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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin
Autoren: Walden Conny
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Gezeichnete wollte Barbara mit sich reißen, aber nur einen Moment später steckte auch ihm ein Pfeil zitternd in der Brust und ließ ihn auf die Knie sinken. Er musste Barbara freigeben, und sie wich rasch einen Schritt zurück. Die Hakenbüchse glitt ihm aus der anderen Hand. Seine Finger legten sich jedoch sogleich um den Griff des kurzen Rapiers an seinem Gürtel. Er riss die Waffe noch eine Handbreit heraus, ehe er endgültig zusammensackte und reglos liegen blieb.
    Innerhalb weniger Augenblicke ließ der Fremde weitere
Pfeile durch die Luft schnellen, die fast allesamt mit grausamer Genauigkeit ihre Ziele fanden.
    Der Tod ihres Anführers hatte der Bande offensichtlich jegliche Ordnung genommen. »Los, weg hier!«, hörte man einen der Männer rufen, der bereits von dannen lief.
    Immer noch schoss der Fremde mit geradezu atemraubender Sicherheit und Schnelligkeit seine Pfeile ab. Es dauerte nur Momente, und die Männer des Gezeichneten lagen entweder getroffen auf dem Boden – oder sie waren bereits zwischen die nahe gelegenen Bäume und Büsche geflohen.
    Der Fremde mit dem Rosenschwert-Wappen senkte schließlich die Waffe und entspannte die Sehne. Dann ließ er den Apfelschimmel näher herantraben.
    Barbara sah den Flüchtenden kurz nach. Einem von ihnen steckte ein Pfeil in der Schulter, und es war fraglich, wie weit er kommen würde. Der Reiter zügelte mit der Linken sein Pferd und stieg dann aus dem Sattel. Den Bogen behielt er in der Hand, einen Pfeil ebenfalls. Er schien seinem Sieg über die Wegelagerer noch nicht recht zu trauen. Jedenfalls ließ er die Büsche, hinter denen die letzten von ihnen verschwunden waren, nicht aus den Augen. Dann schweifte sein Blick über die Toten, die auf dem Boden verstreut und teilweise in seltsam verrenkter Haltung dalagen.
    Ungläubig starrte Barbara Heusenbrink ihren Ritter unterdessen an. Ihr Herz pochte wie wild, und ein dicker Kloß steckte ihr im Hals. Sie hatte das Wappen schon aus der Ferne wiedererkannt – und auch seinen Träger. Drei Jahre war es her, dass dieser Ritter in ihr Leben getreten war und ihm eine völlig neue Wendung gegeben hatte.
    Und nun hatte Gottes Fügung sie gerade im rechten Moment wieder zusammengeführt. Sie schluckte, brachte jedoch im ersten Moment keinen Laut über die Lippen.

    Â»Erich von Belden!«, flüsterte sie schließlich. »Dass ich Euch hier und jetzt wiedersehe …«
    Er deutete eine Verbeugung an. »Ihr schient mir in arge Bedrängnis geraten zu sein, und da hielt ich es für meine Pflicht als Ritter, zu Eurem Schutz einzugreifen.«
    Ein verhaltenes Lächeln spielte jetzt für einen kurzen Moment um ihre vollen Lippen. »Ich habe nicht vergessen, wie Ihr mir bereits vor drei Jahren in Lübeck das Leben gerettet habt – und jetzt seid Ihr mir erneut in bedrohlicher Lage zu Hilfe gekommen! Der Herr muss Euch geschickt haben – das eine wie das andere Mal!«
    Â»Ich tat nur, was ich für meine Pflicht hielt – aber ich verhehle nicht, dass ich sie für Euch besonders gerne tat!«
    Barbara schluckte wieder. »Jedenfalls bedanke ich mich in aller Form für Euer beherztes Eingreifen! Es im Alleingang mit einem Dutzend Gegner aufzunehmen erfordert sicher mehr Mut, als er selbst den meisten Eures Standes eigen ist!«
    Erich von Belden machte zwei Schritte zur Seite, beugte sich über die Leiche des Gezeichneten und hob dessen Hakenbüchse auf. Er hielt die Waffe hoch und meinte: »Eine wahre Seuche sind diese Büchsen – und das Schlimme ist, dass jeder dahergelaufene Halunke sie benutzen kann, nachdem man es ihm einmal gezeigt hat!« Der Ritter hob seinen Bogen. » Das hier hingegen ist eine Kunst, und ein guter Schütze hat Jahre geübt, bevor er eine Wildente sicher im Flug zu treffen vermag.«
    Â»So hat Eure Kunst über diese unchristlichen Waffen triumphiert!«, sagte Barbara.
    Der Ritter nickte und warf die Hakenbüchse wieder zu Boden, bevor er dem Toten den Pfeil aus dem Leib zog. »Ja, diesmal«, murmelte er. »Eine Armbrust sollte eigentlich niemand gegen einen Christenmenschen verwenden – und doch war ich hundertmal Zeuge, wie das geschah. Bei Feuerwaffen
würde es nicht anders sein, falls man sie genauso ächten würde. Aber wer sollte das tun? Der Papst lässt seine Engelsburg schließlich auch von Feuerwaffen verteidigen!«
    Ihrer
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