnerte an einen
Skispringer während eines Flugs. Es sah grotesk aus.
    Als das gedämpfte Licht der
Taschenlampe Marcos Kopf aus der Dunkelheit befreite, sog Karla scharf Luft
zwischen die Zähne. Auch Daniel hätte gut auf diesen Anblick verzichten können.
Aber wenigstens wusste er jetzt, warum es so feucht geklungen hatte, nachdem
Marco gefallen war, und warum er in dieser seltsamen Haltung verharrte.
    Der große Mann war gefallen
und hatte, den in der Luft schwebenden ausgestreckten Händen zu folgen,
versucht, sich abzufangen. Doch bevor seine Hände Grund gefunden hatten, an dem
sie sich hätten abstützen können, hatte sich eine der aus dem Geröllhaufen
ragenden Eisenstangen in sein rechtes Auge gebohrt. Sie war nicht wieder aus
dem Hinterkopf ausgetreten, doch Daniel konnte sich vorstellen, welchen Schaden
die Stange im Schädelinneren angerichtet haben musste. Schwarzes Blut lief an
dem geriffelten Stab hinab.
    Die Maschinenpistole
baumelte träge am Haltegurt vom Hals des toten Mannes. Daniel löste den Gurt
und nahm mit spitzen Fingern die Waffe an sich. Dann klopfte er Marcos Tasche
ab, fand aber keine weitere Munition. Er fand die Machete, die im Kopf des
Leibwächters gesteckt hatte, und gab sie Karla. Das Licht der Lampe
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