Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition)
Autoren: Mo Hayder
Vom Netzwerk:
Funkfrequenztabelle aus der Seitentasche seiner Hose und warf einen Blick darauf. Dann rückte er die Kopfhörer und das Mikrofon zurecht und nahm mit der Bodenkontrolle in Brixton Kontakt auf. »India neun neun an Lima Delta.«
    »Guten Abend, India neun neun. Wir haben einen Helikopter über uns – sind Sie das?«
    »Richtig. Wir würden gerne auf Frequenz fünfundzwanzig mit den Einsatzkräften sprechen.«
    »Geht in Ordnung, India neun neun.«
    Dann hörte der Kommandant plötzlich Inspector Cafferys Stimme. »Hallo, neun neun. Wir können Sie sehen. Danke, dass Sie gekommen sind.«
    Der Luftbeobachter beugte sich über den Wärmebildmonitor. Ein schlechter Abend für diese Technik – die von unten aufsteigende Hitze stellte die Infrarotkamera auf eine harte Probe und ließ alles auf dem Bildschirm in demselben milchigen Einheitsgrau erscheinen. Dann sah er in der linken oberen Ecke des Monitors eine leuchtend weiße Gestalt, die mit den Armen in der Luft herumfuchtelte. »Okay, ich hab ihn.«
    »Keine Ursache«, sagte der Kommandant in sein Mikrofon. »Ist doch selbstverständlich. Wir haben jetzt Blickkontakt mit Ihnen da unten.«
    Der Beobachter justierte die Kamera, bis die Einsatzkräfte unten am Boden deutlich zu erkennen waren: hell leuchtende Gestalten, die sich von den Bäumen ringsum abhoben. Ja, das mussten insgesamt wenigstens vierzig Beamte sein. »Himmel, die haben den Park echt gründlich abgeriegelt.«
    »Sie haben Ihre Leute ganz ausgezeichnet positioniert«, sagte der Kommandant zu Caffery.
    »Ich weiß. Heute Abend geht uns hier unten niemand durch die Lappen.«
    »Ziemlich großes Gebiet, und Tiere gibt es dort unten auch, aber wir werden unser Bestes tun.«
    »Danke.«
    Der Kommandant beugte sich vor und sagte zu den Männern vorne im Cockpit: »Also, dann fangen wir mal an.«
    Der Pilot flog zunächst über dem südlichen Teil des Parks eine Rechtskurve. Knapp einen Kilometer weiter westlich sahen sie jetzt unter sich den ausgetrockneten Bootsweiher, der sich von der Umgebung hell abhob. Zwischen den Bäumen funkelten die vier Seen dunkel zu ihnen herauf. Die Männer teilten den Park in Zonen ein und flogen in rund hundertfünfzig Metern Höhe konzentrische Kreise, während der Luftbeobachter vor seinem Monitor hockte. Er trug Ohrenschützer gegen den Lärm der Rotorblätter. Ständig tippte er neue Befehle in seinen Laptop ein, konnte aber nirgends Wärmeflecken erkennen. Die schwitzenden Einsatzkräfte auszumachen, die zudem noch im Freien gestanden hatten, war kein Problem gewesen, doch ansonsten waren wegen der Hitze kaum Wärmeunterschiede festzustellen, und natürlich konnte sich unter dem sommerlichen Laubdach alles Mögliche verbergen. Die Instrumente waren buchstäblich mit Blindheit geschlagen. Als sie wieder eine Kurve flogen, sagte der Luftbeobachter zu seinem Kommandanten: »Wir könnten genauso gut in den Wind pinkeln.« Das Wort »pinkeln« wählte er ganz bewusst und verzichtete auf einen derberen Ausdruck, denn schließlich wurde alles, was er hier oben von sich gab, elektronisch aufgezeichnet. »Ja, das ist richtig: Genauso gut könnten wir in den Wind pinkeln.«
     
    Unten standen Caffery und Souness neben dem Wagen der Spurensicherung und starrten zu den Lichtern des Helikopters hinauf. Caffery hoffte inständig, dass die Männer dort oben den Fall für ihn lösen und Rory Peach finden würden. Inzwischen war es eine Stunde her, seit der Besitzer des indischen Lebensmittelladens die Nummer 999 gewählt und damit den Alarm ausgelöst hatte.
    Ein Großteil des Arbeitslosengeldes der Peaches ging für Carmels Superking-Zigaretten drauf, sodass die Leute am Wochenende meist pleite waren und in dem Laden an der Ecke anschreiben ließen. Als bis Montagabend niemand die Rechnung vom vergangenen Wochenende beglichen hatte, hatte sich der indische Ladenbesitzer auf den Weg zum Haus Nummer dreißig gemacht, um sein Geld einzutreiben. War nicht das erste Mal gewesen, wie er Caffery erzählte, und Angst vor Alek Peach hatte er angeblich auch keine. Trotzdem begleitete ihn sein Schäferhund, als er um 19 Uhr bei den Peaches klingelte.
    Keine Reaktion. Er klopfte laut an die Tür. Wieder nichts. Widerwillig setzte er seinen Weg fort und ging mit dem Hund in den Park.
    Sie spazierten zunächst an den Gärten auf der Rückseite der Reihenhauszeile vorbei und wollten gerade in den Park einbiegen, als sich der Schäferhund plötzlich umdrehte und laut anschlug. Der Ladenbesitzer blickte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher