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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung
Autoren: John Grisham
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meiner Firma wird es mit Sicherheit eine Abteilung für Lobbyismus geben. Das ist ein wichtiger Teil unseres Geschäfts, aber bestimmt nicht das Kernstück.«
    »Von welcher Firma sprechen Sie?«
    »Von der neuen.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Mr Backman.«
    »Ich gründe eine neue Firma, die Backman Group, mit Büros hier, in New York und San Francisco. Wir beginnen mit sechs Partnern, dürften uns aber innerhalb eines Jahres auf etwa zwanzig vergrößern.«
    »Was sind das für Leute?«
    »Im Moment kann ich keine Namen nennen. Wir verhandeln noch über Einzelheiten. Die Feinabstimmung ist eine ziemlich heikle Angelegenheit. Offizieller Start soll am 1. Mai sein. Dürfte eine große Sache werden.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Es handelt sich also nicht um eine Anwaltskanzlei?«
    »Nein, aber wir werden zu einem späteren Zeitpunkt eine Rechtsabteilung einrichten.«
    »Ich dachte, Sie hätten Ihre Zulassung verloren, als …«
    »Das stimmt. Aber aufgrund der Begnadigung kann ich die Anwaltsprüfung noch einmal machen. Falls mir danach ist, Menschen vor Gericht zu bringen, frische ich einfach meine Kenntnisse auf und besorge mir eine Zulassung. Allerdings dürfte das noch etwas dauern, im Augenblick haben wir einfach zu viel zu tun.«
    »Und was haben Sie zu tun?«
    »Wir müssen die Sache ins Rollen bringen, Kapital aufbringen und vor allem potenzielle Kunden gewinnen.«
    »Können Sie mir einige dieser Kunden nennen?«
    »Im Moment natürlich nicht, da müssen Sie sich ein paar Wochen gedulden.«
    Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. Backman beäugte es stirnrunzelnd. »Einen Augenblick, das ist ein Anruf, auf den ich gewartet habe.« Er ging zum Schreibtisch und hob ab. »Backman, ja, hallo, Bob. Ja, morgen bin ich in New York. Hören Sie, kann ich Sie in einer Stunde zurückrufen? Ich bin gerade beschäftigt.« Er hängte auf. »Entschuldigen Sie.«
    Der Anrufer war Neal gewesen, der wie geplant um genau 9.15 Uhr angerufen hatte und sich während der nächsten Stunde alle zehn Minuten melden würde.
    »Kein Problem«, sagte Sandberg. »Reden wir über Ihre Begnadigung. Haben Sie die Berichte gesehen, die darüber im Umlauf sind? Angeblich haben Sie sich Ihren Straferlass erkauft.«
    »Denken Sie, ich lese keine Zeitung? Meine Anwälte sitzen in den Startlöchern, Sandberg, die werden sich der Sache schon annehmen. Falls es dem FBI gelingt, eine Anklagejury auf die Beine zu stellen – und die Betonung liegt auf falls –, werde ich als Erster aussagen. Ich habe absolut nichts zu verbergen und werde gegen die Unterstellung, ich hätte mir den Straferlass erkauft, gerichtlich vorgehen.«
    »Sie wollen die verklagen?«
    »Allerdings. Meine Anwälte bereiten im Augenblick einen Verleumdungsprozess gegen die New York Times und diesen Heath Frick vor, ihren Mann fürs Grobe. Das wird eine hässliche Schlacht werden. Die werden mir eine schöne Stange Geld zahlen müssen.«
    »Sind Sie sicher, dass ich das drucken soll?«
    »Klar! Und wenn wir schon dabei sind, möchte ich Sie und Ihre Zeitung für die bis jetzt gezeigte Zurückhaltung loben. Eher ungewöhnlich, aber bewundernswert.«
    Sandbergs Artikel über seinen Besuch in der Präsidentensuite des Hay-Adams war für ihn von Anfang an eine große Sache gewesen. Aber jetzt war ihm klar, dass die Story am nächsten Morgen auf der Titelseite landen musste. »Nur zur Information: Sie streiten also ab, für den Straferlass bezahlt zu haben?«
    »Das streite ich kategorisch und mit allem Nachdruck ab. Falls jemand etwas anderes behauptet, werde ich diese Person verklagen.«
    »Und warum wurden Sie dann begnadigt?«
    Backman setzte sich zurecht und hob gerade zu einer langen Rede an, als der Türsummer ertönte. »Ah, das Frühstück!« Er sprang auf und öffnete die Tür. Ein Kellner im weißen Jackett rollte einen Servierwagen mit Kaviar und allem Drum und Dran, Rührei mit Trüffeln sowie einer Flasche Krug-Champagner in einem mit Eis gefüllten Kühler herein. Während Backman die Rechnung unterschrieb, öffnete der Kellner die Flasche.
    »Ein Glas oder zwei?«, erkundigte sich der Kellner.
    »Champagner, Dan?«
    Sandberg sah unwillkürlich auf die Uhr. Ein bisschen früh für Alkohol, aber warum eigentlich nicht? Wie oft saß er schon mit Blick auf das Weiße Haus in der Präsidentensuite des Hay-Adams und trank Champagner, der dreihundert Dollar die Flasche kostete? »Gern, aber nur einen Schluck.«
    Der Kellner füllte zwei Gläser, stellte den
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