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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition)
Autoren: Mo Hayder
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so aus, als hätten wir hier nichts erreicht. Sehe ich das richtig, Howie?«
    »Ja.« Howie strich sich unbehaglich mit dem Finger über den Kinnriemen. »Ja, war offenbar blinder Alarm. Ja.«
    »Neun neun an Einsatzkräfte. Wir sind genauso ratlos wie Sie.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Caffery mit brüchiger Stimme. »Sind Sie sicher, dass wir uns an der richtigen Stelle befinden?«
    »Ja, Sie schon, aber wir haben leider die Wärmequelle aus den Augen verloren. Verdammt heißer Abend, wir haben hier oben mächtig mit Interferenzen zu kämpfen.«
    »Verstanden. Na ja, trotzdem besten Dank für Ihre Bemühungen.«
    »Tut mir aufrichtig Leid.«
    »Schon in Ordnung. Einen schönen Abend Ihnen dort oben.«
    Der Kommandant konnte den winkenden Caffery auf dem Monitor erkennen. Er rückte seinen Helm zurecht und schaltete wieder auf die Frequenz der Bodenkontrolle. »Höchst bedauerlich, aber wir haben im Bereich TQ3427445 leider nichts gefunden. Wir fliegen jetzt Richtung India Foxtrot.« Er trug den Zeitpunkt und die Dauer der Mission in das Logbuch ein, dann verschwand der Helikopter in der dunklen Nacht.
    Unten am Boden beobachtete Caffery, wie sich der Hubschrauber langsam entfernte, bis sein Licht kaum mehr größer war als der Widerschein eines Satelliten.
     
    »Sind Sie sich darüber im Klaren, was das bedeutet?«
    »Nein«, erwiderte Souness. »Nein, was denn?«
    Es war schon spät. Die Polizeikräfte hatten inzwischen das Gebiet abgesperrt, in dem der Hubschrauber die Wärmequelle gesehen haben wollte. Dann begannen die Beamten auf allen vieren den Bereich Zentimeter für Zentimeter zu durchsuchen. Wieder keine Spur von Rory Peach. Schließlich wurde die Aktion abgeblasen, und Caffery und Souness forderten eine Spezialeinheit an, die das Gelände am folgenden Tag gleich in der Morgendämmerung durchkämmen sollte.
    Zum Abschluss noch eine Lagebesprechung, bevor die beiden um 23 Uhr schließlich in die Zentrale in Thornton Heath zurückfuhren. Caffery parkte den Wagen direkt vor dem Gebäude und schob die Schlüssel in die Tasche. »Sollte der Junge noch irgendwo in dem Park sein, dann strahlt er vermutlich keine Wärme mehr ab, andernfalls müsste es doch möglich sein, ihn mit der Infrarotkamera sichtbar zu machen.« Auch wenn er es kaum zu denken wagte, hoffte er insgeheim, dass der Junge bereits tot war. Schließlich wusste er, dass es Erfahrungen gab, die so grauenhafte Spuren hinterließen, dass ein menschenwürdiges Leben kaum noch möglich war. Jedenfalls seiner Überzeugung nach. »Kann gut sein, dass wir schon zu spät dran sind.«
    »Es sei denn« – Souness stieg nachdenklich aus dem Wagen, und die beiden überquerten gemeinsam die Straße -, »es sei denn, der Junge ist gar nicht in dem Park.«
    »Ach, sicher ist er in dem Park. Hundertprozentig.« Caffery öffnete mit Hilfe seiner Magnetkarte die Tür und ließ Souness den Vortritt. »Die Frage ist nur: Wo? «
    Das alte Backsteingebäude, in dem die Mordkommission untergebracht war, lag in der unscheinbaren Shrivemoor Street. Die meisten Beamten bezeichneten ihren Arbeitsplatz deshalb einfach als »Shrivemoor«. Die Büros der Mordkommission befanden sich im zweiten Stock, wo sämtliche Fenster hell erleuchtet waren. Inzwischen hatten sich dort oben bereits die meisten Mitarbeiter eingefunden, die man von überall her zusammengetrommelt hatte, vor allem die Experten, die den Zentralcomputer bedienten, aber auch fünf verdeckte und sieben offizielle Ermittler. Sie wanderten zwischen den Schreibtischen hin und her, tranken Kaffee und sprachen leise miteinander. In der Küche standen drei Sanitäter in weißen Schutzanzügen verlegen herum, ließen sich von einem Beamten die Stiefelsohlen fotokopieren und mit einem Klebeband Fussel und Haare von der Kleidung entfernen.
    Während Souness damit beschäftigt war, einen starken Kaffee zu kochen, spritzte sich Caffery zur Erfrischung kaltes Wasser ins Gesicht und sah rasch die »Eingänge« auf seinem Schreibtisch durch. Dabei entdeckte er zwischen diversen Rundschreiben, Berichten und Obduktionsbefunden auch ein Exemplar von Time Out . Das Blatt war so gefaltet, dass ihm sofort die Schlagzeile »Künstler, die Verbrechen künstlerisch verarbeiten« ins Auge fiel. Daneben ein Foto von Rebecca mit geschlossenen Augen und zurückgeworfenem Kopf. Mitten auf der Stirn trug sie eine Gefangenennummer.
    Rebecca Morant – Flittchen der Schmuddelpresse oder seriöse Künstlerin? Nur Leute, die hinter dem Mond
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