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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition)
Autoren: Mo Hayder
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rechts und flog wieder ein paar Kreise. Unter dem Hubschrauber zog jetzt ein dichtes Waldgebiet vorbei. Der Luftbeobachter starrte auf den Monitor. Dann machte er sich am Joystick des Laptops zu schaffen, und die Infrarotkamera, die unter dem Cockpit am Boden des Helikopters befestigt war, ließ ihr Auge über den Park schweifen.
    »Und – was Neues?«
    »Weiß nicht. Ich sehe da irgendwas im Bereich zehn Uhr, allerdings …« Da es an der nötigen Tiefenschärfe fehlte, war es schwierig, etwas Genaues zu erkennen, und sobald sie in die Nähe des Objektes kamen, versetzte der Luftwirbel der Rotorblätter die Baumkronen in Aufruhr. Der Mann glaubte, ein merkwürdig rundes Objekt von der Größe eines Autoreifens ausgemacht zu haben. Aber dann peitschten die Äste wieder wie vom Sturm geschüttelt hin und her, und er hatte das Gefühl, sich alles nur eingebildet zu haben. »Scheiße.« Wieder beugte er sich über den Monitor und veränderte mehrmals den Bildausschnitt. »Vielleicht sollten die sich das mal näher ansehen.« Er tippte auf den Monitor. »Sehen Sie das?«
    Der Kommandant neigte sich vor und starrte ebenfalls auf den Bildschirm. Obwohl er nicht genau erkennen konnte, was sein Kollege meinte, lehnte er sich auf seinem Sitz wieder nach hinten und ging auf Cafferys Frequenz. »Neun neun an Einsatzkräfte.«
    »Ja – haben Sie was gefunden?«
    »Könnte sein, dass wir eine Wärmequelle entdeckt haben, aber wir sind uns nicht ganz sicher. Möchten Sie sich das mal näher ansehen?«
    »Natürlich.«
    »Okay. Ganz in der Nähe ist ein See oder ein Bootsweiher oder so was …«
    »Der Bootsweiher?«
    »Ja, der Bootsweiher – und ungefähr zweihundert Meter davon entfernt fängt der Wald an.«
    »Ja, ich kann Ihnen folgen.«
    Der Kommandant beugte sich vor und blickte auf den Punkt auf dem Monitor, den der Luftbeobachter mit dem Finger markiert hatte. »Sie müssen ungefähr hundert Meter in den Wald hinein …«
    »Okay. Verstanden.«
    Der Kommandant signalisierte dem Piloten mit der flachen Hand, die Maschine auf der Stelle schweben zu lassen, und dann starrten die drei Besatzungmitglieder schweigend auf den Bildschirm. In den Kopfhörern war nur ihr Atem zu hören, während sie zusahen, wie die Beamten als weiß glühende Flecken auf dem Monitor langsam näher kamen.
    »Gut so«, murmelte der Kommandant. »Vielleicht können wir Ihnen die Suche noch etwas erleichtern.« Er betätigte einen Hebel, und auf der Unterseite des Helikopters flammte plötzlich ein gewaltiger Scheinwerfer auf. Das Licht war so stark, dass es aus nächster Nähe sogar Beton durchbrennen konnte. Die Einsatzkräfte unten am Boden ließen sich von diesem Licht wie von einem Stern leiten und hasteten unter den Bäumen dem leuchtenden Strahl entgegen. Inzwischen hatte der Luftbeobachter die ringförmige Wärmequelle auf dem Monitor wieder verloren und war plötzlich unsicher, ob er sich die Erscheinung nur eingebildet hatte oder nicht.
    »Howie?«, fragte der Kommandant von hinten. »Befinden wir uns überhaupt an der richtigen Stelle?«
    Der Luftbeobachter schwieg. Er saß nach vorne gebeugt da und versuchte, die Wärmequelle wieder auf dem Monitor sichtbar zu machen.
    »Howie?«
    »Ja – ich glaube, aber …«
    »Bodeneinheiten an neun neun«, meldete sich Caffery über Funk. »Wir sind ziemlich ratlos hier unten. Können Sie uns vielleicht helfen?«
    »Howie?«
    »Ich weiß nicht, ich blicke nicht mehr durch. Aber ich habe etwas gesehen.« Er verkleinerte den Bildausschnitt und schüttelte den Kopf. Der Lärm der Motoren und der Rotorblätter, die Hitze und die Gerüche, dies alles setzte ihm so zu, dass er sich nur schwer konzentrieren konnte. Unten standen die Polizeibeamten und starrten ratlos zu dem Helikopter hinauf. »Scheiße«, murmelte der Kommandant. »Howie, verdammt noch mal.« Er konnte Caffery nicht länger warten lassen, deshalb sagte er: »Also … ich weiß nicht …«
    »Hm, ärgerlich.«
    Der Kommandant verlor allmählich die Geduld. »Und was ist mit dem Treibstoff?«
    Der Pilot schüttelte den Kopf. »Noch ungefähr ein Viertel.«
    Der Kommandant stieß einen Pfiff aus. »Also müssen wir bald tanken. Zwanzig Minuten, Howie, reicht das?«
    »Also, ich sehe nichts. Scheint so, als hätte ich mich getäuscht.«
    Der Kommandant seufzte. »Okay, verstanden.« Er ging auf die Frequenz der Bodenkontrolle. »India Lima, uns geht allmählich der Saft aus, wir fliegen jetzt nach Fairoaks rüber, um nachzubunkern. Sieht ganz
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