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Die Barbaren von Ragnarok

Die Barbaren von Ragnarok

Titel: Die Barbaren von Ragnarok
Autoren: Tom Godwin
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keine nennenswerten Erzvorkommen und keine bekannten eßbaren Pflanzen, und seine lange, extrem elliptische Umlaufbahn und zwei Sonnen ließen sein Klima zwischen unerträglicher Sommerhitze und ebenso unerträglicher Winterkälte schwanken. Zu diesen menschenfeindlichen Klimabedingungen kam eine Masse, die das Eineinhalbfache der Erdschwere ausmachte und jeden Besucher wie mit Bleigewichten niederzog. Die gefährlichen Waldschliefer und Einhörner waren seine dominierenden Lebensformen, und das Höllenfieber drohte jede Siedlung in einen Friedhof zu verwandeln.
    Unweit von Ragnarok war es gewesen, wo zwei Kreuzer der Gern das unbewaffnete Auswandererschiff Konstellation aufgebracht hatten, das mit achttausend Kolonisten von der Erde unterwegs zur reichen, unbewohnten Welt Athena gewesen war.
    Das Prisenkommando hatte die Antriebsmaschinen der ›Constellation‹ zerstört und die Kolonisten in zwei Gruppen eingeteilt, die Arbeitsfähigen und die anderen – eine Einteilung, die erbarmungslos Familien auseinanderriß. Die Arbeitsfähigen wurden auf einen der Kreuzer umgeladen und nach Athena gebracht, das die Gern nun als ihre eigene Kolonie betrachteten, während alle anderen vom zweiten Kreuzer übernommen und in einem öden kleinen Tal auf Ragnarok abgesetzt wurden. Dreihundertzwanzig von ihnen starben in der ersten Nacht …
    »Es ist klar, daß die Ausgesetzten Unvorstellbares durchmachten«, sagte Hayden in verändertem Ton. Er stand auf und blickte auf seine Uhr. »Sollten Sie doch noch meine Hilfe benötigen, so lassen Sie es mich wissen. Ich muß mich jetzt wieder um meine Pflichten kümmern.«
    Er war noch nicht lange draußen, als der Kommunikator das Signal gab, das die Antwort von Ragnarok ankündigte. John Humbolt rief Norman Lake auf die Brücke und wartete.
    »Hallo, John«, sagte eine von knisternden und rauschenden Störungen überlagerte Stimme. Es war nicht das rauhe Organ des alten Dan Destry, sondern Lora Lakes weiche Stimme. »Eure Nachricht ist eben eingetroffen, und ich lasse Dan holen. Ich weiß, was Dan euch sagen wird – daß ihr auf der Erde Zwischenstation machen sollt. Aber ich habe so eine alberne Vorahnung – ich wünschte, ihr würdet ohne Aufenthalt nach Ragnarok kommen, so daß wir … Hier ist Dan, jetzt.«
    »Ich habe nicht viel von dieser weiblichen Intuition«, rumpelte Destrys Baß ohne Einleitung, »also würde ich sagen, daß es keinen Grund gibt, warum das Gespensterschiff hier aufkreuzen sollte. Wer intelligent genug ist, ein Schiff für die dritte Ebene zu bauen, wird nicht zu sinnlosen Aktionen wie dem Abschlachten von Frauen und Kindern neigen. Trotzdem werde ich die meisten Frauen und Kinder aus der Stadt schicken, daß sie ihre Verstecke im Hügelland aufsuchen. Haltet ihr ruhig an eurem Plan fest. Ich glaube nicht an eine Bedrohung, und ihr könntet ohnedies nicht rechtzeitig hier sein. Aber wir werden in Verbindung bleiben, richtig? Ende.«
    John Humbolt verließ den Kommunikator. »Sieh zu, daß alle unsere Leute auf den anderen Schiffen der Flotte an Bord der ›Ragnarok‹ kommen, Norman«, sagte er. »Und das fremde Personal bei uns soll sich bereithalten, so daß es im Ernstfall innerhalb von fünf Minuten von Bord gehen kann.«
    »Du glaubst, daß die zu Hause in Gefahr sind?« fragte Norman erstaunt. »Nachdem du zuerst das Gegenteil dachtest?«
    John zuckte mit den Schultern. »Es ist nur eine Sicherheits-vorkehrung«, sagte er.
    Stunden vergingen. Ragnarok gab in Abständen kurze, negative Meldungen durch. Auch auf Athena war man unruhig geworden, wie John einigen mitgehörten Kommunikationen entnahm, aber es gab keine konkreten Anhaltspunkte für den Aufenthalt und das wahrscheinliche Ziel des Phantomschiffs.
    Dann kam die Stunde, da das Gespensterschiff Ragnarok erreichen mußte, wenn ihre Schätzungen seiner Geschwindigkeit und seines Kurses richtig waren. Norman Lake und Dale Ord waren mit John Humbolt auf der Brücke und warteten in gespanntem Schweigen, während die Uhrzeiger ihren Weg krochen. Sie warteten länger als eine halbe Stunde, dann kam endlich der Anruf von Destry auf Ragnarok:
    »Nichts. Wir sitzen hier herum und halten Wache, aber es gibt kein Anzeichen, daß wir Besuch kriegen …«
    Destry rief noch sechsmal an, in jeweils halbstündigen Intervallen, um zu melden, daß alles in Ordnung war. Schließlich, nach der siebten Meldung, sagte er:
    »Fünf Stunden sind jetzt vergangen, seit dieses Ding hier sein sollte, und noch immer fehlt
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