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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung
Autoren: Vince Flynn
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einem so extremen Plan mitgemacht, wenn man ihm nicht diese Fotos vor die Nase gehalten hätte – ein Manöver, das ihm sagte, dass die andere Seite bereit war, zu schmutzigen Mitteln zu greifen. Garret wusste, dass es sein Erzfeind Cap Baker war, der ihm die Fotos geschickt hatte. Die Situation war damals so, dass Garrets Kandidaten, Präsidentschaftskandidat Josh Alexander und sein Vize Mark Ross, im Rennen um das Weiße Haus weit zurücklagen. Die Wahlkampfkasse war fast leer, und die Zeit, um den Rückstand zu verkürzen, wurde immer knapper, doch sie hatten immerhin noch eine Chance. Zumindest bis die Fotos kamen.
    Es gab vieles, mit dem Garret fertig wurde, aber dass die Frau seines Kandidaten bei einem Seitensprung mit einem Secret-Service-Agenten fotografiert worden war, stellte selbst ihn vor unlösbare Probleme. Garret zeigte die Fotos Mark Ross, Alexanders Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten. Ross drehte erst einmal durch, doch nachdem er eine halbe Stunde vor sich hin geflucht hatte, begann er zu überlegen. Er war nicht bereit, so einfach aufzugeben. Er hatte nicht so lange für sein Lebensziel gearbeitet, um sich seine Pläne von irgendeiner Schlampe zunichtemachen zu lassen. Ross hatte Kontakte aus seiner Zeit bei der CIA und als Chef der amerikanischen Geheimdienste. Er machte sich daran, einen Weg zu finden, das Problem aus der Welt zu schaffen, und nach nicht einmal einer Woche hatte er eine Vereinbarung mit einem äußerst zwielichtigen Mann namens Cy Green getroffen, der vor der amerikanischen Justiz ins Ausland geflüchtet war.
    Etwas mehr als sechzehn Monate waren nun seit dem Anschlag auf die Wagenkolonne des Präsidenten vergangen, bei dem Julian Rautbort und vierzehn weitere Personen ums Leben kamen, darunter auch der Secret-Service-Agent, mit dem sie geschlafen hatte. Garret hatte sich selbst eingeredet, dass er nur ein unbeteiligter Zuschauer in der ganzen Sache war. Dass er den Plan weder gutgeheißen noch kritisiert habe. Dass er einfach nur seine Anweisungen befolgt hätte.
    Garret erinnerte sich an den Schock und sein Staunen darüber, dass der Anschlag tatsächlich zum gewünschten Ziel führte. Die Medien, die Öffentlichkeit und sogar die Polizei – alle ließen sich täuschen. Eine Terrorgruppe übernahm die Verantwortung für den Anschlag, und es wurde alles unternommen, um die Schuldigen zu finden. Die Wähler wechselten in Scharen zu Alexander und Ross, und einige Wochen später ritten sie auf dieser Sympathiewelle zum Wahlsieg. Alles lief wie geschmiert, bis etwa eine Woche vor der Amtseinführung. Mitch Rapp, der Antiterror-Spezialist der CIA, hatte es irgendwie geschafft, den Killer aufzuspüren, der die Autobombe gezündet hatte. Binnen weniger Tage drohte all das in sich zusammenzufallen, wofür sie so mühsam gearbeitet hatten.
    Nur wenige Tage vor der Amtseinführung verschwanden die beiden Männer spurlos, die ihnen zu diesem spektakulären Sieg verholfen hatten. Das allein war schon beunruhigend genug, doch es war nichts im Vergleich zu dem Schock, den es Garret versetzte, als der designierte Vizepräsident Ross am Morgen seiner Amtseinführung an einem Herzinfarkt starb. Und das noch dazu im Oval Office. Garret wusste, dass Ross schon lange Herzprobleme hatte, doch der Zeitpunkt seines Todes war mehr als merkwürdig. Er hatte keine echten Beweise, dass Rapp dahintersteckte, die Tatsache hingegen, dass alle drei Verschwörer in derselben Woche starben, konnte kein Zufall sein. Garrets Gefühl sagte ihm, dass die CIA ihre Finger im Spiel hatte, aber er war nicht in der Position, um mit seiner Vermutung zur Polizei oder zu den Medien zu gehen. Er verließ Washington und nahm sich fest vor, nie mehr zurückzukehren. Ein Jahr später überdachte er diesen Entschluss jedoch schon wieder.
    Er vermisste es ganz einfach, die Medien und die Wähler zu manipulieren. Er sehnte sich danach, die Republikaner auszutricksen und zuzusehen, wie sie sich über seine schmutzigen Manöver beklagten. Die Leute rund um Präsident Alexander zählten offenbar darauf, dass er den Wahlkampf für die Wiederwahl leiten würde, der in etwas mehr als einem Jahr beginnen würde. Niemand in der Geschichte der Vereinigten Staaten hatte es je geschafft, drei erfolgreiche Wahlkämpfe zu leiten. Es würde ihm schwerfallen, die Chance auszuschlagen, der Erste und wahrscheinlich Einzige zu sein, dem das je gelang.
    Garret schlug das Laken zurück, ohne Rücksicht auf seine Frau, die neben ihm lag.
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