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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
Autoren: Robin Benway
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Theorie, dass ich verschwunden war?« Dabei hielt ich das Lenkrad so fest umklammert, dass es aussah, als würden meine Fingerknöchel gleich durch die Haut platzen. Ich drückte nacheinander jeden Finger einzeln dagegen, wobei ich sie im Kopf immer wieder zählte, erst bis zehn und dann rückwärts bis eins.
    Â»Würdest du jetzt bitte endlich rechts ranfahren?«, kreischte April. »Du kannst so nicht fahren!«
    Â»Und doch tue ich es!«, konterte ich.
    Â» WÜRDET IHR MIR JETZT BITTE MAL EINEN MOMENT ZUHÖREN !« June kann so laut brüllen, dass man sich wünscht, man wäre taub.
    Â» NEIN !«, schrien wir beide zurück.
    Â» NA TOLL !«, brüllte sie, ließ sich gegen die Lehne fallen und verschränkte die Arme. »Dann müsst ihr eben blöd sterben. Mir doch egal.«
    Ungefähr 15 Sekunden lang herrschte Schweigen, und ich bog in unsere Straße ein. Ein Haus sah hier aus wie das andere. In der ersten Woche nach unserem Umzug musste Mom immer die Garage offen lassen, damit wir erkannten, wo wir wohnen. Aber heute sah ich die Häuser kaum. Ich war zu beschäftigt damit, innere Versprechen zu machen. Ich schwöre, nie wieder die Schule zu schwänzen, sagte ich mir in Gedanken. Ich werde freundlicher zu meinen Schwestern sein. Ich werde europäische Geschichte nicht mehr hassen und endlich dafür büffeln. Ich werde mich ehrenamtlich für Krebskranke engagieren, um das eine Mal wieder gutzumachen, wo ich diese Zigarette geraucht …
    Vom Rücksitz her tönte klar und deutlich Junes Stimme. »Ach, du hast geraucht?«
    Fast wäre ich in die Mülltonnen vor unserem Haus gebrettert, schaffte es aber gerade noch, kontrolliert zum Stehen zu kommen, ehe ich mich zu ihr umdrehte und sie sprachlos anstarrte. April starrte ebenfalls. »Was?«, fragte sie June. »Wovon redest du?«
    Ausgeschlossen, dass sie das weiß, dachte ich. Voll. Und. Ganz. Ausgeschlossen.
    June lehnte sich zurück. »Wollen wir wetten?«
    April hielt sich mit der Hand den Mund zu. »Hast du gerade ihre Gedanken …?«
    Â»Yep«, sagte June und klang widerlich selbstgefällig. »Das wollte ich euch die ganze Zeit sagen. Und keine Angst, May«, fügte sie noch hinzu, »ich hab nicht vor, das mit der Zigarette Mom zu erzählen. Noch nicht.«
    Â»Bete lieber, dass meine Hände wieder verschwinden, bevor ich dir damit den Hals umdrehen kann«, schrie ich und wollte mich auf sie stürzen.
    Â»Halt, halt, stopp!«, schritt April ein und zog mich zurück, während June sich schon in die hinterste Ecke vom Rücksitz verkrochen hatte. »Lass das, May! Mom und Dad sind da und bestimmt werden …«
    Wir erstarrten gerade rechtzeitig in dem Moment, als meine Eltern gemeinsam aus der Haustür kamen. Dad hatte seine Sonnenbrille auf, und Mom war noch in ihren Büroklamotten. Beide hatten die Lippen aufeinandergepresst. Draußen diskutierten sie dann über etwas, das wir nicht hören konnten. Es sah nicht gut aus, aber andererseits hatte in den letzten achtzehn Monaten keins ihrer Gespräche gut ausgesehen. Wie die sich angehört haben, erzähle ich euch lieber gar nicht erst.
    Wir saßen im Auto und beobachteten sie fast eine ganze Minute lang. Mir war nicht ganz klar, ob sie sich wieder stritten oder ob …«
    Â»Nein, sie streiten«, sagte June.
    Â»Hör auf, meine Gedanken zu lesen«, sagte ich ganz benommen, gerade als April zu June sagte: »Hör auf, die Gedanken unserer Eltern zu lesen.« Ich saß einfach nur auf dem Fahrersitz, und meine Beine klebten am Lederbezug fest. Es tat weh, wenn ich sie wegziehen wollte, was ich aber seltsam beruhigend fand. Schmerz tat gut. Schmerz bedeutete, dass ich noch da war.
    Â»Na, meine Süßen!«, rief mein Vater plötzlich. Er hatte das Gespräch abgebrochen, als er uns bemerkt hatte. »Los, kommt, verabschiedet euch noch schnell von eurem alten Vater, bevor er ein Cowboy wird.«
    Ich hätte kotzen können, als er das sagte. Und bei dem Gedanken ans Kotzen brannte mein Hals vor lauter Tequila-Erinnerung, wovon mir noch mehr nach Kotzen zumute war. »Krass«, bemerkte June leise, doch ich hörte sie kaum. Ich dachte darüber nach, wie es das nächste Mal wohl sein mochte, wenn ich zu meinem Vater wollte, ob es ein komisches Gefühl sein würde, in ein Flugzeug zu steigen, um ihn zu besuchen. Ich fragte
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