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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung
Autoren: John Grisham
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Champagner wieder in den Kühler und verließ den Raum, als das Telefon erneut klingelte. Diesmal war es Randall aus Boston, und auch er würde sich eine Stunde gedulden müssen, bis Backman zurückrufen konnte.
    Joel knallte den Hörer auf. »Essen Sie etwas, Dan, ich habe genug für uns beide bestellt.«
    »Nein, danke, ich hatte vorhin einen Bagel.« Sandberg nahm das Champagnerglas und nippte daran.
    Backman tauchte einen Cracker in den Berg Kaviar, der ihn fünfhundert Dollar gekostet hatte, und schob ihn sich in den Mund. Er sah aus wie ein Teenager, der sich Mais-Chips mit Salsa zu Gemüte führt. Geräuschvoll kauend, ging er mit dem Glas in der Hand auf und ab.
    »Meine Begnadigung«, sagte er. »Ich habe Präsident Morgan gebeten, meinen Fall zu überprüfen. Zuerst dachte ich, er hätte kein Interesse, aber er ist ein sehr scharfsinniger Mensch.«
    »Arthur Morgan?«
    »Ja. Er wurde als Präsident stark unterschätzt, Dan. Er hat die harte Kritik nicht verdient. Wir werden ihn noch vermissen. Auf jeden Fall wurde Morgan immer unbehaglicher zumute, je länger er sich mit der Sache befasste. Er durchschaute die Ablenkungsmanöver der Regierung und ihre Lügen. Weil er früher Strafverteidiger war, wusste er, dass das FBI durchaus in der Lage ist, Unschuldigen etwas anzuhängen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie unschuldig waren?«
    »Absolut. Ich habe nichts Unrechtes getan.«
    »Aber Sie haben sich doch schuldig bekannt.«
    »Ich hatte keine Wahl. Zuerst wurde gegen mich und Jacy Hubbard Anklage erhoben, obwohl die Vorwürfe allesamt aus der Luft gegriffen waren. Wir ließen uns nicht beeindrucken. ›Bringen Sie uns ruhig vor Gericht‹, sagten wir. ›Wir werden die Geschworenen schon überzeugen.‹ Das jagte den Leuten vom FBI einen gehörigen Schrecken ein. Sie reagierten, wie sie es immer tun, und knöpften sich unsere Freunde und Familien vor. Diese Idioten mit ihren Nazimethoden erhoben Anklage gegen meinen Sohn, der gerade erst das Jurastudium abgeschlossen hatte und nichts über meine Geschäfte wusste. Warum haben Sie darüber nicht geschrieben?«
    »Habe ich.«
    »Auf jeden Fall blieb mir keine Wahl, ich musste mich opfern. Es war für mich eine Frage der Ehre. Ich bekannte mich schuldig, und im Gegenzug wurden alle Vorwürfe gegen meinen Sohn und meine Partner fallen gelassen. Präsident Morgan hat das durchschaut. Deswegen wurde ich begnadigt. Ich hatte es verdient.«
    Noch ein Cracker mit schwarzem Gold, der mit Champagner heruntergespült wurde. Backman tigerte auf und ab, hatte das Jackett inzwischen abgelegt – ein Mann, der seinem Herzen Luft machen musste. Dann blieb er plötzlich stehen. »Lassen wir die Vergangenheit ruhen, Dan, und reden wir über die Zukunft. Sehen Sie sich das Weiße Haus da drüben an. Waren Sie jemals bei einem Staatsbankett mit Smoking, Marines in Galauniform, verführerischen Damen in Abendkleidern?«
    »Nein.«
    Backman stand am Fenster und starrte zum Weißen Haus hinüber. »Ich war zweimal bei so einem Bankett eingeladen«, erwiderte er mit einer Spur Melancholie.
    »Und ich werde wieder eingeladen. Geben Sie mir zwei, vielleicht drei Jahre. Eines Tages werde ich wieder eine persönliche Einladung erhalten. Goldene Buchstaben, erlesenes Papier. ›Der Präsident und die First Lady würden sich über Ihre Anwesenheit freuen‹ …« Er wandte sich um und warf Sandberg einen selbstzufriedenen Blick zu. »Das ist Macht, Dan. Dafür lebe ich.«
    Guter Auftritt, aber Sandberg interessierte sich für andere Dinge. Er holte den Lobbyisten mit einer scharfen Frage in die Realität zurück. »Wer hat Jacy Hubbard umgebracht?«
    Backman ließ die Schultern sinken und griff zum Champagner. »Es war Selbstmord. Ganz einfach Selbstmord, Dan. Für Jacy war die Demütigung unerträglich geworden. Das FBI hatte sein Leben zerstört, damit wurde er nicht fertig.«
    »Sie sind der Einzige in Washington, der an Selbstmord glaubt.«
    »Ich bin auch der Einzige, der die Wahrheit kennt. Drucken Sie das bitte.«
    »Werde ich.«
    »Reden wir von etwas anderem.«
    »Ehrlich gesagt, interessiert mich Ihre Vergangenheit viel mehr als Ihre Zukunft, Mr Backman. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Morgan Sie auf Druck von Teddy Maynard begnadigt hat, weil die CIA beobachten wollte, wer Sie liquidiert.«
    »Suchen Sie sich neue Quellen.«
    »Sie streiten also ab …«
    »Ich bin hier!« Backman breitete die Arme aus, um sich Sandberg in voller Lebensgröße zu
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