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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Ludlum
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ein besonderes Talent dafür besaß, untergetauchte Leute, die verschwunden bleiben wollten, aufzuspüren, war ein großer Teil seiner Erfolge  – das wollten seine Kollegen nie glauben, aber er wusste, dass es stimmte – auf reine Beharrlichkeit zurückzuführen.
    Jedenfalls hatte er so endlich Chalil Ansari aufgespürt, nachdem ganze Sonderkommissionen mit leeren Händen zurückgekommen waren. Die Bürokraten gruben eifrig, stießen mit ihren Schaufeln auf gewachsenen Fels und gaben die Sache als aussichtslos auf. Das war nicht Belknaps Art. Jede Suche war anders;
jede erforderte eine Kombination aus Logik und Launenhaftigkeit, weil jeder Mensch eine Mischung aus Logik und Launenhaftigkeit war. Keines von beiden genügte jemals allein. Die Computer in der Zentrale konnten riesige Datenbanken durchsuchen und mit Meldungen von Grenzkontrollstellen, Interpol und ähnlichen Einrichtungen abgleichen, aber man musste ihnen sagen, wonach sie suchen sollten. Rechner ließen sich so programmieren, dass sie bestimmte Verhaltensmuster erkannten  – aber sie mussten erst Anweisung haben, welche Muster sie erkennen sollten. Und sie konnten sich nie in die Gedanken einer Zielperson hineinversetzen. Ein Spürhund konnte einen Fuchs auch deshalb aufstöbern, weil er wie einer denken konnte.
    Dann wurde angeklopft, und eine junge Frau – schwarzes Haar, dunkler Teint, aber nach Belknaps Einschätzung eher italienisch als levantinisch – trat ein. Der strenge Schnitt ihrer schwarz-weißen Dienstmädchenkleidung konnte die Schönheit der jungen Frau nicht verbergen: die knospende Sexualität eines Mädchens, das erst vor Kurzem zu voller körperlicher Reife gelangt ist. Sie trug ein Silbertablett mit einer Porzellankanne und einer kleinen Tasse. Minztee, das roch Belknap sofort. Der Händler des Todes hatte ihn sich bringen lassen. Jemeniten machten selten Geschäfte ohne eine Kanne Minztee oder tschai , wie sie ihn nannten, und Chalil, der im Begriff war, eine ganze Reihe von Geschäften abzuschließen, machte keine Ausnahme. Belknap hätte fast gelächelt.
    Es waren unweigerlich solche Details, die Belknap halfen, seine schwer zu fassenden Zielpersonen aufzuspüren. Ein Beispiel aus jüngster Zeit war Garson Williams, der verräterische Wissenschaftler aus Los Alamos, der Atomgeheimnisse an die Nordkoreaner verkauft hatte und dann untergetaucht war. Das FBI fahndete vier Jahre lang vergeblich nach ihm. Schließlich erhielt Belknap den Auftrag, ihn zu finden. Zwei Monate später spürte er ihn auf. Williams – das wusste er aus einer Inventur seines
Haushalts – hatte eine ausgesprochene Schwäche für Marmite, einen salzigen Brotaufstrich auf Hefebasis, der bei Engländern bestimmten Alters und ehemaligen britischen Untertanen beliebt war. Williams hatte ihn während seines Graduiertenstudiums in Oxford kennen- und liebengelernt. Beim Studium einer Inventarliste aus dem Haushalt des Physikers war Belknap aufgefallen, dass er drei Gläser davon in seiner Speisekammer stehen gehabt hatte. Das FBI hatte seine Gründlichkeit dadurch bewiesen, dass es sämtliche Gegenstände in Williams’ Haus durchleuchtet hatte, damit sichergestellt war, dass nirgends Mikrofilme versteckt waren. Aber die FBI-Agenten dachten nicht wie Belknap.
    Der Physiker würde sich in ein weniger entwickeltes Land abgesetzt haben, in dem Ausweiskontrollen nachlässig gehandhabt wurden: Das war nur logisch, weil die Nordkoreaner ihm bestimmt keine Papiere in der Qualität hatten liefern können, die im Informationszeitalter den Kontrollen in westlichen Staaten hätten standhalten können. Also befasste Belknap sich mit den Orten, an denen der Mann Urlaub gemacht hatte, und suchte ein Verhaltensmuster, eine unterschwellige Vorliebe. Die von ihm ausgespannten Stolperdrähte waren eigenartig: Sie würden Alarm auslösen, wenn bestimmte Örtlichkeiten mit bestimmten typischen Essgewohnheiten zusammentrafen. Ein abgelegenes Hotel erhielt eine Sendung einer englischen Spezialität; ein Anruf  – scheinbar von einem geschwätzigen Firmenvertreter, der eine Kundenbefragung durchführte – ergab, dass die Lieferung nicht für einen Gast, sondern einen in der Nähe lebenden Amerikaner bestimmt gewesen war.
    Das Beweismaterial, wenn man es so nennen wollte, war absurd schwach; Belknaps Intuition war es nicht. Er spürte Williams schließlich in einem Fischerdorf an der Arugam Bay im Osten Sri Lankas auf, weil er allein kam. Er folgte einer Eingebung  – er
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